Wirtschaft

Mit Bonds verspekuliert LBBW landet im Minus

Die größte deutsche Landesbank bekommt die europäische Schuldenkrise im ersten Halbjahr schmerzlich zu spüren. Allein die Abschreibungen auf Staatsanleihen schlagen mit 650 Mio. Euro zu Buche. Die LBBW zieht ihre Lehren daraus.

Das Gebäude der LBBW-Zentrale in Stuttgart..

Das Gebäude der LBBW-Zentrale in Stuttgart..

(Foto: picture alliance / dpa)

Die Schuldenkrise einiger europäischer Staaten sowie die Gebühren für den staatlichen Risikoschirm haben die Landesbank Baden-Württemberg (LBBW) im ersten Halbjahr unterm Strich mit 290 Mio. Euro in die Verlustzone gedrückt. Im Vorjahreszeitraum berichtete die Bank einen Konzerngewinn von 302 Mio. Euro. Für das laufende Gesamtjahr steht die LBBW immerhin zu der alten Prognose, das Konzernergebnis nach einem Verlust von 1,48 Mrd. Euro in 2009 verbessern zu können. Angesichts der unsicheren Entwicklung von Realwirtschaft und Finanzmärkten wagte die LBBW bei Vorlage von Halbjahreszahlen allerdings keine konkrete Prognose.

Nach einem Nettogewinn von 136 Mio. Euro im ersten Quartal 2010 wurde der Landesbank Baden-Württemberg - wie auch zahlreichen anderen Banken -  im zweiten Quartal die Schuldenkrise der "PIIGS-Staaten" zum Verhängnis. Die Belastungen aus den teilweise "irrationalen Verwerfungen bei der Bewertung von Staatsrisiken" schlugen sich mit rund 650 Mio. Euro negativ im Kreditersatzgeschäft nieder, teilte die Bank weiter mit. Das Handelsergebnis, in welches das Geschäft mit Kreditderivaten einfließt, rutschte vor diesem Hintergrund mit 710 Mio. Euro ins Minus nach plus 704 Mio. Euro im ersten Halbjahr 2010.

Bondsmarkt: Fischen in dunklen Gewässern

Die Belastungen kommen nicht von ungefähr: Die Nettopositionen der LBBW in Griechenland und Spanien beliefen sich per Ende März auf knapp 1,4 Mrd. Euro bzw. nahezu 3,8 Mrd. Euro. In Portugal und Italien war die Bank unter Berücksichtigung von Absicherungsgeschäften mit 2,17 Mrd. bzw. 3,9 Mrd. Euro engagiert. Immerhin kann die LBBW auf einen deutlich positiven Effekt hoffen, wenn sich die Märkte für Staatsschulden wieder entspannen. Dies war Ende Juli laut Mitteilung bereits in großem Umfang zu beobachten.

Trotzdem will die LBBW ihr Engagement in Staatsanleihen zurückfahren. "Mit dem Halbjahresergebnis können wir nicht zufrieden sein, zeigt es doch die noch zu hohe Abhängigkeit von der Entwicklung der Finanzmärkte", erklärte LBBW-Chef Hans-Jörg Vetter. Die Bank hat die Bewertungsverluste größtenteils wieder aufgeholt. Dennoch will Vetter das Engagement der LBBW in Staatsanleihen und sonstigem Kreditersatzgeschäft im zweiten Halbjahr um mindestens sechs Mrd. Euro auf unter 60 Mrd. zurückfahren. Weiterer Belastungsfaktor neben den Staatsschulden war im ersten Halbjahr eine Provisionszahlung über 153 Mio. Euro für den mit dem Land Baden-Württemberg vereinbarten Risikoschirm.

Restrukturierung läuft

Restrukturierungsaufwendungen für den Umbau des LBBW-Konzerns schlugen sich zudem mit 54 Mio. Euro im Ergebnis nieder. Die LBBW geriet infolge der Finanzkrise ins Straucheln und musste 2009 durch eine Kapitalspritze in Höhe von 5,0 Mrd. Euro sowie einen Risikoschirm über 12,7 Mrd. Euro gestützt werden. Im Gegenzug will das Institut sich auf das Kerngeschäft mit mittelständischen Unternehmen, Privatkunden und Sparkassen konzentrieren. Infolge dessen sollen nicht-strategische Aktivitäten und Beteiligungen verkauft und die Bilanzsumme um insgesamt rund 40 Prozent abgeschmolzen werden nach 448 Mrd. Euro per Ende Juni 2009. Mit Ablauf des ersten Halbjahres 2010 stand sie bei 414 Mrd. Euro.

In den künftigen Kernbereichen verzeichnete die Bank in den ersten sechs Monaten Fortschritte und steigerte die Erträge im Geschäft mit "Privatkunden sowie mit Unternehmens- und Großkunden" weiter. Das Zinsergebnis der Bank kletterte damit auf 1,26 Mrd. nach 1,15 Mrd. Euro. Gleichzeitig spiegelte sich die realwirtschaftliche Erholung in der auf 297 Mio. Euro gesunkenen Kreditrisikovorsorge wider. Im Vorjahr stellte das Institut noch 717 Mio. Euro für faule Kredite zurück. Das Provisionsergebnis fiel im Berichtszeitraum auf 316 Mio. Euro nach 417 Mio. Euro.

Kein Ausblick

Mit den Belastungen aus der Schuldenkrise bei einer gleichzeitig gesunkenen Kreditrisikovorsorge durchlief die LBBW von Januar bis Ende Juni eine ähnliche Entwicklung wie die meisten Wettbewerber. Auch die Landesbank Berlin (LBB) etwa knickte nach einem starken ersten Quartal aufgrund der Staatsschuldenkrise im zweiten Quartal ein, weshalb der LBB-Vorstandsvorsitzende Johannes Evers das zweite Jahresviertel als "lausig" bezeichnete.

Einen Ausblick für das zweite Halbjahr traute sich LBBW-Chef Vetter nicht zu. "Die LBBW geht davon aus, dass sich im zweiten Halbjahr die hohe Volatilität der Finanzmärkte etwas verringert. Dennoch bleibt die Situation insgesamt angespannt", hieß es.

Quelle: ntv.de, DJ/rts

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