Wirtschaft

Chinas Börsen profitieren Peking lockert Währungszügel

Dass die chinesische Führung den Yuan aufwerten lassen will, freut nicht nur die G20-Staaten. Auch die chinesischen Börsen könnten von diesem Schritt profitieren. Einzig die Exporttitel könnten unter Druck geraten, weil ein stärkerer Yuan ihre Waren verteuern würde.

Die geplante Yuan-Aufwertung wirft Licht und Schatten voraus.

Die geplante Yuan-Aufwertung wirft Licht und Schatten voraus.

(Foto: picture alliance / dpa)

Eine Reform der chinesischen Währungspolitik könnte nach Meinung von Analysten auch den Schwergewichten an den Börsen der Volksrepublik Auftrieb geben. Ein Grund sei die erwartete Aufwertung des Yuan, sollte die Landeswährung nach fast zweijähriger Bindung an den Dollar von der US-Währung entkoppelt werden. Da chinesische Unternehmen ihre Vermögenswerte fast ausschließlich in heimischer Währung halten, würde deren Wert parallel mit dem Yuan ansteigen. Positive Auswirkungen hätte dies nach Meinung von Experten kurz- und langfristig auf alle großen Branchen im chinesischen Aktienmarkt, von den Luftfahrtwerten über die Bankenaktien bis hin zu den Immobilienpapieren.

Zu den Verlierern einer Yuan-Aufwertung könnten allein die Exportwerte zählen, weil ein stärkerer Yuan ihre Waren im Ausland verteuern würde. Da die Regierung in Peking aber versucht, die Abhängigkeit der chinesischen Wirtschaft von den Exporten zu mindern, wären die negativen Auswirkungen auf den Gesamtmarkt und die Wirtschaft voraussichtlich begrenzt. Bis zum Höhepunkt der Finanzkrise 2008 machte der Außenhandel zwei Drittel der Wirtschaftsleistung aus. Mittlerweile liegt der Fokus der Anleger aber nicht mehr auf den Exportwerten. "Die schwache Weltwirtschaft und die steigenden Lohnkosten bedeuten, dass China sich nicht mehr auf die Exporte als Wachstumsmotor verlassen kann", sagte Cao Xuefeng, Analyst bei Western Securities. "Als Folge werden Anleger Unternehmen mit einem starken Inlandsgeschäft wie Banken und Investmentfirmen den Vorzug geben."

Gedämpfte Stimmung in Shanghai

Der Aktienmarkt in Shanghai hat sich seit Monatsbeginn in einer engen Spanne zwischen 2.500 und 2.600 Punkten bewegt. Nach Meinung von Experten spricht wenig dafür, dass der Leitindex bald aus diesem Bereich ausbricht. Angesichts der Eurokrise und der Bemühungen der chinesischen Regierung zur Abkühlung des erhitzten Immobilienmarktes ist die Stimmung am Markt gedämpft. "Die anfänglichen Auswirkungen einer Yuan-Reform werden begrenzt sein, weil jeder in diesem Markt weiß, dass es ein langsamer Prozess sein wird", warnt Qian Qimin, Analyst bei Shenyin & Wanguo Securities in Shanghai. Der Markt werde die Folgen einer Reform erst spüren, wenn die Aufwertung der chinesischen Währung ein Niveau erreiche, mit dem sie den Gang der gesamten Wirtschaft beeinflusse.

Kurz vor dem G20-Gipfel hatte China eine schrittweise Flexibilisierung des Yuan signalisiert, was weltweit begrüßt wurde. Kurz darauf relativierte die Notenbank ihre Äußerungen und erklärte, es werde Anpassungen geben, aber keine einmalige Aufwertung. Das Land werde seine Währung auf einem vernünftigen und grundsätzlich stabilen Niveau halten. Damit scheint es, als würde die Volksrepublik im Streit um Handelsungleichgewichte kurz vor Beginn des G20-Gipfels doch nicht so stark einlenken wie zunächst erwartet.

Quelle: ntv.de, Lu Jianxin und Edmund Klamann, rts

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