Keine Streiks in der Urlaubssaison Lokführer bekommen mehr Geld
24.07.2012, 03:26 Uhr
Claus Weselsky, Bundesvorsitzender der Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer und Ulrich Weber, Personal-Vorstand der Deutschen Bahn, während der Tarifverhandlungen.
(Foto: dapd)
Zehn Stunden lang haben die Deutsche Bahn und die Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer (GDL) im Tarifstreit verhandelt. Das Ergebnis: Die Gehälter der Lokführer sollen um mehr als sechs Prozent ansteigen - stufenweise. Mit der Einigung sind bei der Bahn keine Streiks während der Sommerferien zu befürchten.
Die Gehälter der Lokführer der Deutschen Bahn sollen in den kommenden beiden Jahren stufenweise kräftig steigen. Die Tarifparteien einigten sich in Berlin in zweiter Verhandlungsrunde auf einen entsprechenden Tarifabschluss, mit dem Streiks in den Sommerferien abgewendet werden. Demnach sollen die Lokführer 6,2 Prozent mehr Geld bekommen.
Damit sind Streiks bei der Bahn in den Sommerferien abgewendet. Rückwirkend zum 1. Juli steigen die Einkommen der Lokführer um 3,8 Prozent, zum 1. November 2013 um weitere 2,4 Prozent. Zudem soll zu diesem Termin die betriebliche Altersvorsorge der Lokführer im Gesamtwert von einem Prozent verbessert werden.
"Planerische Sicherheit"
Die Lokführergewerkschaft GDL hatte sieben Prozent mehr Gehalt für die Laufzeit von einem Jahr gefordert. Das erste Arbeitgeberangebot der Deutschen Bahn lag in der ersten Tarifrunde Mitte Juli bei 5,5 Prozent für eine Laufzeit von zwei Jahren. Der Tarifvertrag für die Lokomotivführer war am 30. Juni ausgelaufen. Im vergangenen Jahr hatten Bahn und GDL ihren Tarifstreit erst nach neun Monaten und 15 Verhandlungsrunden beigelegt und sich auf eine Tariferhöhung von 2,0 Prozent geeinigt.
Die Tarifparteien hätten mit dem Abschluss zustande gebracht, was machbar gewesen sei, sagte Bahn-Personalvorstand Ulrich Weber nach den gut zehnstündigen Verhandlungen. Die Einigung sei als Anerkennung der Leistung fair gegenüber den Beschäftigten. Die Laufzeit von 24 Monaten gebe der Bahn eine gewisse planerische Sicherheit.
Bundesweit fehlen 800 Lokführer
Der Gehaltszuschlag trage dazu bei, dass der Beruf des Lokführers wieder attraktiver werde, sagte der Bundeschef der Lokführergewerkschaft GDL, Claus Weselsky. Bei der Bahn fehlten bundesweit rund 800 Lokführer. Die GDL sei sich dessen bewusst, "dass wir in den vergangenen Tarifrunden auffällig waren". Nunmehr sei jedoch der Beweis erbracht, dass die Spartengewerkschaft einen Tarifabschluss auch auf dem Verhandlungswege ohne Arbeitskampfmaßnahmen erreichen könne.
Niemand werde ernsthaft bedauern, wenn ein Tarifabschluss ohne Belastung der Bahnkunden erreicht werde, sagte Weselsky. Bundesverkehrsminister Peter Ramsauer (CSU) hatte dem Magazin "Focus" am Wochenende gesagt, durch Streiks während der Urlaubszeit würden Kunden "quasi in Geiselhaft genommen, um Forderungen zu erzwingen". Die GDL hatte diese Äußerung als Einmischung in die Tarifverhandlungen zurückgewiesen.
Bundesweit gibt es rund 27.000 Lokführer bei der Deutschen Bahn sowie deren Wettbewerbern. Der Tarifabschluss gilt nur für die rund 20.000 Lokführer, die bei dem bundeseigenen Bahnunternehmen beschäftigt sind. Ein Tarifabschluss mit den privaten Schienengüterverkehrsunternehmen steht erst noch bevor.
Quelle: ntv.de, AFP