Wirtschaft

Ein harter Sanierer Nick Reilly führt Opel

Gesucht wurde ein Fachmann für harte Problemfälle. Der künftige Europa-Chef von General Motors muss das zerrüttete Verhältnis zu Belegschaft und Gewerkschaften reparieren.

Nick Reilly.

Nick Reilly.

(Foto: REUTERS)

Er muss erzürnte Politiker in Berlin zur Zusammenarbeit bewegen. Und er muss den Autokonzern Opel sanieren, was ohne unpopuläre Einschnitte nicht gehen dürfte. Dass GM am Dienstag den 59-jährigen Briten Nick Reilly auf den Posten berief, legt den Schluss nahe, dass es den Detroitern ernst ist mit einer harten Sanierung des Rüsselsheimer Tochterunternehmens. Reilly hat für GM bereits den britischen Konzern Vauxhall und Daewoo aus Korea mit harter Hand umgebaut.

Bislang leitete Reilly das internationale Geschäft von General Motors mit Dienstsitz in Shanghai. Diesen Posten wird er behalten, seine Zeit soll Reilly zwischen China und Rüsselsheim teilen - ein Hinweis darauf, dass er für das Europageschäft nur eine Übergangslösung ist. Betriebsintern ist Reilly ein Schwergewicht, er ist stellvertretender Präsident des Gesamtkonzerns. Seit 1975 ist er bei GM. Sein Weg führte stetig nach oben, der Konzern setze ihn in den USA, in Mexiko, Großbritannien, Belgien, Korea und der Schweiz ein.

Merkel verärgert

Nach dem abrupt von GM abgesagten Opel-Verkauf an Magna muss Reilly in Rüsselsheim erst einmal die Scherben zusammenkehren. Als hätte es noch eines Nachweises für die Ernsthaftigkeit seiner Aufgabe bedurft, tadelte Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) den Detroiter Konzern vom Rednerpult im Bundestag herab als verantwortungslos im Umgang mit Opel. Der Verlust an Vertrauen sitzt also tief. Neben betriebswirtschaftlich stimmigen Sanierungskonzepten wird Reilly Überzeugungskraft und Feingefühl im menschlichen Umgang mit auf den neuen Posten bringen müssen.

Nicht immer aber konnte er Kritiker von diesen Fähigkeiten überzeugen. Als Chef der britischen GM-Tochter Vauxhall setzte der Cambridge-Absolvent in den 90er Jahren einen stürmischen Sanierungskurs durch, der in der heftig umstrittenen Schließung des Stammwerks in Luton gipfelte. Die Auseinandersetzungen mit Belegschaft und Gewerkschaften waren bitter, aus dieser Zeit stammt Reillys Ruf als knallharter Sanierer. Sein Image als Spezialist für Umstrukturierungen festigte er, als er ab 2002 die angeschlagenen koreanische GM-Tochter Daewoo auf neuen Kurs brachte.

GM-Chef Fritz Henderson verband die Nachricht von Reillys Berufung mit dem Hinweis, dass dieser "tiefreichende Erfahrung mit den Marken Opel und Vauxhall" habe. "Nick ist der richtige Mann, um das Unternehmen in dieser Übergangsphase zu führen und auf die frühestmögliche Normalisierung des Geschäfts hinzuarbeiten", erklärte Henderson. Reillys Bewährungsprobe wird bald kommen - dann nämlich, wenn es in Berlin staatliche Gelder anzuwerben und einen Sanierungsplan für Opel vorzustellen gilt.

Quelle: ntv.de, AFP

Newsletter
Ich möchte gerne Nachrichten und redaktionelle Artikel von der n-tv Nachrichtenfernsehen GmbH per E-Mail erhalten.
Nicht mehr anzeigen