Wirtschaft

"Seit 2004 richtig entschieden" Middelhoff wehrt sich

Der frühere Arcandor-Chef Thomas Middelhoff hat alle gegen ihn im Zusammenhang mit der Insolvenz des MDax-Konzerns erhobenen Vorwürfe zurückgewiesen. "Ich bin überzeugt davon, dass wir seit 2004 die richtigen Entscheidungen getroffen haben", sagte Middelhoff der "Bild am Sonntag". Er habe sich nichts vorzuwerfen. "Im Gegenteil: Viele Stimmen sagen, ohne mich wäre schon 2004 Schluss gewesen."

Thomas Middelhoff war bis März 2009 Arcandor-Chef.

Thomas Middelhoff war bis März 2009 Arcandor-Chef.

(Foto: picture-alliance/ dpa)

Nach Middelhoffs Ansicht ist Arcandor dann das Opfer der Finanzmarktkrise geworden. Deswegen sei es ist es für ihn völlig unverständlich, dass dem Unternehmen jede Unterstützung aus dem Deutschlandfonds versagt worden sei. Arcandor hatte Anfang Juni Insolvenzantrag gestellt. Middelhoff hatte seinen Abschied bei dem Essener Konzern im vergangenen Dezember angekündigt. Im März hatte der ehemalige Telekom-Finanzchef Karl-Gerhard Eick das Ruder übernommen.

Weshalb die Staatsanwaltschaft gegen ihn wegen des Verdachts der Untreue ermittle, wisse er nicht, sagte Middelhoff. Daran sei nichts dran. Hintergrund ist seine Beteiligung an einem Fonds mit Karstadt-Immobilien. Er habe diese erworben, Jahre bevor er 2004 gebeten wurde, in einer Notsituation die Führung der damaligen KarstadtQuelle AG zu übernehmen, sagte Middelhoff. Der Aufsichtsrat habe damit kein Problem gehabt.

Keine Karstadt-Übernahme um jeden Preis

Eckhard Cordes beklagt den Schwebezustand.

Eckhard Cordes beklagt den Schwebezustand.

(Foto: picture-alliance/ dpa)

Unterdessen hat Metro-Chef Eckhard Cordes klare Entscheidungen zu seinem Angebot einer Übernahme der insolventen Karstadt-Handelskette angemahnt. "Wir haben Zeit und werden eine Übernahme nicht um jeden Preis machen", sagte Cordes dem "Spiegel". Zwar sei die von der Metro favorisierte Fusion von Karstadt und der Metro-Tochter Kaufhof zu einer Deutschen Warenhaus AG "ordnungspolitisch sinnvoll und vor allem für die Belegschaften ideal". Doch "je länger der Schwebezustand dauert", umso schwieriger werde das.

Die Probleme würden noch weiter zunehmen, wenn womöglich Hedgefonds die vom Arcandor-Großaktionär Sal. Oppenheim abgestoßenen Anteile übernähmen. "Wenn Karstadt erst mal anfängt zu erodieren, können wir keine Wiederbelebungsversuche mehr starten", denn dann würden "selbst wir uns nicht mehr zutrauen, das Geschäft noch zu drehen", sagte Cordes. Er sei deshalb überzeugt, dass die normative Kraft des Faktischen zeigen werde, "dass unser Angebot die letzte Chance für eine große Lösung und damit auch zur Rettung der Mitarbeiter ist".

Überrascht äußerte sich Cordes über die öffentlich geäußerte Ablehnung der Fusionspläne durch Arcandor-Chef Karl-Gerhard Eick und Sal. Oppenheim. Schon vor Wochen hätten Eick und Vertreter der Bank diese Idee mehrfach mit seinem Haus angesprochen. Kurz nach Eicks Amtsantritt seien sogar bereits erste Finanzdaten ausgetauscht worden. Und noch in der Nacht vor dem Insolvenzantrag hätten Vertreter der Bank angerufen und gefragt, ob die Metro AG möglicherweise Arcandor finanziell aushelfen könnte.

Quelle wurde wiederbelebt

Unterdessen schöpften die rund 8000 Mitarbeiter des zu Arcandor gehörenden insolventen Versandhauses Quelle wieder Hoffnung. Seit dem späten Freitagabend laufen die Druckmaschinen für den neuen Quelle- Hauptkatalog auf Hochtouren, wie der Sprecher des Fürther Unternehmens, Manfred Gawlas, sagte. Die ersten Exemplare sollen Mitte nächster Woche in den Briefkästen der Kunden liegen.

Quelle macht einen beträchtlichen Teil des Umsatzes in Höhe von knapp drei Mrd. Euro (Geschäftsjahr 2007/08) mit dem Kataloggeschäft. Etwa die Hälfte des Gesamtumsatzes kommt nach Angaben von Gawlas über Bestellungen im Internet zustande, der Rest entfällt auf das Kataloggeschäft und eigene Läden von Quelle. Für den Druck von rund acht Millionen Exemplaren der Herbst/Winter-Ausgabe muss das ums Überleben ringende Unternehmen 20 bis 25 Mio. Euro berappen. Nur dank in Aussicht gestellter Staatsbürgschaften hatten die Maschinen in der Nürnberger Druckerei Prinovis anlaufen können.

"Obwohl die endgültige Zusage für die von Quelle geforderte Bürgschaft noch nicht vorliegt, haben wir uns dazu entschlossen, mit der Produktion des Kataloges für unseren langjährigen Kunden Quelle zu beginnen", teilte Prinovis mit. Um die Fertigung nach dem Wochenende fortsetzen zu können, benötige die Druckerei in der kommenden Woche aber eine rechtsverbindliche Zusage zur Übernahme der Produktionskosten.

Quelle: ntv.de, wne/rts/dpa

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