Nachricht Neue Wege in den USA
27.03.2009, 13:08 UhrIn einer Krise, in der nicht nur die Wall Street Schaden genommen hat, sondern vor allem Millionen von Amerikanern in Schwierigkeiten geraten sind, lassen sich kreative Geister einiges einfallen, Notleidenden zu helfen. Ein Marketing-Manager hat eine Website gestaltet und mit dem ausgefallenen Motto „Pimp den Penner immerhin 50.000 Dollar zusammengetrommelt.
„Hätten wir die Seite ,Hilf dem Obdachlosen genannt, hätte das nicht funktioniert, erklärt Kevin Dolan das ausgefallene Motto der Kampagne. Abgeschaut hat er es bei MTV, wo seit Jahren die Tuning-Show „Pimp my Ride läuft - zu deutsch etwa: Motz meine Karre auf.
„Pimp this Bum hieß es jetzt, nachdem Dolan Obdachlose beobachtet hatte, die vor Einkaufzentren Werbetafeln hielten und dafür im Schnitt 30 Dollar pro Tag kassierten. Statt einem Schild für den nächsten Pizza-Laden gab er einem Obdachlosen ein Pappschild mit der Aufschrift PimpThisBum.com und programmierte eine Website samt Video, Live-Cam und Spendenknopf. Amerikanische Medien berichteten über die Idee, und plötzlich hatte Dolan 50. 000 Dollar auf dem Paypal-Konto, die größtenteils aus Kleinspenden zwischen 1 und 5 Dollar aus dem ganzen Land kamen.
Die größte Einzelspende ist rund 13.000 Dollar wert: Eine Klinik im Bundesstaat Washington stiftete ein fünfwöchiges Alkohol-Entzugsprogramm für den Schild haltenden Penner. Timothy Edwards, dürfte nun der erfolgreichste und bekannteste Obdachlose im Land sein, er hat Freunde auf MySpace und Facebook und einen eigenen Newsfeed auf Twitter. Die Kampagne habe ihn gerettet, freut er sich heute, und an dem aggressiven Namen habe er sich nicht gestört.
„Ich habe mich unter einer Brücke halb tot getrunken, berichtet er. „Ständig sind Freunde gestorben. Was hatte ich schon zu verlieren?
Offensichtlich nichts, dafür viel zu gewinnen. Und für ein so kreatives Experiment war er ohnehin der Richtige. In Pennerkreisen war Edwards schon zuvor für seine Ideen bekannt gewesen; ab und an mietete er mit anderen Obdachlosen ein gemeinsames Motel-Zimmer, um zu duschen und warm zu werden - für einen alleine wäre das unerschwinglich gewesen.
Interessanterweise genießt das Online-Projekt nicht nur Unterstützung. Obdachlosen-Organisationen beschuldigen den Programmierer Dolan, mit seinem auffälligen Motto die Problematik lächerlich zu machen. Für einige grenzt der Versuch an Ausbeutung, und der Leiter eines Obdachlosenheims in Dallas fürchtet, dass mit lustigen Webseiten das Problem für Millionen von Amerikanern nicht gelöst werden kann. Für einen - Timothy Edwards - ist es aber zunächst gelöst, der Penner ist trocken und dankbar. Amerika hat keinen großen Sprung in seiner Sozialpolitik gemacht, er selbst aber zumindest einen kleinen Schritt in die richtige Richtung.
Quelle: ntv.de