Wirtschaft

Konkurrenzangebot für Nyse Euronext Nasdaq stößt auf Bedenken

So "New York" wie das Taxi: Die Nasdaq an ihrem Hauptsitz in Manhattan.

So "New York" wie das Taxi: Die Nasdaq an ihrem Hauptsitz in Manhattan.

(Foto: dpa)

Die Terminplanung für die transatlantische Börsenhochzeit zwischen Frankfurt und der New York wackelt offenbar weniger stark als zunächst angenommen: Das Gegenangebot des US-Konzerns Nasdaq OMX erweist sich als komplex und wenig überzeugend. Experten rechnen zudem mit erheblichem Widerstand der Kartellbehörden. Die Deutsche Börse könnte den Bieterwettstreit gewinnen.

Ärger für Reto Francioni: Nasdaq-Chef Robert Greifeld greift nach der Wall Street (Archivbild).

Ärger für Reto Francioni: Nasdaq-Chef Robert Greifeld greift nach der Wall Street (Archivbild).

(Foto: REUTERS)

Nach dem Vorstoß der Technologiebörse Nasdaq OMX zur Übernahme des Wall-Street-Betreibers Nyse Euronext melden sich erste Kritiker zu Wort. Das Gegenangebot zur Offerte der Deutschen Börse sei nicht so attraktiv wie es zunächst scheine, hieß es im Umfeld der Nyse Euronext. Zudem meldeten US-Politiker und Kartellrechtler Bedenken an.

Nach wochenlangen Gerüchten hatte die Nasdaq vor dem Wochenende schließlich doch mit der Rohstoffbörse ICE ein gemeinsames Angebot auf den Tisch gelegt, das ihren Angaben zufolge 19 Prozent über dem des deutschen Dax-Konzerns von Mitte Februar lag. Im Umfeld der Nyse Euronext hieß es aber, der Baranteil an dem US-Angebot falle geringer aus als zunächst erwartet. Zudem sei die Struktur der Offerte recht komplex. Den Kreisen zufolge wird der Verwaltungsrat von Nyse Euronext das Angebot prüfen. Dies werde aber wohl einige Tage dauern.

Nasdaq und ICE bieten 42,50 Dollar je Nyse-Aktie; der Gesamtwert der Offerte liegt bei 11,3 Mrd. Dollar mit einem Baranteil von 1,65 Mrd. Dollar. Hinzu kommt ein Tausch von 0,1436 ICE-Aktien für eine Aktie von Nyse Euronext. Die zwei größten Aktionäre der Nasdaq, die Börse Dubai und die schwedische Investor AB, erklärten, den Vorstoß des Hauses zu unterstützen.

Die weitere Selbstständigkeit steht bislang nicht zur Wahl: Duncan Niederauer leitet Nyse Euronext.

Die weitere Selbstständigkeit steht bislang nicht zur Wahl: Duncan Niederauer leitet Nyse Euronext.

(Foto: REUTERS)

Der Wettbewerber Deutsche Börse hält sich bedeckt: "Wir sind nach wie vor der festen Überzeugung, dass unser geplanter Zusammenschluss mit der Nyse Euronext die bestmögliche Kombination für die jeweiligen Aktionäre und Kunden beider Unternehmen bietet", sagte Reto Francioni der "Frankfurter Rundschau".

Auch am Markt reagierten die Beobachter abwartend. "Die Deutsche Börse steht jetzt natürlich unter Druck, nachzubessern. Aber ich halte es durchaus nicht für ausgemacht, dass sie auch wirklich nachlegen", sagte Analyst Roland Pfänder von der Commerzbank.

Kartellwächter werden unruhig

"Ist der Bieterkampf zu Ende? Das ist eine Unsicherheit. Die andere Unsicherheit ist, ob die Kartellbehörden die Pläne durchgehen lassen", sagte Evan Stewart, Wettbewerbsexperte von der Anwaltskanzlei Zuckerman Spaeder. "Die Aufsicht wird damit hadern, dass es in den USA dann nur noch einen Ort gibt, an dem sich Unternehmen listen lassen können."

War sich mit Duncan Niederauer eigentlich schon so gut wie einig: Deutsche-Börse-Chef Reto Francioni.

War sich mit Duncan Niederauer eigentlich schon so gut wie einig: Deutsche-Börse-Chef Reto Francioni.

(Foto: REUTERS)

Stephen Axinn von der Anwaltskanzlei Axinn, Veltrop and Harkrider schloss sich dieser Einschätzung an. "Unternehmen, die an die Börse gehen wollen, und institutionelle Händler werden Sturm laufen", prophezeite er. "Meine Schlussfolgerung ist: Die Transaktion dürfte gestoppt werden."

Die Reaktionen aus der Politik blieben zunächst vorsichtig. Einer der schärfsten Kritiker des Deutsche-Börse-Vorstoßes fand auch für die Alternative kein Lob. "Ich mache mir Sorgen, was dieses Angebot für die Arbeitsplätze in New York bedeutet", sagte etwa der einflussreiche New Yorker Senator und Demokrat Charles Schumer.

Die Patrioten-Karte sticht nicht

Der Kongressabgeordnete John Conyers hat seinerseits die Pläne des deutschen Konzerns als "völlig inakzeptabel" verurteilt. "Aber die neue Offerte ist noch schlimmer", sagte er nun.

Nasdaq und ICE haben bei Vorlage ihres Gebots erklärt, sich aus einem Zusammenschluss mit der Nyse Euronext höhere Einsparungen als der Dax-Konzern zu versprechen - ohne zu sagen, wie viele Stellen wohl gestrichen werden dürften. Der traditionsreiche Parketthandel an der Wall Street soll aber erhalten werden, hatte Nasdaq-Chef Robert Greifeld betont.

Doch dort wird das Gegenangebot ebenfalls nicht als die bessere Alternative gesehen. "Aus rein nationaler Sicht, als Amerikaner, werden viele Leute sagen: Ja, ja, ja, das ist großartig", sagt ein US-Broker vom Handelsparkett. "Doch aus geschäftlicher Sicht, aus einer globalen Perspektive, ist die Deutsche Börse vermutlich die bessere Option."

Quelle: ntv.de, rts

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