Wirtschaft

Bestes Quartal seit 2008 Krisenturbulenzen helfen Börse

Die Märkte waren nicht nur bullish, aber die Deutsche Börse profitiert auch von der Volatilität.

Die Märkte waren nicht nur bullish, aber die Deutsche Börse profitiert auch von der Volatilität.

(Foto: picture alliance / dpa)

Ein Aktienrückkauf, dazu das Werben in Brüssel für die Fusion mit der Nyse Euronext - die Deutsche Börse schmeichelt ihren Aktionären. Am besten kommen aber die Traumzahlen an: Dank hoher Handelsumsätze baut der Konzern Umsatz und Gewinn im dritten Quartal deutlich aus.

Die Deutsche Börse hält vor der geplanten Fusion mit Nyse Euronext ihre Eigentümer mit einem Aktienrückkauf bei Laune. Der Konzern kündigte an, bis Ende des Jahres Papiere mit einem Wert von rund 100 Mio. Euro erwerben zu wollen. "Wir haben große Zuversicht in unsere künftige Ertragskraft und haben uns vor diesem Hintergrund für einen Aktienrückkauf entschlossen", sagte Finanzchef Gregor Pottmeyer. Börsen-Chef Reto Francioni warb derweil in Brüssel für die Zustimmung der Wettbewerbshüter zu der neun Milliarden Dollar schweren Fusion.

Parallel zur Deutschen Börse kündigte auch die Nyse an, Aktien im Wert von rund 100 Mio. Dollar zurückzukaufen. Dadurch bleibt es dabei, dass die Alt-Aktionäre der Deutschen Börse 60 Prozent und die der Nyse 40 Prozent an dem fusionierten Großkonzern halten werden. Bereits im Sommer hatten beiden Unternehmen den Aktionären ein millionenschweres Geldgeschenk gemacht. Um ihre Zustimmung zur geplanten Fusion zu sichern, stellten sie ihnen eine Sonderdividende von zwei Euro je Aktie des fusionierten Unternehmens in Aussicht.

Feilschen in Brüssel

Die Aktionäre haben dem Zusammenschluss mittlerweile längst zugestimmt, allerdings droht die Fusion am Widerstand der Wettbewerbshüter zu scheitern. Die EU-Kommission will nach Reuters-Informationen bei ihrer Prüfung nur den Teil des Derivate-Handels betrachten, der über regulierte Börsen abgewickelt wird. In diesem Bereich sind die Deutsche-Börse-Tochter Eurex und die Nyse Liffe führend. Den außerbörslichen Handel (OTC), der den größten Teil des Derivatemarkts ausmacht, will die EU dagegen ausblenden. Deutsche Börse und Nyse müssen deshalb versuchen, mit Zugeständnissen doch noch eine Genehmigung der EU zu erhalten.

Eine erste Möglichkeit dafür hatten beide Konzerne am Donnerstag, als sie in Brüssel vor Vertretern der Kommission und der EU-Staaten ihre Argumente präsentierten. Börsen-Chef Francioni gab sich anschließend zuversichtlich. "Wir sind überzeugt, dass ein Zusammenschluss unserer Unternehmen zu mehr Transparenz führen wird und die Position der Regulierer in Europa und den USA stärkt." Die Märkte würden dadurch in Krisen weniger verwundbar. Das sei im Interesse aller Beteiligter.

Die Börse machte zudem deutlich, dass aus ihrer Sicht bei der Kartellprüfung des Derivate-Marktes auch der außerbörslichen Handel mit einbezogen werden muss. "Die OTC-Volumen sind deutlich höher als die an den Börsen", sagte der stellvertretende Börsen-Chef Andreas Preuß. Der außerbörsliche Handel sei somit ein direkter Konkurrent des regulierten Börsenhandels, argumentiert Preuß. Durch einen Zusammenschluss von Eurex und Liffe könnten Transparenz und Risiko-Management verbessert und die Kosten für die Kunden gesenkt werden.

Bestes Quartal seit 2008

Operativ lief es bei der Börse wegen der Turbulenzen an den Kapitalmärkten zuletzt so gut wie seit 2008 nicht mehr. Dank hoher Handelsumsätze baute der Konzern Umsatz und Gewinn im dritten Quartal deutlich aus, wie er bereits vergangene Woche bei der Bekanntgabe vorläufiger Zahlen mitgeteilt hatte. "Unser Ergebnis für das dritte Quartal zeigt eine sehr gute Geschäftsentwicklung", sagte Finanzchef Pottmeyer.

Er kündigte zudem an, dass der Konzern mit Sitz in Eschborn bei Frankfurt seine Sparanstrengungen erhöhen will. Im laufenden Jahr will das Unternehmen demnach 130 Mio. Euro einsparen statt wie bisher anvisiert 115 Mio. Euro. Die Gesamtkosten der Gesellschaft würden damit 2011 rund 1,13 Mrd. Euro betragen. Abhängig von der Umsatzentwicklung rechnet der Konzern vor Sondereffekten deshalb nun mit einem Betriebsgewinn (Ebit) von rund 1,2 Mrd. Euro.

Die Aktien der Deutschen Börse legten am Donnerstag 5,9 Prozent zu und damit etwas stärker als Gesamtmarkt.

Quelle: ntv.de, rts/dpa

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