Export schwächelt schon Konsum hält Wachstum hoch
24.11.2011, 09:55 Uhr
Shop 'til you drop: Können die Verbraucher das Wachstum weiter tragen?
(Foto: picture alliance / dpa)
Konsumfreudige Verbraucher und investierende Unternehmen schieben das deutsche Wirtschaftswachstum im dritten Quartal an. Im Jahresvergleich steigt das Bruttoinlandsprodukt um 2,5 Prozent. Beim sonst so kräftigen Außenhandel ist dagegen die Luft raus.
Die Verbraucher haben der deutschen Wirtschaft im dritten Quartal zu deutlich mehr Wachstum verholfen. Das Bruttoinlandsprodukt legte nach Berechnungen des Statistischen Bundesamtes von Juli bis September um 0,5 Prozent zum Vorquartal zu. Die meisten Impulse kamen aus der Binnennachfrage. Die Verbraucher gaben 0,8 Prozent mehr aus als im Sommer. Einen höheren Anstieg des privaten Konsums hatte es zuletzt im Frühjahr 2007 gegeben. Für Schwung sorgten auch die Unternehmen, die ihre Investitionen in Maschinen, Fahrzeuge und andere Ausrüstungen um 2,9 Prozent hochschraubten.
Experten sagen aber eine Konjunkturflaute voraus. "Angesichts der schlechteren Stimmungsindikatoren und der fallenden Auftragseingänge dürfte die deutsche Wirtschaft im vierten Quartal sogar schrumpfen", betonte Commerzbank-Analyst Ralph Solveen. Die zunehmende Unsicherheit über die Staatsschuldenkrise werde immer mehr Firmen dazu bewegen, Teile ihrer Investitionen zumindest aufzuschieben. Die erwartete Abkühlung dürfte sich auch im Ifo-Geschäftsklimaindex niederschlagen. Experten erwarten für das wichtigste deutsche Konjunkturbarometer, das das Münchner Institut am Vormittag vorlegen wollte, den fünften Rückgang in Folge.
Verbraucher spendabel
Die guten Konsumdaten sind ein Beleg für die anziehende Binnenwirtschaft, die den Außenhandel als Wachstumstreiber längst abgelöst hat. "Die niedrige Arbeitslosigkeit, steigende Löhne und stabile Ölpreise haben dazu beigetragen", sagte Christian Schulz von der Berenberg Bank. Auch er geht von einer insgesamt starken Abkühlung der Wirtschaft aus, sieht die Verbraucher aber in einer entscheidenden Rolle: "Der private Konsum dürfte noch eine Weile den Abschwung abfedern, weil die Unternehmen weiter einstellen und die Arbeitslosigkeit sinken dürfte." Grund für den stabilen Inlandsmarkt sei auch die Tatsache, dass Deutschland weniger sparen müsse, ergänzte Jörg Lüschow von der WestLB: "Die Notwendigkeit zu konsolidieren ist weitaus geringer ausgeprägt als in anderen Ländern."
Der Außenhandel schob das Wachstum kaum an, da die Exporte mit 2,5 Prozent und die Importe mit 2,6 Prozent ähnlich stark zulegten. Die Bauausgaben gingen nach dem starken Jahresbeginn um 0,7 Prozent zurück.
Flaute in Sicht
Auch wenn die heimische Wirtschaft mit einem Wachstum von 0,5 Prozent nach 0,3 Prozent im Frühjahr wieder Fahrt aufgenommen hat, sind die Aussichten alles anderes als rosig. Die Industrie verbucht sinkende Aufträge und fährt ihre Produktion herunter, da wegen der Schuldenkrise und der globalen Konjunkturabkühlung das Exportgeschäft schwächelt.
Deutschland steht zwar noch besser da als viele andere Euro-Länder, könnte sich aber kaum abkoppeln, wenn der Währungsraum wieder in die Rezession rutscht. Für 2011 sagen Experten noch ein Wachstum von rund drei Prozent voraus, das sich aber im nächsten Jahr auf unter ein Prozent abschwächen dürfte. Commerzbanker Solveen rechnet sogar nur mit einer Stagnation.
Quelle: ntv.de, nne/rts