Wirtschaft

Prozess um Schadenersatz Middelhoff droht Ungemach

In einem Wirtschaftsprozess droht dem ehemaligen Arcandor-Chef Middelhoff eine Schadenersatz-Zahlung. Hintergrund sind die umstrittenen Verkäufe von fünf Karstadt-Häusern im Jahre 2005. Arcandor-Insolvenzverwalter Görg fordert vom Ex-Arcandor-Management um Middelhoff 175 Millionen Euro.

Nicht im Gerichtssaal: Thomas Middelhoff.

Nicht im Gerichtssaal: Thomas Middelhoff.

(Foto: picture-alliance/ dpa)

Der Verkauf von fünf Karstadt-Warenhäusern könnte den ehemaligen Chef des untergegangenen Handelskonzerns Arcandor, Thomas Middelhoff, nach Jahren noch teuer zu stehen kommen. Der 57-Jährige muss sich vor dem Essener Landgericht gegen Schadenersatzforderungen des Arcandor-Insolvenzverwalters wehren. Nach ersten Signalen der Kammer für Handelssachen müsste Middelhoff aber - wenn überhaupt - deutlich weniger zahlen als von Kläger Klaus Hubert Görg gefordert.

Richterin Regina Pohlmann sagte, nach ersten Beratungen der Kammer könnte es im Fall der Vorstände um Middelhoff tatsächlich zu Pflichtverletzungen gekommen sein. Bei ehemaligen Arcandor-Aufsichtsräten konnte das Gericht dagegen nach einer ersten Einschätzung keine Pflichtverletzungen erkennen.

Der Insolvenzverwalter fordert vom einstigen Arcandor-Management um Middelhoff Schadenersatz von 175 Millionen Euro. Der ehemalige Spitzenmanager, der nicht vor Gericht erscheinen musste, hat alle Vorwürfe zurückgewiesen. Eine vom Gericht angebotene gütliche Einigung kam nicht zustande.

Hintergrund der Schadensersatzforderung Görgs ist der aus seiner Sicht überteuerte Verkauf von fünf Immobilien der Ex-Arcandor-Tochter Karstadt an den Oppenheim-Esch-Fonds des Bauunternehmers Josef Esch, die dieser dann wiederum überteuert an die Warenhauskette vermietet haben soll. Auch Middelhoff war an den Fonds beteiligt. Das Immobilien-Geschäft war noch von Middelhoffs Vorgängern eingefädelt worden. Görg sieht aber unter anderem ein Fehlverhalten, weil das Management unter Middelhoff keine Regressansprüche geltend machte.

Görg-Berechnungen nicht schlüssig

Richterin Pohlmann sagte, nach bisheriger Bewertung seien Pflichtverletzungen nur bei einer Transaktion erfolgt - dem Verkauf eines Karstadt-Warenhauses in Wiesbaden. Görg habe den Schaden für Karstadt aus dem Geschäft auf rund 58 Millionen Euro beziffert. Doch diese Berechnungen seien in den Augen der Kammer "nicht schlüssig". Ein Verweis auf Rückstellungen für drohende Verluste, die Karstadt gebildet hatte, reiche nicht aus. Görg habe "die volle Beweislast für den behaupteten Schaden".

Görg muss nun eine neue Stellungnahme zur Schadenssumme abgeben, für den 31. August beraumte die Kammer den nächsten Sitzungstermin an. Dann könnte auch eine erste Teilentscheidung fallen - die beklagten Aufsichtsräte können nach dem derzeitigen Stand darauf hoffen, freigesprochen zu werden. Unter ihnen befindet sich unter anderem Ex-Aufsichtsratschef Hero Brahms und der ehemalige Rewe-Chef Hans Reischl.

"Ein einziger Krampf"

Middelhoffs Anwalt Winfried Holtermüller betonte, Görgs Klage sei "ein einziger Krampf" und "völlig unbegründet", sein Vorgehen habe den Ruf Middelhoffs nachhaltig beschädigt. Zudem seien alle Vorwürfe verjährt - eine Ansicht, der sich die Kammer allerdings nicht anschloss.

Görg hat zudem eine weitere Klage gegen Middelhoff und ehemalige Arcandor-Manager und -Aufsichtsräte eingereicht, dabei geht es um insgesamt 25 Millionen Euro, die unter anderem für Boni flossen. In dieser Sache ist einem Gerichtssprecher zufolge noch kein Termin festgelegt worden. Middelhoff hatte seinerseits eine Klage wegen Prozessbetrugs gegen Görg angekündigt.

In einem weiteren Verfahren vor dem Landgericht will zudem der Chefredakteur der Zeitungsgruppe "Welt", Jan-Eric Peters, Schadensersatz von Middelhoff für Verluste mit Arcandor-Aktien. Hier könnte möglicherweise am 28. April ein Urteil ergehen. Zudem ermittelt die Staatsanwaltschaft Bochum im Zusammenhang mit der Arcandor-Pleite gegen Middelhoff.

Der frühere Bertelsmann-Manager hatte das Arcandor-Ruder 2005 übernommen. Rund vier Jahre später musste Middelhoff gehen - nach einem Jahresverlust von einer dreiviertel Milliarde Euro. Wenige Monate später stellt Arcandor Insolvenzantrag. Allein bei Karstadt zitterten jahrelang rund 25.000 Mitarbeiter um ihre Jobs. Görg brachte die Warenhauskette schließlich beim Investor Nicolas Berggruen unter.

Quelle: ntv.de, rts

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