Wirtschaft

Alcoa-Chef kritisiert Turbo-Kapitalisten Kleinfeld greift Spekulanten an

"Wir sollten (...) klar machen, dass dies nichts mit Turbokapitalismus zu tun hat": Klaus Kleinfeld, hier auf dem Weltwirtschaftsforum in Davos.

"Wir sollten (...) klar machen, dass dies nichts mit Turbokapitalismus zu tun hat": Klaus Kleinfeld, hier auf dem Weltwirtschaftsforum in Davos.

(Foto: REUTERS)

Der deutsche Chef des US-Aluminiumkonzerns Alcoa legt einen Finger in eine fast vergessene Wunde: Im vierten Jahr nach Lehman Brothers und dem Beinahe-Crash des Weltfinanzsystems hält Klaus Kleinfeld die eigentlichen Kernprobleme noch immer für ungelöst.

Gute alte Industrie: Alublechproduktion bei Alcoa.

Gute alte Industrie: Alublechproduktion bei Alcoa.

(Foto: picture alliance / dpa)

Der deutsche Chef des US-Aluminiumherstellers Alcoa, Klaus Kleinfeld, hat die Auswüchse auf den Finanzmärkten kritisiert. "Einige Protagonisten agieren ebenso massiv wie kurzfristig", sagte er dem Bremer "Weser-Kurier". Es gebe in den Märkten noch zu viele spekulative Elemente.

"Bei allem Verständnis für die Bedürfnisse der Kapitalmärkte halte ich viel davon, sie so weit wie möglich mit der Realwirtschaft zu verschränken", zitierte ihn das Blatt weiter. Das werde noch viel zu wenig verstanden und diskutiert. Daraus aber die Schlussfolgerung zu ziehen, dass das Wirtschaftssystem grundsätzlich verkehrt sei, sei grundfalsch. Es gebe kein besseres System als das Modell der sozialen Marktwirtschaft.

"Ein solches System muss aber unabdingbar mit einer sozialen Komponente verbunden sein", sagte Kleinfeld der Zeitung weiter. "Wir sollten uns dafür einsetzen und klar machen, dass dies nichts mit Turbokapitalismus zu tun hat." Die Zeit eines übersteigerten, auf schnelles Reichwerden ausgerichteten Wirtschaftens sei vorbei.

Mitte Januar hatte der Konzern die Reihe der Quartalsberichte an der Wall Street mit einem deutlichen Minus eröffnet. Im fortlaufenden Geschäft der letzten drei Monaten des Jahres 2011 verzeichnete Alcoa einen Fehlbetrag von 193 Mio. Dollar. Es war .

Unter Branchenkenner und Analysten gelten die Alcoa-Zahlen als wichtiger Indikator für die gesamtwirtschaftliche Lage: Weil Aluminium bei der Produktion vieler Güter verwendet wird, ziehen Anleger regelmäßig Rückschlüsse auf den Zustand der US-Wirtschaft. Das Leichtmetall findet Verwendung im Bau von Autos und Flugzeugen über Konservendosen bis hin zu Haushaltsgeräten wie Espressomaschinen. Wird viel Aluminium bestellt, steigen die Preise, was auf florierende Geschäfte im verarbeitenden Gewerbe hindeutet.

Anfang des Jahres sah Alcoa-Chef Klaus Kleinfeld den Konzern auf dem richtigen Weg: Er zeigte sich überzeugt, dass er mit der Produktionsdrosselung nicht allein bleiben wird. Vor allem in China rechnet der Manager mit Schließungen von unprofitablen Hütten. Für das Gesamtjahr 2012 ging Kleinfeld von einer weltweiten Unterdeckung in Höhe von etwa 600.000 Tonnen aus. China fragt etwa 45 Prozent der gesamten Aluminiumproduktion nach.

Quelle: ntv.de, dpa

Newsletter
Ich möchte gerne Nachrichten und redaktionelle Artikel von der n-tv Nachrichtenfernsehen GmbH per E-Mail erhalten.
Nicht mehr anzeigen