VW-Manager wechselt früher Neumann ab März Opel-Chef
13.01.2013, 16:15 Uhr
VW-Manager Karl-Thomas Neumann startet offenbar schon im März als neuer Opel-Chef.
(Foto: picture alliance / dpa)
Nach übereinstimmenden Berichten wechselt Karl-Thomas Neumann schon im März von Volkswagen an die Spitze des defizitären Autobauers Opel. Der Top-Manager hat eine schwierige Aufgabe vor sich: Opel wird wohl noch auf Jahre in den roten Zahlen bleiben.
Volkswagen lässt seinen Topmanager Karl-Thomas Neumann einem Bericht zufolge schneller an die Spitze des Konkurrenten Opel wechseln als bislang erwartet. Der ehemalige VW-Manager und Continental-Chef Karl-Thomas Neumann übernimmt Kreisen zufolge bereits zum 1. März das Steuer beim kriselnden Autobauer. "Das trifft zu", sagte eine mit der Angelegenheit vertraute Person. VW entlasse Neumann vorzeitig aus seinen bis 30. Juni 2013 laufenden Verpflichtungen, berichtete der "Spiegel". Weder VW noch die GM-Tochter wollten sich dazu äußern. Anfang November hatten Medien berichtet, Neumann solle spätestens ab Sommer 2013 das Europageschäft des US-Autoriesen General Motors (GM) führen.
Der Manager tritt damit schon bald einen der schwierigsten Jobs in der Autoindustrie an. Schließlich hat Opel einen gewaltigen Berg an Problemen: Neumann muss die chronische Verluste schreibende Rüsselsheimer Marke mit dem Blitz und ihre britische Schwester Vauxhall in den nächsten Jahren aus einem tiefen Tal führen, in dem sie trotz zahlreicher Sanierungsbemühungen mehrerer Vorgänger immer noch steckt. In der langen Reihe der Opel-Chefs seit den 1970er Jahren wäre er die Nummer 17.
Opel bis 2015 in den roten Zahlen
Auf Neumann, der bei VW unter anderem das China-Geschäft leitete, wartet eine schwierige Aufgabe. GM stimmte auf weitere verlustreiche Jahre für Opel ein. "Wir schreiben 2013 und 2014 rote Zahlen, 2014 hoffentlich weniger. Ein ausgeglichenes Ergebnis wird 2015 oder 2016 erreicht - je nach Marktlage", sagte GM-Vize und Opel-Aufsichtsratschef Stephen Girsky dem "Focus".
Im Herbst hatte GM das Ziel ausgegeben, 2015 in seinem Europageschäft wieder die Gewinnschwelle zu erreichen. Ende Oktober hieß es aus der GM-Zentrale in Detroit, im Europageschäft sei für das Gesamtjahr 2012 ein operativer Verlust von 1,5 Mrd. bis 1,8 Mrd. US-Dollar (bis zu 1,4 Mrd. Euro) zu erwarten. Die Absatzkrise in Europa macht Opel ähnlich wie Ford, Fiat oder Peugeot zu schaffen, weil dem Unternehmen ein Vordringen in andere, lukrativere Regionen von der Konzernmutter GM weitgehend verwehrt wird.
Opel stemmt sich mit einer Modelloffensive gegen den Abwärtstrend: Neben dem Geländewagen Mokka und dem Cabrio Cascada rollt nun der Kleinwagen Adam an den Start. Der Stadtflitzer in Zwei-Farben-Lackierung soll vor allem bei jungen Käufern punkten. Durchsetzen muss sich der Adam, der mit 11.500 Euro nicht zu den günstigsten seiner Klasse gehört, gegen etablierte Rivalen wie den Fiat 500 und den noch recht neuen Volkswagen Up.
Sedran bleibt weiter bei Opel
Um die Werke besser auszulasten, hatte Opel beschlossen, die Autoproduktion in Bochum 2016 einzustellen. Opel-Interimschef Thomas Sedran bekräftigte im "Focus": "Wir haben keine weitere Werksschließung geplant." In Deutschland hat Opel außer in Bochum Standorte in Rüsselsheim, Eisenach und Kaiserslautern.
Opel wird derzeit noch von dem Sanierungsexperten Thomas Sedran geleitet, der nach Firmenangaben aber nur solange im Amt bleiben soll, bis ein neuer Chef gefunden ist. Sedran, der die Opel-Führung Mitte Juli 2012 nach dem Rauswurf des glücklosen Karl-Friedrich Stracke übergangsweise übernommen hatte, wird dem Unternehmen aller Voraussicht nach auch nach Neumanns Amtsantritt erhalten bleiben. Die "Wirtschaftswoche" schreibt, Sedran werde dann seine alte Rolle als Strategievorstand wieder übernehmen. Sedran hatte in Interviews mehrfach gesagt, dass er langfristig bei Opel bleiben wolle - unabhängig davon, wer Chef des Autobauers werde.
Quelle: ntv.de, rts/dpa/AFP