Massive Währungskrise Lettland macht Sorgen
05.06.2009, 16:22 UhrNach der Verschärfung der Währungskrise in Lettland nehmen die Sorgen vor einem Übergreifen auf andere Staaten Osteuropas zu.
Nach der Verschärfung der Währungskrise in Lettland nehmen die Sorgen vor einem Übergreifen auf andere Staaten Osteuropas zu. "Es besteht die Gefahr, dass die gesamte Region in Mitleidenschaft gezogen wird," warnte Dariusz Filar, Mitglied im geldpolitischen Entscheidungsgremium der polnischen Zentralbank, am Rande einer Wirtschaftskonferenz in Warschau.
EU-Währungskommissar Joaquin Almunia betonte, die Europäische Kommission beobachte die Situation in dem EU-Mitgliedsstaat genau. Wenn die Regierung in Riga die richtigen Reformen einleite, werde sich die EU aber dafür einsetzen, um ein Ausweiten der Krise auf die Nachbarstaaten zu vermeiden. Schwedens Finanzminister Anders Borg forderte weitere internationale Hilfsprogramme für Lettland. "Wir brauchen Erfolge bei den Verhandlungen, und es muss schnell gehen."
Die Krise in Lettland hat sich in dieser Woche massiv zugespitzt, nachdem eine Emission von Staatsanleihen fehlgeschlagen war. Die Regierung kämpft derzeit gegen eine Abwertung der Landeswährung Lat zum Euro und musste bereits mehrmals am Devisenmarkt intervenieren. Viele Bürger des Landes haben sich vor der Finanzkrise in der Gemeinschaftswährung verschuldet und drohen bei einer Verteuerung des Euro in Zahlungsschwierigkeiten zu geraten - nach Einschätzung von Analysten lauten fast 90 Prozent aller Kredite auf Euro. Wichtigste Kreditgeber sind dabei schwedische Banken wie die Swedbank oder SEB.
Die Europäische Union und der Internationale Währungsfonds (IWF) haben dem EU-Land 2008 einen Notkredit über 7,5 Mrd. Euro zur Verfügung gestellt. Allerdings wird ein Teil des Geldes seit März zurückgehalten, weil die lettische Regierung mit ihrer Haushaltskonsolidierung nicht schnell genug vorankommt. Ein IWF-Vertreter mahnte nun weitere Anstrengungen Lettlands an. "Es ist eine Herausforderung, aber wir denken, dass die Regierung in Riga bereit ist, sie zu meistern."
Der Ratingagentur Fitch zufolge benötigt Lettland dringend zusätzliche Hilfen, um die Währungsanbindung des Lat zum Euro aufrechtzuerhalten. Der Lat darf sich dabei nur um ein Prozent verteuern oder verbilligen. Allerdings wurde zuletzt die Liquidität knapp, die für ihre Interventionen am Devisenmarkt nötig ist. Sollte die Währung an Wert verlieren, dürfte das nach Einschätzung von Experten die Rückzahlung von Auslandsschulden deutlich erschweren und die Insolvenzen stark ansteigen lassen.
Lettlands Ministerpräsident Valdis Dombrovskis bekräftigte, dass seine Regierung keine Abwertung des Lat plane. Das Thema habe bei Gesprächen mit EU und IWF nicht auf der Tagesordnung gestanden. Sollte Lettland seine Landeswährung abwerten, könnten damit nach Einschätzung von Experten andere osteuropäische Währungen ebenfalls unter Druck geraten, allen voran die der baltischen Staaten Litauen und Estland. Mit Filar äußerte sich nun erstmals ein polnischer Notenbanker öffentlich über eine Bedrohung Osteuropas durch die Krise in Lettland. Polen hat in der Vergangenheit stets die Stärke seiner eigenen wirtschaftlichen Fundamentaldaten hervorgehoben und das Risiko von externen Belastungsfaktoren heruntergespielt.
Lettland wurde von der weltweiten Rezession besonders hart getroffen. Die Regierung geht in diesem Jahr von einem Rückgang der Wirtschaftsleistung um 18 Prozent aus.
Quelle: ntv.de, rts