Neuer Höchststand 2011 Leiharbeit weitet sich aus
20.01.2012, 13:07 Uhr
Anteil der Leiharbeit liegt bei fast drei Prozent.
Sie ist bei Politikern und Gewerkschaften umstritten - dennoch bekommt in Deutschland die Leiharbeit einen immer größeren Stellenwert. Im vergangenen Jahr gibt es fast eine Million Leiharbeiter. Allerdings sind diese Beschäftigungsverhältnisse häufig von nur kurzer Dauer.
Die Zahl der Leiharbeiter in Deutschland hat sich im vergangenen Jahr der Millionengrenze genähert und damit ein Rekordhoch erreicht. Wie die Bundesagentur für Arbeit (BA) mitteilte, waren Ende Juni 2011 in 17.400 Verleihbetrieben rund 910.000 Zeitarbeiter beschäftigt. Das seien 103.000 oder fast 13 Prozent mehr gewesen als ein Jahr zuvor.
Rund ein Drittel der Leiharbeiter sei als Hilfspersonal tätig gewesen. Der Beschäftigungshöchststand könnte damit schon erreicht sein. Der Großteil der Zeitarbeitsfirmen rechne mit einer Stagnation der Beschäftigtenzahlen auf hohem Niveau, sagte ein Sprecher des Interessenverbandes Deutscher Zeitarbeitsunternehmen (IGZ).
In der Politik ist die Leiharbeit umstritten. Vor allem bei Gewerkschaften hat sie einen schlechten Ruf, weil Leiharbeiter zumeist schlechter bezahlt werden als Stammbelegschaften. Zudem handelt es sich um unsichere Beschäftigungsverhältnisse. Sie sind häufig von kurzer Dauer: Von den 569.000 im ersten Halbjahr 2011 beendeten Leiharbeiterjobs dauerte die Hälfte weniger als drei Monate, wie aus der Analyse der BA hervorgeht.
Mindestlohn gilt seit Jahresanfang
Bundesarbeitsministerin Ursula von der Leyen bedrängt die Branche, zwischen den Tarifpartnern eine Regelung zu finden, die sicherstellt, dass Leiharbeiter ab einem gewissen Zeitpunkt den gleichen Lohn erhalten wie Stammbeschäftigte des Betriebes, an den sie entliehen sind. Wenn der Branche eine Einigung in den ersten drei Monaten dieses Jahres nicht gelingt, will die CDU-Politikerin eine Expertenkommission einsetzen. Seit Jahresanfang gilt für die Branche bundesweit auch ein Mindestlohn.
Aus Sicht der BA erfüllt Zeitarbeit eine Brückenfunktion. "Leiharbeit stellt eine Beschäftigungsperspektive für Arbeitslose, von Arbeitslosigkeit bedrohte Arbeitnehmer, Berufseinsteiger oder Berufsrückkehrer dar", heißt es in der BA-Analyse. Zwei Drittel der im ersten Halbjahr 2011 neu begonnenen Leiharbeitsverhältnisse seien mit Personen abgeschlossen worden, die direkt zuvor keine Beschäftigung ausgeübt hätten.
Die Bedeutung der Leiharbeit für den Arbeitsmarkt steigt seit 2009 mit Einsetzen des Wirtschaftsaufschwungs. Mittlerweile beträgt ihr Anteil an allen sozialversicherungspflichtig Beschäftigten 2,9 Prozent - nach 2,6 Prozent im Juni 2010.
Quelle: ntv.de, rts