"Wichtig, um Trends zu erkennen" Kleinanleger pochen auf Quartalsberichte
31.05.2013, 15:53 UhrDer EU-Plan, die Quartalsberichte zu stoppen, stößt in Deutschland auf Unverständnis. Die privaten Aktionäre sehen diese als wichtige Informationsquelle. EU-weit sollen mit der Reform Unternehmen einerseits zu mehr Transparenz verpflichtet werden. Andererseits sollen sie von überflüssiger Bürokratie entlastet werden.
Aktionärsvertreter machen sich für eine Fortsetzung von vierteljährlichen Informationen von börsennotierten Firmen stark und lehnen geg ensätzliche Überlegungen aus der EU ab. "Die Deutsche Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW) würde es sehr bedauern, wenn die Quartalsberichterstattung abgeschafft wird", sagte DSW-Experte Jürgen Kurz. Denn gerade für private Aktionäre sei sie "eine wichtige Informationsquelle, die einen guten Eindruck vermittelt, ob das Unternehmen im Plan ist". Eine halbjährige Berichterstattung sei nicht ausreichend.
Als falsch bezeichnete Kurz das Argument, die Quartalsberichterstattung würde oft zu kurzfristigem Handeln verleiten. "Starke Kursbewegungen rund um die Quartalsberichterstattung gibt es nur, wenn die Zahlen nicht den Erwartungen entsprechen."
Unterhändler der EU-Mitgliedstaaten und des Europäischen Parlaments hatten sich jüngst auf eine Lockerung der gesetzlichen Pflicht zu Quartalsberichten für börsennotierte Unternehmen in der EU geeinigt. Mit der Reform der EU-Transparenz-Richtlinie werde die gesetzliche Pflicht zu Quartalsberichten abgeschafft, sagte EU-Binnenmarktkommissar Michel Barnier in Brüssel.
In Deutschland werde sich aber wegen der weiter geltenden Vorgaben der Börse, die quartalsweise Geschäftsdaten verlangen, nichts ändern, ergänzte ein EU-Diplomat. Für die in Dax, MDax & Co. gelisteten Firmen ist ein Quartalsbericht derzeit Pflicht. Sie ist den Statuten der Deutschen Börse zufolge eine der Grundvoraussetzungen für die Aufnahme in das Marktsegment "Prime Standard", aus dem die Mitglieder in einen dieser wichtigen Indizes einziehen können.
EU-weit sollen mit der Reform Unternehmen einerseits zu mehr Transparenz verpflichtet werden, andererseits aber von überflüssiger Bürokratie entlastet werden. Als solche betrachtet die EU die Quartalsberichte. Für den Anlegerschutz seien sie nicht notwendig. Sie förderten zudem kurzatmige Entscheidungen der Unternehmen und behinderten langfristige Investitionen.
"Quartalsberichte sind wichtig für Investoren"
Aktionärsvertreter hatten bereits am Donnerstag kritisch reagiert. "Die Argumentation, dass man durch Quartalsberichte nur 'kurzfristiges Denken' fördere, ist nicht nachvollziehbar", sagte auch Daniel Bauer von der Schutzgemeinschaft der Kapitalanleger (SdK). Erstens seien die Vergütungen des Managements in der Regel auf ein oder mehrere Geschäftsjahre bezogen. Zudem ändere sich durch das größere Zeitintervall zwischen der Berichterstattung auch nichts an der "oft auf kurzfristige Erfolge ausgelegten Unternehmensführung", betonte er.
"Gegenüber anderen Standorten würde der Finanzplatz Europa bei einem Verzicht auf Quartalsberichte zurückfallen, da Investoren eine regelmäßige, vergleichbare Berichterstattung wünschen", mahnte Bauer. Dies sei für die Anleger wichtig, um Trends zu erkennen.
Quelle: ntv.de, rts