Gewinn pro Passagier zu gering Lufthansa-Chef Spohr warnt: Fliegen wird nicht günstiger
03.02.2025, 15:11 Uhr Artikel anhören
Am einzelnen Reisenden verdient die Lufthansa Angaben ihres Chefs zufolge im Schnitt nur sieben Euro, der Rest des Ticketpreises gehe an den Staat.
(Foto: Lufthansa Group/Flo Huber)
Viele Airlines beklagen hohe Flugpreise, besonders in Deutschland - so auch die Lufthansa. Deren Konzernchef sieht das Ende der Fahnenstange jedoch noch nicht erreicht. Weitere Gebühren könnten das Fliegen künftig noch teurer machen.
Fliegen wird nach Einschätzung von Lufthansa-Chef Carsten Spohr angesichts der Kostenentwicklung und trotz guter Nachfrage nicht billiger. Mit Zusatzkosten wie der Anschaffung des teureren nachhaltigen Flugbenzins und anderen regulatorischen Ausgaben gehe der Trend bei den Ticketpreisen eher aufwärts, sagte Spohr in Rom bei einer Pressekonferenz zur Aufnahme von ITA Airways in die Lufthansa-Gruppe.
Lufthansa verdiene pro Passagier sieben Euro, sagte Spohr. "Seien wir ehrlich: Angesichts der zusätzlichen Kosten für nachhaltigen Flugtreibstoff, der steigenden Infrastrukturkosten und der Inflation bei unseren persönlichen Kosten werden die Flugpreise in Europa in Zukunft nicht sinken", so der Lufthansa-Chef weiter. Zur Nachfrage äußerte er sich zuversichtlich. "Ich glaube, es wird ein sehr gutes Jahr für die Luftfahrt."
Im Laufe des vergangenen Jahres wurde mehrfach von vielen Seiten Kritik laut, wonach Flugreisen in Europa und speziell in Deutschland zu teuer seien. Die Flugticketsteuer wurde beispielsweise zum 1. Mai um 25 Prozent erhöht. Zum selben Termin stiegen zudem die Flugsicherungsgebühren und die sogenannte Luftsicherheitsgebühr, die für die Kontrolle der Passagiere und ihres Gepäcks erhoben wird. Vielerorts erhöhten Flughäfen die Start- und Landegebühren. Darüber hinaus gingen die Umweltauflagen der Europäischen Union ins Geld. Auch diese Kosten legt die Lufthansa auf Reisende um.
Lufthansa bei ITA und Air Baltic eingestiegen
Mit ITA wolle die Lufthansa-Gruppe von Anfang an Geld verdienen. Die italienische Staats-Airline gehört seit etwas mehr als zwei Wochen zu 41 Prozent der Lufthansa. Der Konzern will ITA Airways vollständig übernehmen - allerdings nicht so bald. "Es ist keine Überraschung, dass das Multi-Hub-System der Lufthansa am besten mit einer 100-prozentigen Eigentümerschaft an allen Fluggesellschaften funktioniert, daher ist dies auch unser strategisches Ziel für unsere Eigentümerschaft an ITA", erklärte Spohr.
Die Lufthansa Group könne ihre Beteiligung durch den Erwerb weiterer ITA-Aktien bereits in diesem Jahr auf 90 Prozent aufstocken, habe derzeit aber nicht die Absicht, das auch zu tun. Der Konzern kann seine Beteiligung auf 100 Prozent aufstocken und hat zuvor erklärt, die letzte Call-Option laufe bis 2032.
Spohr rechnet mit weiteren Konsolidierungen in der europäischen Luftfahrtbranche: "Es wird weitergehen. Es muss in Europa weitergehen, weil wir immer noch zu viele Fluggesellschaften in Europa haben, die nicht gesund und stark genug sind, um mit Fluggesellschaften außerhalb Europas zu konkurrieren." Die vor wenigen Tagen bekannt gegebene Beteiligung von zehn Prozent an Air Baltic sei jedoch nicht mit einer Konsolidierung zu verwechseln, so Spohr.
Quelle: ntv.de, mpa/rts/DJ