Wirtschaft

Japans Notenbank muss handeln Peking erzwingt Tokios Hilfe

Seit Anfang des Monats kauft China verstärkt japanische Staatsanleihen und unterstützt damit den Höhenflug des Yen. "Ich weiß nicht, warum China diese Käufe forciert", wunderte sich jüngst Tokios Finanzminister Noda. Mittlerweile dürfte er die Antwort wissen.

(Foto: REUTERS)

Mit milliardenschweren Yen-Verkäufen setzt sich Japan gegen den stetig steigenden Kurs der Landeswährung zur Wehr. Japans Exportwirtschaft ächzt seit langem unter den Wettbewerbsnachteilen, die ein starker Yen mit sich bringt.

Die Intervention der japanischen Notenbank am Devisenmarkt zeigt vor allem eines: Die Chuzpe Chinas. Der Regierung in Peking ist es gelungen, Tokio vor den eigenen Karren zu spannen.

Wie das? Die Währungspolitik Pekings stößt seit geraumer Zeit außerhalb Chinas auf wenig Gegenliebe. Denn die Volksrepublik hält den Yuan künstlich niedrig und verschafft seinen Exporteuren damit kräftige Handelsvorteile: China verbilligt seine Ausfuhren und verteuert die Einfuhren. Wer Export subventioniert und Import beschränkt, gewinnt – auf Kosten der Handelspartner. Das gelingt Peking dadurch, dass der Yuan faktisch an den Dollar gekoppelt ist. Das bedeutet, dass China enorme Dollar-Mengen kauft, um den Greenback hoch und die eigene Währung künstlich niedrig zu halten.

Ärger in den USA

Das sorgt vor allem in den USA für Unmut. Dort wächst der Druck auf Peking deutlich, den Yuan aufzuwerten. Im Juni ließ Chinas Notenbank  zwar eine minimale Aufwertung zu, doch das reicht den Amerikanern bei weitem nicht. Das ist nachvollziehbar, Ökonomen halten den Yuan für bis zu 30 Prozent zu niedrig bewertet.

Peking wird in den USA als Währungsmanipulator an den Pranger gestellt – das ist nicht nur Rhetorik, sondern kann tatsächlich unangenehme Konsequenzen haben. Denn einflussreiche Senatoren versuchen seit langem, Strafmaßnahmen gegen China zu erzwingen.

Wie ernst Peking diese Gefahr nimmt, zeigt die Reaktion auf ein Interview von US-Finanzminister Timothy Geithner, in dem er vergangenen Freitag die schleppende Flexibilisierung der chinesischen Devisenpolitik kritisiert hatte.  Der US-Dollar stieg am Montag im chinesischen Freiverkehr auf 6,7568 Yuan - womit der Yuan den höchsten Stand seit Beginn des entsprechenden Handels in den 1980er Jahren verzeichnete. Im Freiverkehr hat der Yuan damit gegenüber der US-Währung seit der Flexibilisierung um 1,03 Prozent aufgewertet.

Geithner hatte in einem Interview mit dem "Wall Street Journal" gesagt, China habe im Juni einen wichtigen Schritt getan. Seitdem sei aber sehr, sehr wenig passiert. Der Minister muss im Laufe dieser Woche vor dem Haushaltsausschuss des Repräsentantenhauses zu diesem Thema Rede und Antwort stehen.

Das Entgegenkommen Chinas dürfte ihm helfen, moderate Töne anzuschlagen. Doch die Volksrepublik fährt eine Doppelstrategie. Zum einen lässt sie eine eher symbolische  Aufwertung des Yuan zum Dollar zu – zum anderen kauft sie massiv japanische Staatsanleihen und treibt so den Yen, der ohnehin schon auf Höhenflug ist, weiter nach oben.

Jetzt kauft Japan Dollar

Japans Wirtschaft gerät damit massiv unter Druck. Denn durch den Anstieg des Yen werden japanische Produkte im Ausland teurer. Da die Binnenkonjunktur des Landes seit Jahren durch fallende Preise gehemmt wird, gründet Japan seine Wachstumshoffnungen hauptsächlich auf den Export. Und so sieht sich die Notenbank gezwungen, am Devisenmarkt einzugreifen, um den Höhenflug des Yen zu stoppen. Japan kauft bei solchen Interventionen traditionell Dollar, um die US-Währung gegen den Yen zu stärken und damit indirekt ein Sinken des Yen-Kurses zu erreichen.

Den Chinesen ist es also gelungen, Japan dazu zu bringen, an ihrer Stelle Dollar zu kaufen  und die internationale Leitwährung damit zu stärken. Für Chinas Exporteure mag das hilfreich sein, doch die wirtschaftlichen Schwierigkeiten der USA und Japans werden dadurch nicht geringer – im Gegenteil.

Quelle: ntv.de

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