Wirtschaft

Bundesweit Ausfälle im Zugverkehr Lokführer bleiben hart

"Perfides Spiel auf Zeit" gegen "Gewerkschaft auf Irrfahrt": Die Fronten in der Tarifauseinandersetzung bei den Bahnen sind nach dem zweiten Warnstreik der Lokführer verhärtet wie eh und je. Leidtragende sind erneut zehntausende Fahrgäste. Erstmals wird ein Mediator ins Spiel gebracht.

Nur gemeinsam sind wir stark: GDL-Zugführer im Ausstand.

Nur gemeinsam sind wir stark: GDL-Zugführer im Ausstand.

(Foto: picture alliance / dpa)

Es sollte die "erste gelbe Karte" für die Bahn und ihre Konkurrenten sein: Mit ihrem erneuten Warnstreik hat die Lokführergewerkschaft GDL das Kräftemessen um einheitliche Tarifstandards in der Branche weiter angeheizt - quer durch die Republik bekamen das zehntausende Fahrgäste beim Warten in frostigen Bahnhofshallen zu spüren. Die zweite Arbeitskampfattacke der kleinen Gewerkschaft binnen vier Tagen soll den Druck auf das versammelte Arbeitgeberlager erhöhen. Die große Frage lautet: Wie schaffen es die Rivalen wieder an den Verhandlungstisch?

GDL-Boss Claus Weselsky, der den Streiktag auf dem Hauptbahnhof in Frankfurt am Main einläutete, ließ an der Entschlossenheit seiner Kollegen keine Zweifel. Die Gewerkschafter seien bereit, "diese Auseinandersetzung auch noch länger und intensiver zu führen", drohte der oberste Lokführer und formulierte fußballerisch: "Jeder halbwegs Sportbegeisterte weiß, dass maximal zwei gelbe Karten verteilt werden, bevor die rote kommt." Für den 7. März ist bereits die Auszählung der Urabstimmung terminiert, die für unbefristete Streiks nötig ist. Doch bis dahin ist es noch mehr als eine Woche.

"Perfides Spiel auf Zeit"

Dass sie langsam ungeduldig wird, ließ die GDL aber durchblicken. Der Drei-Stunden-Ausstand sei die Reaktion auf das "perfide Spiel auf Zeit" der Arbeitgeber nach der ersten Streikwelle vom vergangenen Dienstag gewesen. "Das Vergießen von Krokodilstränen und öffentliche Beteuerungen der Verhandlungsbereitschaft sind kein Ersatz für tragfähige Angebote", wetterte Weselsky noch vor dem Start der jüngsten Aktion. Kernforderung der GDL: einheitliche Einkommen für rund 26.000 Lokführer auf dem Niveau der Deutschen Bahn (DB) auch bei deren sechs großen Konkurrenten sowie 5 Prozent Aufschlag.

"GDL auf Irrfahrt"?

Auch im Arbeitgeberlager wird der Ton gereizter. "Statt unverzüglich weiterzuverhandeln, setzt die GDL ihre Irrfahrt fort", beklagte sich DB-Personalvorstand Ulrich Weber. Und listete zum wiederholten Male auf, dass wesentliche Forderungen der Gewerkschaft doch erfüllt seien. Sie solle daher konkret "Ross und Reiter nennen", was genau ihre Forderungen denn nun noch seien. Dabei verfolgt der bundeseigene Konzern mit unverhohlenem Ärger, dass vor allem er das öffentlichkeitswirksame Ziel von Arbeitsniederlegungen ist - während die kleineren Wettbewerber eher geringe Behinderungen meldeten.

Warnstreiks kurz vor dem Wochenende: Die Lokführer wollen nach eigenen Angaben verantwortungsvoll mit der Streikmacht umgehen.

Warnstreiks kurz vor dem Wochenende: Die Lokführer wollen nach eigenen Angaben verantwortungsvoll mit der Streikmacht umgehen.

Offenkundig fehlt es der GDL bisher an einer wirksamen Streiktaktik gegen die Regionalverkehrs-Anbieter, die sich für den angestrebten Flächentarif am stärksten bewegen müssten. Schließlich sollen sie die Einkommen ihrer Mitarbeiter in Richtung des Marktführers DB anheben. Unterschiede in den Tätigkeiten von Lokführern im Fern- und Nahverkehr müssten sich aber auch in den Entgelten widerspiegeln, argumentieren Abellio, Arriva, Benex, Keolis, Veolia und Hessische Landesbahn, die in dem Konflikt vereint als «G6» auftreten - als die großen Sechs.

Mediator für mehr Bewegung?

Wann die Tarifrivalen sich wieder an einen Tisch setzen und direkt miteinander reden, blieb auch nach dem erneuten Warnstreik offen. Die gegenseitigen Appelle erneuerten alle Seiten immerhin. Der Vorsitzende des Fahrgastverbands Pro Bahn, Karl-Peter Naumann, schlug vor, dass möglicherweise ein Mediator Bewegung bringen könnte. Denn wohin die Stimmung unter den Pendlern und Fernreisenden bei länger schwelender Streikgefahr umschlagen könnte, ist ungewiss. An einer sensiblen Stelle ließen die Lokführer denn auch Milde walten. Die ohnehin von technischen Dauerproblemen gebeutelte S-Bahn Berlin blieb vom Warnstreik verschont - allerdings nur diesmal.

Quelle: ntv.de, dpa/rts

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