Wirtschaft

Staatsgeld, Fusion oder Insolvenz Perspektiven für Arcandor

Die Zukunft von Arcandor ist ungewiss. Von der Rettung mit staatlicher Hilfe über eine Fusion der Karstadt-Warenhäuser mit den Kaufhof-Filialen des Konkurrenten Metro bis hin zu einer Insolvenz reichen die Szenarien.

Zukunft gesucht.

Zukunft gesucht.

(Foto: AP)

Die Zukunft des angeschlagenen Touristik- und Handelskonzern Arcandor mit seinen 50.000 Mitarbeitern ist ungewiss. Von der Rettung mit staatlicher Hilfe über eine Fusion der Karstadt-Warenhäuser mit den Kaufhof-Filialen des Konkurrenten Metro bis hin zu einer Insolvenz reichen die Szenarien:

Rettung mit Staatshilfe

Arcandor kann mehrere Wege gehen, um an Staatshilfe zu kommen. Der einfachste ist allerdings nach den bisherigen Signalen versperrt: Weil der Konzern nach Einschätzung der EU-Kommission schon vor dem Stichtag 1. Juli 2008 und damit vor der Eskalation der Finanzkrise in Schwierigkeiten geraten ist, hat er keine Chance auf Staatshilfe aus dem 115 Milliarden Euro schweren Deutschlandfonds der Bundesregierung.

Alternativ könnte Arcandor Beihilfen nach den allgemeinen Leitlinien erhalten. Nach EU-Recht können Unternehmen eine auf sechs Monate befristete Rettungsbeihilfe in Form eines Kredits oder einer Bürgschaft bekommen, die von der Bundesregierung beantragt werden müsste. Nach einem halben Jahr muss die Hilfe, die auf das notwendige Minimum begrenzt sein soll, wieder abgezogen oder ein Restrukturierungsplan vorgelegt werden. Dieser muss die langfristige Stabilität des Unternehmens aufzeigen und Wettbewerbsverzerrungen vermeiden. Die Kommission billigt deshalb eine Beihilfe zur Restrukturierung meistens nur mit harten Auflagen wie dem Verkauf von Unternehmensteilen. Bei Arcandor könnte dies die Verluste schreibende Warenhaussparte Karstadt oder den Gewinnbringer Thomas Cook betreffen.

Auch Spezial-Kredite der bundeseigenen KfW-Bank wären theoretisch möglich - wie sie etwa 2001 zur Stützung des Baukonzerns Holzmann gewährt wurden. Allerdings gilt eine Genehmigung durch Brüssel als unwahrscheinlich.

Insolvenz

Eine Insolvenz bedeutet nicht das Ende für den Konzern. Das Insolvenzrecht sieht eine tragfähige Lösung zum Erhalt des Unternehmens als gleichrangiges Ziel neben der Befriedigung der Gläubigeransprüche vor. Der Insolvenzverwalter hat viele Werkzeuge zur Hand: Er kann Verträge mit Lieferanten schneller und einfacher kündigen, um günstigere Vereinbarungen zu erreichen. Entlastung bringt auch das Insolvenzgeld: nicht das Unternehmen, sondern die Bundesagentur zahlt die Löhne und Gehälter - bis zu einer Laufzeit von drei Monaten. Arcandor könnte sich durch einen Insolvenzplan von seinen Verbindlichkeiten befreien. Wird ein Unternehmen aus der Insolvenz heraus verkauft, geht es meist in einer Auffanggesellschaft auf, die von den Altschulden befreit ist und dem Käufer einen unbelasteten Neustart erlaubt. Eine Insolvenz kann aber auch in eine Zerschlagung münden.

Kaufhaus-Fusion oder Verkauf von Teilen

Arcandor will die Insolvenz mit Staatshilfe vermeiden und den Konzern mit seinen drei Säulen erhalten. Die vom Rivalen Metro ins Spiel gebrachte "Deutsche Warenhaus AG" sieht der Konzern nicht als Alternative, weil Metro nicht bereit sei, Arcandor Geld zu geben oder Schulden zu übernehmen.

Metro hat die Integration von 60 der 90 Karstadt-Filialen ins Spiel gebracht. Die restlichen 30 könnten an Handelsketten gehen. Metro-Chef Eckhard Cordes sprach davon, der Politik und Karstadt einen Vierstufenplan angeboten zu haben. In etwa zwei Monaten sei eine Lösung zur Rettung der Karstadt-Häuser und zur Bildung einer Warenhaus AG machbar. Cordes sieht eine Notüberbrückung für Arcandor als gerechtfertigt an, damit Karstadt "überhaupt verhandlungsfähig ist".

Das dringendste Problem wäre für Arcandor mit einer Zusammenlegung der Kaufhäuser wohl nicht gelöst, die Rückführung der Verbindlichkeiten von 1,4 Milliarden Euro. Der Konzern müsste möglicherweise Unternehmensteile verkaufen. An der Versandhandelssparte Primondo hat Konkurrent Otto Interesse. Die Mehrheitsbeteiligung an der Ertragsperle Cook will Arcandor-Chef Karl-Gerhard Eick behalten, sie sei wegen der Börsenschwäche derzeit nur unter Wert zu verkaufen - ohnehin ist sie bereits an die Banken verpfändet. Die Karstadt-Immobilien hat Arcandor bereits verkauft und ist nur noch Mieter.

Quelle: ntv.de, null

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