Wirtschaft

Angst vor Überhitzung Peking erhöht die Zinsen

Chinas Notenbank strafft ihre Geldpolitik, weltweit reagieren die Börsen spürbar. Grund für die Zinserhöhung sind der Inflationsdruck im Lande und die Angst, dass die Wirtschaft zu heiß läuft. Viele Beobachter sind davon überzeugt, dass bald weitere Schritte folgen.

Chinas Konjunktur boomt.

Chinas Konjunktur boomt.

(Foto: REUTERS)

Die chinesische Zentralbank hebt ihren Leitzins zum ersten Mal seit fast drei Jahren an. Ab Mittwoch steige der Zinssatz um 0,25 Prozentpunkte, teilte die People's Bank of China mit. Sie begründete ihre erste Zinsanhebung seit Dezember 2007 nicht. Damit liegt der einjährige Ausleihsatz bei 5,56 Prozent.

Der überraschende Schritt sorgte an den Börsen weltweit für kräftige Kursbewegungen. Der Dollar und das britische Pfund legten deutlich zu, während der Euro unter Druck geriet. Gold, Öl und andere Rohstoffe verbilligten sich.

Grund für die Zinserhöhung ist offenbar der hohe Inflationsdruck im Lande sowie die Angst vor einer Überhitzung in einigen Wirtschaftssektoren des Landes. Vor diesem Hintergrund hatte Peking auch beschlossen, einen Teil der im Zuge der globalen Finanzkrise auf den Weg gebrachten Konjunkturhilfen auslaufen zu lassen.

"Die Entscheidung der Zentralbank folgt der Notwendigkeit, der Wirtschaft etwas Wind aus den Segeln zu nehmen", sagte Analyst Simon Derrick von der Bank of New York Mellon. Der Leitzins legt fest, zu welchem Preis sich Geschäftsbanken bei der Notenbank mit Geld eindecken können. Steigt der Leitzins, werden Kredite teurer. Das wiederum dämpft die Nachfrage, was Wachstum und Preisanstieg dämpfen kann.

Zwischen September und Dezember 2008 hatte die Notenbank ihren Leitzins mehrfach gesenkt, um einen scharfen Einbruch der Konjunktur zu verhindern.

Kräftiges Wachstum

Viele Experten rechnen nun mit weiteren Zinserhöhungen. "Die Zinssatz ist zu niedrig für eine Volkswirtschaft, die um rund zehn Prozent wächst", sagte Nomura-Analyst Rob Subberaman. "Um größere Störungen zu vermeiden, muss China den Leitzins auf ein angemesseneres Niveau heben." Das Bruttoinlandsprodukt war im zweiten Quartal um 10,3 Prozent gewachsen. Für das dritte Quartal erwarten Analysten im Schnitt ein Plus von 9,5 Prozent. Die Inflationsrate lag zuletzt bei 3,5 Prozent.

Im zweiten Quartal war die größte Volkswirtschaft Asiens um 10,3 Prozent gewachsen. Die moderate Abschwächung dürfte den chinesischen Politikern willkommen sein, da die Wirtschaft in einigen Sektoren bereits Anzeichen für eine Überhitzung zeigt, so etwa auf dem Immobilienmarkt und in der Stahlindustrie. China erlebt insbesondere seit einigen Jahren einen fulminanten Boom am Immobilienmarkt. Manche Experten befürchten die Entstehung einer Preisblase, deren Platzen dramatische Folgen für die Weltwirtschaft haben könnte. Andere Fachleute sind weniger besorgt und verweisen auf den großen Wohnraumbedarf, der durch den Zuzug vieler Menschen in die chinesischen Städte entsteht.

"Nach einigen Turbulenzen im Sommer scheint sich die ökonomische Aktivität zu stabilisieren und in jüngster Zeit zeichnet sich sogar eine Belebung ab", erklärt Ökonom Mark Williams von Capital Economics. Die Regierungskampagne zur Eindämmung der Immobilienspekulation habe einen geringeren Effekt auf die Bautätigkeit gehabt als erwartet, da viele Baufirmen offenbar einen starken Rückgang bereits antizipiert hatten. "Tatsächlich ist ein solch starker Rückgang gar nicht eingetreten", ergänzt der Experte.

Goldman-Sachs-Volkswirt Yu Song merkt an, dass der wirtschaftlichen Schwäche im Sommer ein starkes Wachstum zum Quartalsende folgte. Der Fachmann schätzt, dass das BIP-Wachstum im August und September nahe der langfristigen Trendrate von 10 Prozent lag. Nur im Juli sei die Wachstumsrate unter diese Marke gesunken.

Quelle: ntv.de, rts/DJ

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