Kurswechsel an den deutschen Küsten Metaller hoffen auf Spezialschiffe
27.09.2011, 16:23 Uhr
Abgelegen, lukrativ und wartungsintensiv: Windparks in der Nordsee.
(Foto: picture alliance / dpa)
Die Situation der deutschen Werftenindustrie bereitet der Industriegewerkschaft IG Metall große Sorgen. Zusammen mit Wissenschaftlern der Universität Bremen kommt sie zu beunruhigenden Ergebnissen: Der Stellenschwund in Deutschlands Norden setzt sich fort. Jetzt soll der Schiffbau von der Energiewende profitieren.
Für Arbeitnehmer bleibt die Werftindustrie in Deutschland ein schwieriges Pflaster. Wie aus der jährlichen Schiffbau-Umfrage der Gewerkschaft IG Metall und der Bremer Universität hervorgeht, sank die Belegschaftsstärke der Betriebe in den vergangenen zwölf Monaten insgesamt um rund 4 Prozent auf 16.351 Arbeitnehmer.

Baudock der Lürssen-Werft auf dem Gelände der ehemaligen Vulkan-Werft in Bremen: Tanker und Frachter von der Stange sind in Asien billiger zu haben.
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Damit verlangsamte sich der Arbeitsplatz-Abbau zwar im Vergleich zur Vorjahresumfrage. Eine Trendwende gab es jedoch nicht. Im Vorjahr hatten Gewerkschafter und Bremer Wissenschaftler noch einen Jobverlust von 15 Prozent ermittelt. Seit Beginn der Wirtschaftskrise 2008 gingen demnach bereits 4200 Jobs bei deutschen Werften verloren - das war etwa jeder fünfte Arbeitsplatz. Die IG Metall organisiert die Erhebung gemeinsam mit dem Institut Arbeit und Wirtschaft der Uni Bremen.
Der jährlichen Umfrage unter den Betriebsräten der Werften zufolge reduzierte etwa die Hälfte der deutschen Schiffbauunternehmen in den vergangenen zwölf Monaten die Kopfstärke der Belegschaft. Dieses Minus habe durch leichte Personalzuwächse, die es an einigen Werften gegeben habe, insgesamt nicht ausgeglichen werden können, heißt es in der Untersuchung. Die wirtschaftliche Lage der Werften bleibe zudem schwierig. Die Zahl der Auftragseingänge sei niedrig und liege zurzeit nur leicht über dem Vorjahresniveau, teilte die Gewerkschaft mit.
Ein Hoffnungsschimmer sei, dass sich erstmals deutlich abzeichne, dass die Offshore-Windenergie für neue Aufträge sorge, erklärte der Bezirksleiter der IG Metall Küste, Meinhard Geiken. Spezialschiffe zum Bau von Windparks auf offenem Meer und die Konstruktion von Umspann-Plattformen stünden für die endgültige Abkehr vom Standardschiffbau hin zur Herstellung hochwertiger Spezialfahrzeuge. Die Bundesregierung müsse diesen Prozess durch "aktive Industriepolitik" fördern, hieß es. An der jährlichen Umfrage nahmen Betriebsräte von 41 Firmen teil.
Quelle: ntv.de, AFP