Wirtschaft

"Ende der Grabenkämpfe" Koch will Metro flott machen

Olaf Koch: Der 41-jährige Manager steht seit Januar an der Spitze des Düsseldorfer Konzerns.

Olaf Koch: Der 41-jährige Manager steht seit Januar an der Spitze des Düsseldorfer Konzerns.

(Foto: dapd)

Neue Besen kehren gut, das erhoffen sich Anleger auch bei Metro. Der neue Chef Olaf Koch hält nach der Schrumpfkur im Vorjahr erst einmal den Ball flach. Nächstes Ziel ist eine neue Unternehmenskultur. Doch vorher gibt es noch einmal Stühlerücken im Vorstand: Koch-Herausforderer und Real-Sanierer Joel Saveuse verlässt das Boot.

Neue Sachlichkeit statt hochfliegender Pläne: Der neue Metro -Chef Olaf Koch hat dem Handelsriesen einen Kulturwandel verordnet und den von seinem Vorgänger Eckhard Cordes angeschobenen Verkauf der Töchter Kaufhof und Real vorerst auf Eis gelegt. Auch beim Ausblick für das Jahr 2012 gibt sich Koch zurückhaltend: Nach einem Gewinnrückgang im Jahr 2011 erwartet Koch im laufenden Jahr nur stagnierende Erträge.

"Bereits heute zeichnet sich ab, dass auch das laufende Geschäftsjahr sehr herausfordernd sein wird", räumte der 41jährige ein. Er will sich nach dem rigiden Sparkurs unter Cordes, den Koch als Finanzchef mitgetragen hatte, darauf konzentrieren, den Umsatz wieder anzukurbeln - und das koste Geld. 2013 wolle Metro den Gewinn dann wieder steigern, stellte Koch in Aussicht, der Anfang Januar das Ruder bei dem Konzern mit seinen Töchtern Media-Saturn, Cash & Carry, Real und Kaufhof übernommen hatte.  

Cordes hatte dem Handelsriesen 2011 sinkende Gewinne und Umsätze hinterlassen - unter anderem die Folgen der Euro-Schuldenkrise zeigten Spuren in der Metro-Bilanz. Die Aktionäre müssen sich mit einer Dividende auf Vorjahreshöhe von 1,35 Euro je Stammaktie begnügen. Cordes letztes Amtsjahr in der Düsseldorfer Konzernzentrale war auch von Machtkämpfen, Streitigkeiten unter Anteilseignern, revidierten Prognosen und sinkenden Aktienkursen geprägt. Mit immer neuen Programmen hatte der Vorstand Arbeitnehmerkreisen zufolge auch die Mitarbeiter zunehmend verunsichert.

Der Real-Sanierer Joel Saveuse geht.

Der Real-Sanierer Joel Saveuse geht.

(Foto: picture-alliance/ dpa)

Die Auseinandersetzungen gipfelten in der Abstimmung über den neuen Chef: Nur mit der Doppelstimme des Aufsichtsratschefs Franz Markus Haniel hatte sich Koch gegen den von der Arbeitnehmerseite favorisierten Real-Chef Joel Saveuse durchsetzen können. Saveuse verlässt nun den Konzern - "in beiderseitigem Einvernehmen".

Keine Grabenkämpfe, Kunde im Mittelpunkt

"Der Kulturwandel ist Chefsache", betonte Koch - und fordert ein Ende der Grabenkämpfe: "Wir wollen, dass Effektivität auf der Tagesordnung steht - und nicht In-Fighting und Politik, denn das können wir uns nicht mehr leisten." Es reiche nicht aus, "ein neues Organigramm zu basteln und ein paar schöne Folien zu entwerfen". Metro müsse sich auf die Kunden konzentrieren und auf die Produktivität, die Steigerung des Umsatzes auf vergleichbarer Fläche. "Wir brauchen eine Schärfung des Geschäftsmodells", mahnte er. Metro solle sich dabei langfristig entwickeln und nicht rein an Quartalszahlen orientieren: "Wir laufen keinen Sprint, wir laufen vermutlich einen Marathon."  

Ansetzen will Koch bei den beiden größten Töchtern: Bei den Großmärkten, die rund die Hälfte des Konzernumsatzes einfahren, und bei Europas größter Elektronikhandelskette Media-Saturn. Cash&Carry hatte er bereits wieder unter eine einheitliche Führung gestellt und die unter Cordes verordnete Aufspaltung in zwei Regionen kassiert. Besonderes Schwergewicht will Koch nun auf acht der 30 Länder richten, in denen die Kette vertreten ist. Wachstum sollen vor allem China, Russland und die Türkei bringen. Auch Deutschland steht auf Kochs Länder-Liste, denn ausgerechnet im Heimatmarkt müssen die Großmärkte nach Umsatzverlusten wieder in die Spur gebracht werden.      

"Sendepause" beim Kaufhof

Die Tochter Kaufhof will Koch nur verkaufen, wenn der Preis stimmt, der Käufer eine solide Finanzierung vorweist und den Kaufhof weiter entwickeln kann. Bis dahin herrsche bei diesem Thema "Sendepause", verkündete Koch. Cordes hatte den Verkauf auf die Schiene gesetzt und mit mehreren Bietern verhandelt - doch die Gespräche blieben ohne Ergebnis. Derzeit gebe es keine Verhandlungen mehr mit Interessenten, betonte Koch.

Die Supermarkttochter Real müsse beweisen, dass sie nachhaltig rentabel arbeiten könne - und könne auch expandieren. Bei Media-Saturn setzt Koch auf einen weiteren aggressiven Ausbau und will auch das 2011 begonnene Online-Geschäft ankurbeln. Media-Saturn müsse den Konkurrenten Marktanteile abjagen. Doch der Streit mit den Alteignern der Kette um das alleinige Sagen schwelt weiter.      

Koch erwartet 2012 insgesamt stagnierende operative Erträge vor Sonderfaktoren bei einem Anstieg des Umsatzes. Diese Prognose sei aber wegen des unsicheren wirtschaftlichen Umfelds mit Risiken behaftet. 2013 soll es dann aufwärts gehen. Auch der Europa-Marktführer Carrefour hatte 2011 einen Gewinnrückgang verbucht und will nun mit einer Preisoffensive die Kunden wieder in seine Märkte locken. Der französische Konzern hatte vor allem ein schwaches Marktumfeld in den Staaten Südeuropas beklagt, in denen die Verbraucher durch die Euro-Schuldenkrise und die Sparpakete der Regierungen besonders verunsichert sind. Auch Metro ist dort aktiv. Der weltgrößte Händler Wal Mart blickt indes optimistisch in die Zukunft, der lange krisengebeutelte US-Heimatmarkt erholt sich.        

Metro hatte im vierten Quartal mit dem wichtigen Weihnachtsgeschäft einen Rückgang des operativen Gewinns vor Sonderfaktoren auf 1,3 (Vorjahr: 1,5) Mrd. Euro verbucht, im Gesamtjahr waren es 2,37 (2,4) Mrd. Euro. Metro hatte bereits im Januar ein Umsatzminus für das Jahr 2011 auf 66,7 Mrd. Euro vermeldet. Im Vorjahr waren es noch 67,3 Mrd. Euro. "Wir sind mitnichten da, wo wir sein wollen", sagte Koch. Die Anleger setzen darauf, dass sich das ändern könnte: Metro-Aktien notierten am Mittag leicht im Plus.         

Quelle: ntv.de, rts

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