Flucht in den Mittelstand MDax auf Allzeithoch
17.10.2012, 15:47 Uhr
Das Rückrat der Wirtschaft ist der Mittelstand, weiß man auch an der Börse.
(Foto: dpa)
Inmitten der Euro-Krise machen es sich die Anleger in der zweiten Reihe bequem: Der MDax steigt auf den höchsten Stand aller Zeiten, der solide deutsche Mittelstand ist zum absoluten Börsenliebling geworden. Doch das Blatt könnte sich auch wieder schnell wenden.
Die Finanz- und Schuldenkrise treibt immer mehr Anleger in die Arme des deutschen Mittelstands. Der MDax, der kleine Bruder des Leitindex Dax, steht zeitweise mit 11.533 Zählern so hoch wie noch nie. An diesem Mittwoch übertrumpfte der Börsenindex für mittelgroße Werte wie den Flughafenbetreiber Fraport oder den Maschinenbauer Dürr seinen bisherigen Höchststand aus dem Jahr 2007. Und die Rekordjagd muss noch nicht zu Ende sein.
Für einen weiteren Anstieg des MDax sprechen die gleichen Gründe wie für den Aktienmarkt im Allgemeinen. So werfen Staatsanleihen finanzstarker Länder wie Deutschland oder Norwegen kaum noch Renditen ab. Und spätestens nach dem massiven Eingriff der Europäischen Zentralbank in der Eurokrise gibt es Experten zufolge auch keinen Grund, Aktien aus dem Depot zu nehmen. EZB-Chef Mario Draghi hatte gesagt, dass die Zentralbank alles Notwendige tun werde, um den Euro zu erhalten. "Und glauben Sie mir - es wird ausreichen", so Draghi.
Eine Einschätzung, die auch Kapitalmarktexperte Robert Halver von der Baader Bank teilt: "Mit EZB und Euro-Rettungsschirm ESM ist jetzt erst einmal Ruhe im Karton." Nunmehr deute sich eine Stabilisierung der Konjunktur und eine politische Harmonisierung der Eurozone an. Und genau davon dürfte der MDax besonders profitieren, weil der exportstarke deutsche Mittelstand vor allem im Ausland gute Geschäfte mache.
Falls die Politiker und die Zentralbanken trotz aller Bemühungen die Eurokrise allerdings nicht in den Griff bekommen sollten, könnten MDax-Aktien aber auch wieder stark unter Druck geraten. Schließlich seien rund 75 Prozent der im MDax gelisteten Firmen von der Weltkonjunktur abhängig, sagte Marktanalyst Oliver Caspari vom Bankhaus Lampe. Die im deutschen Leitindex notierten Unternehmen hingegen machten 50 Prozent all ihrer Geschäfte in Deutschland.
Angst vor Indexumstellungen
Neben der hohen Exportabhängigkeit führen Kritiker auch noch die vielen Indexumstellungen gegen den MDax ins Feld. Sie monieren, dass die vermeintlich guten Werte oft in den Dax aufsteigen und im Gegenzug die vermeintlich schlechten Aktien in die zweite Börsenliga abstiegen. Der letzte derartige Austausch fand im September statt. Seinerzeit wurden der Spezialchemiekonzern Lanxess und der Automobilzulieferer Continental in den Dax aufgenommen. Im Gegenzug mussten sich der Lastwagen- und Maschinenbauer MAN und der Handelskonzern Metro mit einem Platz in der zweiten Reihe des MDax begnügen.
Diese Wechselspiele müssen aber nicht unbedingt zu Lasten der Anleger ausgehen, so Marktstratege Fidel Helmer von der Privatbank Hauck & Aufhäuser. Schließlich entschieden keine qualitativen, sondern formale Kriterien wie der Börsenumsatz oder die Zahl der frei verfügbaren Aktien über die Zugehörigkeit zu einem Index. MAN zum Beispiel sei deshalb aus dem Dax gefallen, weil der Autobauer Volkswagen seine Beteiligung an dem Münchener Konzern aufgestockt habe und deshalb weniger Papiere für die Privatanleger erhältlich seien. Dies ändert Helmer zufolge aber nichts daran, dass MAN-Aktien bei den Anlegern nach wie vor stark gefragt seien.
Quelle: ntv.de, dpa