Niederlage im Browser-Krieg Microsoft knickt ein
25.07.2009, 11:30 UhrDer Softwaregigant Microsoft beugt sich im Streit um die Bündelung des PC-Betriebssystems Windows mit seinem Internet-Browser dem Druck der EU-Kommission. Angesichts drohender Milliardenstrafen bricht das US-Unternehmen mit seiner bisherigen Dominanz-Strategie - in einem denkbar ungünstigen Moment.
Im Streit über seinen Internet Explorer hat der weltgrößte Softwarekonzern Microsoft nach offiziellen Angaben der EU-Kommission angeboten, seinen Kunden die Wahl des Browsers künftig selbst zu überlassen. Dies sollte bereits für das für Oktober geplante neue Betriebssystem Windows 7 gelten, teilten die Brüsseler Wettbewerbshüter mit. Zugleich habe der Konzern mehr Transparenz bei Windows angeboten, um das Schreiben von windows-kompatiblen Programmen zu erleichtern. Die EU-Kommission begrüßte in einer ersten Reaktion beide Vorschläge und kündigte deren Prüfung an. Erst dann will sie eine Entscheidung treffen.
Künftig soll allen Windows-Nutzern automatisch die Installation eines Konkurrenz-Browsers zu Microsofts Internet Explorer angeboten werden, hieß es. Die EU-Kommission dringt in einem laufenden Wettbewerbsverfahren darauf, dass es bei Windows mehr Auswahl bei Browsern geben soll. Die derzeitige Koppelung des Internet Explorers mit Microsofts Windows-Betriebssystem behindere den freien Wettbewerb, kritisieren Beobachter schon seit Jahren.
Das Ende der Vormachtsstellung
Den neuen Vorschlag knüpft Microsoft an die Bedingung, dass damit laufende Verfahren und sich daraus abzeichnende Strafen vom Tisch kommen. Bisher drohen ein hohes Bußgeld und weitere Sanktionen. Frühere Strafgelder aus Brüssel gegen Microsoft belaufen sich bereits auf rund 1,7 Mrd. Euro. Der neue Vorschlag werde dem europäischen Wettbewerbsrecht voll und ganz gerecht, sagte Microsoft-Justiziar Brad Smith laut einer Mitteilung des US-Konzerns.
Das EU-Verfahren war nach einer Beschwerde des norwegischen Browser-Herstellers Opera eingeleitet worden. Noch vor einigen Jahren hatte Microsoft bei Browsern quasi eine Monopolstellung. Inzwischen ist der Marktanteil aber deutlich gesunken. Vor allem die Rivalen Firefox und Apples Safari konnten zuletzt dazugewinnen. Auch der Internet-Konzern Google bietet einen Browser (Chrome) an und hatte sich im Februar der Opera-Beschwerde angeschlossen.
Konkret sollen nach dem Vorschlag Microsofts alle derzeitigen Windows-Nutzer in Europa mit Hilfe eines Software-Updates über das Internet gefragt werden, ob sie den Browser wechseln wollen. Dazu bekommen sie eine Liste mit möglichen Alternativen.
Beschränktes Zugeständnis

Umsatzminus, Gewinneinbruch, düsterer Ausblick: Das Letzte, was Ballmer jetzt gebrauchen kann, ist Ärger mit den Europäern.
(Foto: REUTERS)
Wie die Nutzer sollen bereits auch die Computerbauer den Internet Explorer abschalten und andere Browser installieren können. Der Vorschlag soll jedoch nur für Computer in Europa gelten.
Bisher hatte Microsoft als Kompromiss angekündigt, das am 22. Oktober startende neue Windows 7 ohne Browser auszuliefern. Die EU-Wettbewerbshüter hatten darauf skeptisch reagiert. Nun soll nach dem Microsoft-Vorschlag bei einem neuen PC mit Windows 7 der Internet Explorer zwar standardmäßig installiert sein, der Nutzer aber ebenfalls automatisch andere Browser angeboten bekommen.
Quelle: ntv.de, mmo/dpa/rts