Wirtschaft

Intervention am Devisenmarkt Japan kauft sich Zeit

Der Dollar legt zum Yen zu. Damit ist das erste Ziel des Eingriffs der japanischen Notenbank in den Devisenmarkt erreicht. Die Angst, dass der starke Yen - der jüngst ein 15-Monats-Hoch zum Greenback markiert hat - das Wirtschaftswachstum des Landes abwürgt, bleibt aber bestehen. Denn Japan handelt momentan im Alleingang.

BoJ interveniert am Devisenmarkt.

BoJ interveniert am Devisenmarkt.

(Foto: REUTERS)

Mit milliardenschweren Yen-Verkäufen hat sich Japan gegen den stetig steigenden Kurs der Landeswährung zur Wehr gesetzt. Finanzminister Yoshihiko Noda begründete die ersten Interventionen seines Landes am Devisenmarkt seit sechs Jahren mit den wirtschaftlichen Folgen des teuren Yen. Japans Exportwirtschaft ächzt seit langem unter den Wettbewerbsnachteilen, die eine starke Landeswährung mit sich bringt. Mit dem Eingriff am Devisenmarkt demonstrierte der jüngst siegreich aus einer innerparteilichen Machtprobe hervorgegangene Regierungschef Naoto Kan Tatkraft: Zuvor hatte er nur gegen die Yen-Stärke angeredet.

Die US-Notenbank und die Europäische Zentralbank beteiligten sich offenbar nicht an den Eingriffen. Beide Notenbanken lehnten einen Kommentar ab.

Nur kurzfristige Wirkung?

Der Dollar stieg infolge der Interventionen um gut 2-1/2 auf 85,50 Yen und zog auch den Euro um rund drei Yen auf 111,10 Yen in die Höhe. Der Dollar war zuvor auf ein 15-Jahres-Tief von 82,87 Yen abgestürzt. Zur US-Währung verharrte der Euro bei Kursen knapp unter 1,30 Dollar. Wie der Euro profitierten auch das Pfund Sterling und der australische Dollar vom Eingreifen Japans. Händler zweifelten aber, dass die BoJ irgendeine andere Währung außer dem Dollar kaufte.

Folgt Interventionsserie?

Yoshihiko Noda hatte die Märkte bereits darauf vorbereitet: "Letztlich werden wir bei Bedarf Maßnahmen einleiten, zu denen auch Interventionen zählen."

Yoshihiko Noda hatte die Märkte bereits darauf vorbereitet: "Letztlich werden wir bei Bedarf Maßnahmen einleiten, zu denen auch Interventionen zählen."

(Foto: REUTERS)

Die Notenbank, die im Auftrag der Regierung agiert, hatte am Vormittag mit den Yen-Verkäufen begonnenen. Die Schätzungen über das Volumen gingen weit auseinander. Einige Händler sprachen von 300 Mrd. bis 500 Mrd. Yen. In anderen Berichten war von rund 100 Mrd. Yen die Rede. "Anhaltende Interventionsängste dürften den Yen weiter belasten", erklärte Helaba-Analyst Ulrich Wortberg. "Mit den Interventionen kauft die BoJ Zeit", sagte Masaru Hamasaki, Währungsstratege bei Toyota Asset Management in Tokio. Irgendwann dürfte die Wirkung verpuffen.

Analysten bezweifeln, dass Japan ähnlich heftig und lang am Devisenmarkt eingreifen wird wie in den Jahren 2003 und 2004. Seinerzeit - bis März 2004 - hatte die Notenbank 35 Billionen Yen über 15 Monate verkauft, um den Kurs der Landeswährung zu drücken.

85-Yen-Marke im Blick

Der Yen hatte am Dienstag neuen Schwung bekommen, nachdem Japans Ministerpräsident Naoto Kan sich in einem innerparteilichen Machtkampf durchgesetzt hatte. Analysten hatten eher für den Fall einer Niederlage Kans mit Interventionen gerechnet.

Starker Yen: Exporteure behalten Währungsverlauf im Blick.

Starker Yen: Exporteure behalten Währungsverlauf im Blick.

(Foto: REUTERS)

Händler in Tokio vermuteten, dass Japan einen Dollar-Kurs von rund 85 Yen anstrebt. Viele japanische Exporteure würden Börsianern zufolge ihre Dollar gerne über dem Niveau verkaufen. In Japan endet das erste Geschäftshalbjahr im September. An der Tokioter Börse honorierten die Anleger das Eingreifen der Behörden. Der Nikkei-Index stieg um 2,3 Prozent auf 9516 Punkte.

"Konzertierter" Alleingang

Finanzminister Noda deutete an, die Regierung habe international im Alleingang gehandelt. Allerdings sei man mit den Behörden der Partnerländer in Kontakt. Interventionen zur Schwächung der eigenen Währung sind grundsätzlich nicht gerne gesehen. So drängen die USA und die EU seit Jahren China, die eigene Währung nicht länger künstlich niedrig zu halten. Doch Japan sei ein Sonderfall, erklärten Analysten. "Offensichtlich steckt Japans Wirtschaft schon seit einiger Zeit in der Krise", erklärt Simon Flint, Währungsanalyst bei Nomura in Singapur.

Die EZB hat zuletzt im November 2000 am Devisenmarkt interveniert - allerdings, um die eigene Währung zu stärken. Damals hievte sie in einer konzertierten Aktion gemeinsam mit der Fed und der BoJ den Euro auf 0,86 Dollar. In jüngster Zeit hat vor allem die Schweizerische Notenbank am Markt interveniert. Wie die BoJ hat sie aber die Landeswährung - den Franken - damit geschwächt.

Japan hatte zuletzt im Frühjahr 2004 am Devisenmarkt interveniert. Von Januar 2003 bis März 2004 flossen 35 Billionen Yen in die Maßnahmen. Traditionell kauft Japan bei solchen Eingriffen für Yen Dollar, um die US-Währung gegen den Yen zu stärken und damit indirekt ein Sinken des Yen-Kurses zu erreichen.

Quelle: ntv.de, bad/rts

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