Aufschwung in Deutschland OECD wird optimistischer
25.05.2011, 10:59 UhrDie deutsche Konjunktur brummt. Die OECD geht davon aus, dass sich das Wachstum auch im kommenden Jahr fortsetzt. Allerdings wird sich das Tempo verlangsamen.

Schornsteine rauchen über dem Chemiepark Leverkusen mit dem Bayer-Werk.
(Foto: picture-alliance/ dpa)
Der starke Aufschwung in Deutschland hält nach Einschätzung der OECD ungeachtet der Schuldenkrise in Europa bis ins kommende Jahr an. Die Wirtschaftsleistung werde 2012 um 2,3 Prozent zulegen, nach einem kräftigen Plus von 3,4 Prozent in diesem Jahr, sagte die Organisation für Wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) voraus.
Damit wächst die deutsche Wirtschaft auch im dritten Jahr nach der schwersten Rezession seit dem zweiten Weltkrieg für ihre Verhältnisse sehr stark. Die OECD ist damit optimistischer als
noch im November. "Die Wirtschaft setzt ihre robuste Erholung fort", schrieben die Experten.
Getrieben wird nach Einschätzung der OECD der Aufschwung zunehmend von der Binnennachfrage. 2012 kämen zwei Drittel des Wachstums aus dem Inland. Dabei spielten die Investitionen der Firmen die wichtigste Rolle: Die Unternehmen stockten ihre Kapazitäten auf, um der steigenden Nachfrage gerecht zu werden.
Doch auch die Aussichten für den privaten Konsum seien günstig, vor allem dann, wenn die Inflation wie erwartet an Schärfe verliere. Die gute Lage am Arbeitsmarkt lasse dabei Zuversicht bei den Verbrauchern aufkommen. Die OECD rechnet mit einem Rückgang der Arbeitslosenquote auf 6,0 Prozent in diesem und auf 5,4 Prozent im kommenden Jahr.
Die Organisation lobte in diesem Zusammenhang die deutschen Arbeitsmarktreformen unter dem Sammelbegriff "Agenda 2010"."Durch die Reformen sind die Anreize gestiegen, einen Job aufzunehmen", schrieben die Experten. Die strukturelle Arbeitslosenquote sei in der Krise sogar gesunken. In einigen Sektoren komme es bereits zu einem Fachkräftemangel, das treibe die Löhne in die Höhe.
Doch auch die Aussichten für den Export seien weiterhin günstig. Die Nachfrage nach Produkten "made in Germany" sei insbesondere außerhalb der Euro-Zone hoch. Die Ausfuhren dürften um 10,4 Prozent in diesem Jahr zulegen. Für 2012 erwartet die OECD ein Plus von 7,7 Prozent.
Euro-Zone erholt sich
Auch die Wirtschaft in der Euro-Zone kommt nach Einschätzung der OECD ungeachtet der Schuldenkrise und der Sparanstrengungen in Schwung. Das Bruttoinlandsprodukt werde in diesem und im kommenden Jahr um jeweils zwei Prozent zulegen, hieß es in der Konjunkturprognose.
"Das Vertrauen gewinnt an Stärke, die finanziellen Bedingungen verbessern sich", schrieben die Experten. Dennoch werde die Erholung von den Sparanstrengungen vor allem in Krisenstaaten wie Griechenland gedämpft. "Die Schuldenkrise und die anhaltenden Ungleichgewichte in der Euro-Zone sind ein großes Risiko."
Vor allem die besonders stark unter ihrer hohen Verschuldung leidenden Länder verlieren den Anschluss an die Wirtschaft im Rest des Währungsraums. So schrumpfte die Wirtschaftsleistung zuletzt in Griechenland, Irland und Portugal. Auch in Spanien bleibt das Wachstum schwach. "Der negative kurzfristige Einfluss einer schnellen Haushaltskonsolidierung dämpft die schwache private Nachfrage in den meisten dieser Länder", erklärten die OECD-Experten. Dennoch führe für die meisten Euro-Länder kein Weg um einen andauernden Sparkurs herum, um die steigende Verschuldung in den Griff zu bekommen. "Glaubwürdigere und detaillierte mehrjährige Haushaltspläne müssen aufgelegt werden", forderte die OECD.
OECD gegen Zinserhöhung
Der Sparkurs dämpfe den staatlichen Konsum. Die Aussichten für den privaten Verbrauch seien dagegen günstiger, schrieben die Experten: Eine bessere Lage am Arbeitsmarkt, niedrige Zinsen und ein höheren Verbrauchervertrauen machten den Gegenwind von steigenden Preisen wett. Die Arbeitslosenquote dürfte auf 9,7 Prozent in diesem und 9,3 Prozent im kommenden Jahr sinken. Zugleich lasse der Preisdruck ab 2012 wieder nach, wenn die Energie- und Lebensmittelpreise weniger stark stiegen. Die Europäische Zentralbank (EZB) könne sich daher mit Zinserhöhungen noch Zeit lassen: "Eine weitere Anhebung der Zinssätze ist nicht unmittelbar nötig." Die EZB hatte ihren Leitzins im April erstmals seit 2008 erhöht. Experten rechnen mit einem weiteren Zinsschritt im Sommer.
Quelle: ntv.de, rts