Wirtschaft

Längere Wartezeit Kommission prüft Börsenfusion

Duncan Niederauer, CEO Nyse Euronext

Duncan Niederauer, CEO Nyse Euronext

(Foto: REUTERS)

Die Megafusion der Deutschen Börse mit der Nyse Euronext wird von den Wettbewerbshütern noch genauer unter die Lupe genommen. Nach dem Ablauf einer ersten Frist kündigt die EU-Kommission eine vertiefte Prüfung des geplanten Zusammenschlusses an. Damit könnte sich der Abschluss - gegen den Willen der Beteiligten - bis Anfang 2012 hinziehen.

Die EU-Kommission nimmt die Fusionspläne von Deutscher Börse und Nyse ganz genau unter die Lupe. Die Behörde kündigte an, das Vorhaben einer eingehenden Prüfung zu unterziehen. Eine erste Marktuntersuchung habe wettbewerbsrechtliche Bedenken in einer Reihe von Bereichen, insbesondere beim Derivatehandel und Clearing, ergeben, begründete die Kommission die Entscheidung.

Die Brüsseler Beamten haben nun bis zum 13. Dezember Zeit, um zu entscheiden, ob sie den Zusammenschluss zum weltgrößten Börsenkonzern untersagen oder an Zugeständnisse knüpfen, weil der Börsenriese den Wettbewerb erheblich behindert. Die beiden Firmen zeigten sich zuversichtlich, dass ihr geplanter Unternehmenszusammenschluss genehmigt wird.

Abschluss erst 2012?

Die Fristverlängerung kommt auch nicht überraschend: EU-Kommissar Joaquin Almunia hatte bereits angekündigt, dass die Transaktion und ihre möglichen Folgen eingehend geprüft werden sollen. Auch die Unternehmen haben sich auf eine längere Wartezeit eingestellt. "Die Beteiligten gehen davon aus, dass das Verfahren der Kommission noch im Jahr 2011 abgeschlossen werden kann", hatte die Deutsche Börse schon im Angebotsprospekt erklärt. "Bei Ausschöpfung aller Fristen und gegebenenfalls notwendiger Fristverlängerungen kann allerdings nicht ausgeschlossen werden, dass das Verfahren erst im ersten Quartal 2012 abgeschlossen sein wird".

Der Dax-Konzern rechnet damit, mit den EU-Beamten im September und Oktober seine Sicht des Milliarden-Deals zu diskutieren. Bis zum Jahresende soll das wohl größte Projekt von Deutsche-Börse-Chef Reto Francioni und Nyse-Boss Duncan Niederauer aber abgeschlossen werden, wie die Unternehmen erst vor wenigen Tagen bekräftigten.

Aktionäre wollen die Fusion

Neben der EU-Kommission müssen noch zahlreiche andere Behörden - Aufsichts- und Regulierungsstellen in Europa und Amerika - grünes Licht für den Zusammenschluss geben. Eine Reihe von Hindernissen haben die beiden Fusionspartner aber schon überwunden: So erhielten sie die notwendige Zustimmung der Aktionäre beider Unternehmen. US-Rivalen, die ebenfalls mit einer Übernahme der Nyse geliebäugelt hatten, wurde von offiziellen Stellen der Rückzug aus dem Rennen nahegelegt - was sie dann taten.

Nun müssen Francioni und Niederauer die EU-Beamten in erster Linie überzeugen, dass ihr Zusammenschluss nicht das Geschäft mit Derivaten beeinträchtigt. Die Kommission hat zurzeit vor allem Bedenken, dass sich der Zusammenschluss der beiden größten Derivatebörsen in Europa negativ auf Innovationen auswirken könnte und den Kunden höhere Gebühren drohen. Kritisch sehen sie auch eine Reihe anderer Bereiche, etwa den Aktienhandel und dessen Abrechnung (Settlement) sowie die Index-Lizensierung.

 

Das Mammutprojekt würde aus den beiden Unternehmen den weltgrößten Börsenkonzern machen. Im immer härter werdenden Kampf um Marktanteile und Margen hat ein Börsenriese bessere Chancen, so das Kalkül. Weltweit ist deswegen in der Branche eine hektische Suche nach Partnern ausgebrochen.

Quelle: ntv.de, rts

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