Verhandlungen laufen Katar nähert sich Porsche
13.06.2009, 12:43 UhrDer Einstieg des Golfstaats Katar bei Porsche steht offenbar unmittelbar bevor. Es wäre das erste Mal, dass Außenstehende Stammaktien an Porsche besitzen würden.
Der Einstieg des Golfstaats Katar bei Porsche steht nach mehreren Medien-Berichten unmittelbar bevor. Nach Informationen der "Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung" will der Emir von Katar mindestens 25 Prozent an dem Stuttgarter Sportwagenhersteller erwerben. An diesem Wochenende wird demnach über die Modalitäten über den Einstieg des neuen Ankeraktionärs verhandelt. Dem "Spiegel" zufolge ist eine "eindeutige Mehrheit" der Familien Porsche und Piëch dafür, dass das Emirat im Zuge einer Kapitalerhöhung ein Viertel der Porsche- Stammaktien erwerben kann. Auch Ferdinand Piëch, der dem Projekt skeptisch gegenüberstehe, könne es nicht mehr aufhalten.
Es wäre das erste Mal, dass Außenstehende Stammaktien an Porsche besitzen können, die bislang ausschließlich von den Familien Porsche und Piëch gehalten werden. Eine grundsätzliche Einigung könnte bereits im Juni unter Dach und Fach sein, heißt es. Außer auf einen neuen Investor setzt Porsche vor allem auf einen Kredit der staatlichen Bank KfW. Porsche braucht das Darlehen, um eine Finanzierungslücke zu schließen, die beim Einstieg bei VW entstanden war. Seit Beginn der Finanzkrise hatten Banken sich geweigert, das lange erfolgreiche, komplizierte System aus Aktienoptionen weiterzufinanzieren.
Bei Übernahme verhoben
Porsche hat sich mit Milliardenaufwand 51 Prozent an den Stimmrechten von Volkswagen gesichert und den Einstieg größtenteils mit Gewinnen aus Aktiengeschäften finanziert. Den Sprung über die Marke von 50 Prozent bezahlte Porsche mit geliehenem Geld, die Netto-Verschuldung belief sich zuletzt auf mehr als neun Milliarden Euro. Zudem hat Porsche noch Zugriff auf weitere rund 20 Prozent der VW-Stimmrechte. Analysten schätzen, dass Porsche aus den Optionen rund fünf Milliarden Euro Verbindlichkeiten erwachsen könnten. Mit Hilfe der Optionen wollte Porsche die Beherrschungsmehrheit von 75 Prozent. Dieses Vorhaben liegt jedoch wegen des VW-Gesetzes auf Eis.
Der Milliarden-Kreditantrag des hochrentablen Autobauers Porsche hat in der Politik Befürworter und Gegner auf den Plan gerufen. Zuletzt hatte die Regierung den klammen Warenhaus- und Touristikkonzern Arcandor abblitzen lassen und ihm staatliche Hilfe in Form von Bürgschaften und Krediten verwehrt. Um die Bedenken gegen einen KfW-Kredit zu zerstreuen, will Porsche das Darlehen mit dem 1,7-fachen Wert in VW-Aktien absichern. Porsche wolle deutlich machen, dass der Kredit den Steuerzahler nichts koste, da die Ausfallwahrscheinlichkeit auch bei fallenden VW-Kursen sehr gering sei, sagte ein Sprecher.
Porsche will zudem seine Schulden senken und plant daher eine Kapitalerhöhung um bis zu fünf Mrd. Euro. Zudem hat das Emirat Katar Interesse an einem Einstieg. Analysten erwarten, dass ein Investor Porsche das Optionspaket mit Zustimmung Niedersachsens abnehmen und damit Anteilseigner eines gemeinsamen Unternehmens werden könnte, da Porsche und VW derzeit auch über eine Zusammenlegung der Konzerne verhandeln. VW-Aufsichtsratschef und Porsche-Miteigner Ferdinand Piech sowie Niedersachsens Regierungschef Christian Wulff hatten zur Bedingung gemacht, dass Porsche vor einer Zusammenlegung mit VW seine Finanzen in Ordnung bringen müsse. Mittels Kapitalerhöhung und Verkauf des Optionspakets könnte Porsche seine Schulden Analysten zufolge tilgen.
Quelle: ntv.de, dpa/rts