Shein, Pinduoduo, Tiktok Ist Livestream-Shopping das Ende von Amazon & Co.?
29.05.2024, 10:00 Uhr Artikel anhören
In China ist Live-Stream-Shopping bereits weit verbreitet.
(Foto: picture alliance / CFOTO)
Digitale Direktvertriebsmodelle wie bei den chinesischen Online-Plattformen Shein oder Pinduoduo breiten sich stark aus. Etablierte Player wie Amazon und Zalando müssten sich neu erfinden, sagt E-Commerce-Experte Alexander Graf bei "So techt Deutschland".
"Der Preis gewinnt immer." Davon ist E-Commerce-Experte Alexander Graf überzeugt. Der Gründer und CEO des Startups Spryker beobachtet seit vielen Jahren, wie sich der Handel im digitalen Zeitalter verändert. Klassische Handelsmodelle stünden vor erheblichen Problemen, weil die Kosten in Europa immer weiter steigen. "Jedes Pick & Pack kostet Geld. Je effektiver ich von der Produktion an den Endkunden komme, je weniger Packschritte dazwischen sind, desto besser und günstiger wird es sein", sagt Graf im ntv-Podcast "So techt Deutschland".
Doch nicht nur steigende Kosten und Margendruck setzen den Handel unter Druck. Auch neue Player und Geschäftsmodelle wirbeln die Branche durcheinander. Graf verweist auf den Erfolg von Plattformen wie Pinduoduo in China, wo Nutzer direkt aus dem Video-Feed heraus Produkte kaufen können. "Dieses 'Innerhalb von 10 Sekunden etwas verkaufen' - das verfängt offensichtlich." Auch Tiktok greift dieses Modell auf und startet nach Einschätzung von Graf noch im Juni seinen Shopping-Ableger in Deutschland. Und das könnte großen Einfluss haben.
"Lebensmittel in zehn Jahren online günstiger als im Laden"
Etablierte E-Commerce-Player wie Amazon und Zalando seien zwar besser aufgestellt als der stationäre Handel - doch auch sie müssten sich komplett neu erfinden und ihre Wertschöpfungsketten radikal vereinfachen. "Das ist nicht trivial", betont der Experte. "Ich möchte nicht als Lieferant mein Produkt auf Halde produzieren, zu Otto oder Zalando schicken und die verkaufen es dann irgendwann."
Am Beispiel Lebensmittel rechnet Graf vor: "Wahrscheinlich wird es in zehn Jahren günstiger sein, Lebensmittel online zu kaufen als im Laden." Denn die Lieferinfrastruktur werde immer effizienter. Wenig überraschend sieht Graf auch den stationären Non-Food-Handel, etwa Modeläden, unter Druck: "In der Innenstadt, bis der Schuh im Schaufenster steht und drapiert wurde, haben sehr, sehr viele Hände dieses Produkt angefasst." Bereits heute kauft er selbst fast alles online. Läden besucht er nur noch im Urlaub.
"Der stationäre Handel muss aufpassen, dass er nicht irgendwann komplett weggefegt wird." Kann er überleben? Und wenn ja, wie? Das erzählt Alexander Graf in der neuen Folge von "So techt Deutschland".
In "So techt Deutschland" haken die ntv-Moderatoren Frauke Holzmeier und Andreas Laukat bei Gründern, Investoren, Politikern und Unternehmern nach, wie es um den Technologie-Standort Deutschland bestellt ist.
Alle Folgen finden Sie in der ntv App, bei RTL+, Amazon Music, Apple Podcasts, Spotify und im RSS-Feed.
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Quelle: ntv.de, cam