Der mauen Berichtssaison zum Trotz Lohnt der Einstieg in deutsche Aktien?
16.08.2013, 08:30 Uhr
Euphorie sieht anders aus: Die Ergebnisse der Berichtssaison lassen großteils zu wünschen übrig.
(Foto: picture alliance / dpa)
Die Berichtssaison in Deutschland neigt sich dem Ende zu, aber so richtig zufrieden sind die Marktteilnehmer nicht. Zu viele negative Überraschungen sorgen für Missstimmung unter den Anlegern und Analysten. Dennoch lohnt ein zweiter Blick, wie Experten meinen.
Durchwachsen, mau, enttäuschend - wer Börsianer auf die aktuelle Berichtssaison in Deutschland anspricht, wird nicht gerade mit Euphorie überschüttet. Die Quartalsbilanzen sind gespickt mit Gewinnwarnungen und schwächelnden Zahlen. Dennoch lohnt es sich, dem Dax die Treue zu halten, sind Marktexperten überzeugt.
"Da sich Frühindikatoren wie die Ifo-Geschäftserwartungen und US-Einkaufsmanagerindizes verbessern, sollte sich auch der konservative Ausblick vieler Unternehmen für 2013 in den nächsten Monaten aufhellen", sagt Markus Wallner, Aktienstratege bei der Commerzbank.
Chemie und Stahl besonders gebeutelt
Noch sieht es in einigen Branchen aber recht düster aus: Im Chemiesektor rechnet der Branchenprimus BASF nach einem Gewinnrückgang nicht mehr mit einer spürbaren Erholung seiner Geschäfte im weiteren Jahresverlauf. Lanxess kippte wegen der anhaltenden Autokrise sogar seine Ergebnisprognose für 2014.
In Bedrängnis sind auch viele Unternehmen aus der Stahlindustrie, weil mit der mauen wirtschaftlichen Entwicklung auch die Stahlnachfrage zurückgeht. So musste Salzgitter zum zweiten Mal innerhalb weniger Monate seine Prognose senken und erwartet nun für das laufende Geschäftsjahr einen Vorsteuerverlust von 400 Millionen Euro. Ein Sparprogramm soll gegensteuern. Auch ThyssenKrupp hat zu kämpfen. Der weltgrößte Stahlkonzern ArcelorMittal schraubte Anfang August seine Gewinnprognose ebenfalls herunter und machte seinen Aktionären keine Hoffnung auf eine rasche Besserung.
Viele hinter den Erwartungen zurück
Insgesamt blieben vor allem viele Unternehmen im MDax hinter den Erwartungen der Analysten zurück: Fast 50 Prozent verfehlten nach Daten von ThomsonReuters Starmine die Erwartungen, im Dax waren es knapp 30 Prozent. Rund 70 Prozent der Dax-Firmen lagen im Rahmen der Prognosen oder darüber.
Dazu gehörten etwa Volkswagen, Continental oder HeidelbergCement. Doch selbst wenn die Quartalsberichte überzeugt hätten, äußerten sich nur wenige Unternehmen wie Infineon oder die Deutsche Post klar positiv zu ihren Perspektiven, bemängelte LBBW-Analyst Ralph Herre.
China als Hoffnungsträger
Schwarzmalen wollen viele Analysten deshalb aber noch lange nicht: Nach den zuletzt besseren Konjunkturdaten aus China seien die Sorgen um das Reich der Mitte weniger geworden, urteilt Commerzbank-Analyst Wallner. "Und das ist für die exportorientierte deutsche Wirtschaft ein Lichtblick."
Positive Daten aus Chinas Industrie deuteten zuletzt darauf hin, dass die Lokomotive für die Weltwirtschaft wieder in Schwung kommt. Die Betriebe steigerten ihre Produktion im Juli stärker als erwartet. Zudem ließ die Regierung durchblicken, dass sie eine Wachstumsrate von unter sieben Prozent nicht hinnehmen will. Im zweiten Quartal hatte das Bruttoinlandsprodukt der Volksrepublik bei 7,5 Prozent gelegen.
Fed immer im Blick
Sollte sich die globale Konjunktur im kommenden Jahr tatsächlich beschleunigen, sehen die Analysten der DZ Bank den Dax Mitte 2014 bei 9600 Punkten - das wäre vom aktuellen Stand von 8390 Zählern ein Plus von mehr als 14 Prozent. Seit Jahresbeginn hat der deutsche Leitindex rund elf Prozent zugelegt.
Auch eine Reduzierung der Anleihenkäufe durch die Fed dürfte dem Dax auf seinem Weg nach oben nicht im Wege stehen, prognostizieren die Experten. Wenn die US-Notenbank ihre Ankündigung wahr macht, sei dies kein kalter Entzug mehr, sondern von langer Hand vorbereitet, erklären die Analysten.
Fed-Chef Ben Bernanke hatte Ende Mai die Finanzmärkte mit der Ankündigung aufgewühlt, dass ein Ende der ultra-lockeren US-Geldpolitik vorbereitet werde. Derzeit pumpt die Notenbank monatlich rund 85 Milliarden Dollar über den Aufkauf von Anleihen in die Wirtschaft und hält die Zinsen nahe null Prozent - die Märkte waren nicht zuletzt wegen dieser Geldspritzen in diesem Jahr auf neue Rekordstände gestiegen.
Viele Börsianer glauben im Falle einer Drosselung der Anleihenkäufe nicht an einen Zusammenbruch der Märkte. Nach Einschätzung eines Händlers sollte sich inzwischen jeder Anleger auf einen solchen Schritt eingestellt haben: "Und so lange die Konjunktur mitspielt, dürfte es im Dax weiter bergauf gehen." (redigiert von Myria Mildenberger)
Quelle: ntv.de, Daniela Pegna, rts