S&P-Analysten ziehen nach Irlands Ratingnote sinkt
02.02.2011, 14:08 Uhr
Eingeklemmt zwischen Bewertung und Beeinflussung: Die neue S&P-Note kann am Markt niemanden überraschen.
(Foto: REUTERS)
Die Lage der irischen Staatsfinanzen lässt den Analysten der Ratingagentur S&P keine Ruhe. Nach der Auflösung des Dubliner Parlaments stufen die Analysten die Kreditwürdigkeit des Landes tiefer ein - trotz aller europäischen Hilfen.

Führte Irland unter den EU-Rettungsschirm: Dublins scheidender Premierminister Brian Cowen.
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Die Ratingagentur Standard & Poor's (S&P) hat den Daumen über Irland erneut gesenkt. Wegen der Schuldenlage und anhaltenden Probleme des Bankensystems stufte S&P die Bonität des Landes eigenen Angaben zufolge eine Notenstufe tiefer ein. Die langfristige Bonität benotet S&P mittlerweile anstatt wie bisher mit "A" mit "A-", wie die S&P-Niederlassung in London mitteilte. Zudem bleibt Irland weiterhin auf der Beobachtungsliste ("CreditWatch"). Die S&P-Analysten gehen davon aus, dass das Rating für Irland bis April nochmals überprüft wird. Eine weitere Herabstufung ist damit in Reichweite.
Am Vortag war nach dem Bruch der Regierungskoalition in Dublin auch das irische Parlament aufgelöst worden. Der scheidende Premierminister Brian Cowen und die Präsidentin der Republik, Mary McAleese, beendeten die wochenlangen Querelen mit einer offiziellen Erklärung. Die Neuwahlen wurden für den 25. Februar angesetzt. Cowen kündigte an, das neue Parlament werde am 9. März erstmals zusammenkommen.
Die Ratingagentur Moody's hatten ihre Ratingnote für Irland bereits Mitte Dezember nach unten korrigiert und dabei gleich fünf Notenstufen übersprungen. Im Notensystem von Moody's rutschte Irland - Monate nach Ausbruch der Schuldenkrise - von einer eigentlich sehr guten Bewertung "Aa2" auf die deutlich tiefere Notenstufe "Baa1". Die Moody's-Analysten sehen die Perspektiven in Europa ingesamt sehr skeptisch. Die Volatilität am Markt für Staatsanleihen der Euro-Staaten habe zwar abgenommen, sagte Moody's-Analyst Steven Hess Anfang Februar in New York. Die großen Volkswirtschaften des Währungsraums wie Deutschland wiesen so Hess weiter, wieder hohe Wachstumsraten auf, doch gebe es noch immer Risiken. "Es könnte schlimmer werden in Europa", warnte er.
Der Moody's-Experte schloss auch eine Ausbreitung der Schuldenkrise in Europa nicht aus. "Einige Staaten sind noch immer sehr anfällig, und es könnte sich auf andere Länder ausbreiten, die noch nicht ertappt wurden, so wie Griechenland und Irland", sagte Hess und fügte hinzu, es sei noch zu früh zu sagen, wie sich dieses Szenario auf die Bonitätsnoten der größeren Volkswirtschaften im Euroraum auswirken würde.
Daumen hoch für China?
Weitaus positiver schätzt Moody's dagegen die Lage in Asien ein. Die Ratings der asiatischen Staaten würden durch die starke Haushaltslage, die Leistungsbilanzüberschüsse und die guten Wachstumsraten gestützt, hieß es. Die gute Verschuldungslage zeige, dass die Emission von Staatsanleihen insbesondere in Ostasien zunehmen könne. "Wenn es überhaupt Druck auf die Ratings (in Asien) gibt, dann wäre das nach oben", sagte Hess und verwies auf die Möglichkeit von Heraufstufungen in einigen Fällen.
"Wir haben zum Beispiel einen positiven Rating-Ausblick für China, und das zeigt, dass es hier einige Möglichkeiten gibt." Der Umgang mit der hohen Inflation und den Kapitalzuflüssen bleibe aber eine Herausforderung für die Politikverantwortlichen in Asien. Die Notenbanken der Region hätten den Kampf gegen die steigenden Inflationsraten aber aufgenommen, sagte Hess. So sei in China nicht mehr davon auszugehen, dass der Preisdruck außer Kontrolle geraten werde. Außerdem verwies der Moody's-Analyst mit Blick auf die Mittelzuflüsse auf die Möglichkeit von selektiven Kapitalkontrollen.
Quelle: ntv.de, DJ/rts