Krisenfreie Zone Pkw-Nachfrage ungebremst
02.09.2011, 14:00 Uhr
Die Studie eines Citroen "revolt" auf der IAA 2009.
(Foto: picture alliance / dpa)
Die Unsicherheit der Verbraucher angesichts der Schuldenkrise wirkt sich bisher nicht auf den Automarkt aus. Im August werden in Deutschland 237.500 Neuwagen verkauft und damit 18,3 Prozent mehr als im Jahr zuvor.
Staunen in den Autohäusern: Allen Sorgen vor einer Konjunkturabkühlung zum Trotz haben sich die Verbraucher auch im Sommermonat August in Deutschland mehr Neuwagen in die Garagen gestellt. Mit plus 18,3 Prozent auf 238.000 Neuzulassungen fiel der Zuwachs binnen Jahresfrist nach Angaben des Importeursverbandes VDIK überraschend hoch aus. Üblicherweise fällt das Geschäft in der Ferienzeit eher schwächer aus.

Menschentrauben auf der IAA 2009 am Stand von Porsche um das Modell Panamera.
(Foto: picture alliance / dpa)
"Die Stimmung im Pkw-Markt ist trotz leichter Abkühlung weiterhin positiv, die Auftragsbücher sind noch gut gefüllt", sagte VDIK-Präsident Volker Lange in Bad Homburg. Angesichts der Kauflust und der bevorstehen Automesse IAA in Frankfurt, auf der die Hersteller mit zahlreichen neuen Modellen und alternativen Antrieben erneut um die Gunst der Verbraucher buhlen werden, ist der Verband auch für die nächsten Monate zuversichtlich. Der positive Trend werde sich allerdings etwas abschwächen.
Seit Jahresbeginn stieg der Absatz laut VDIK auf 2,12 Mio., ein Plus von 11,2 Prozent binnen Jahresfrist. Marktführer Volkswagen hatte bereits von guten Geschäften im August berichtet. Konzernchef Martin Winterkorn hatte vor wenigen Tagen gesagt, Europas größter Autobauer habe seinen Erfolgskurs im Konzern und bei der Marke VW im vergangenen Monat fortgesetzt.
Kleinwagen beflügeln US-Markt
Auch auf dem wichtigen US-Markt verbuchten die Hersteller Zuwächse. Neue Kleinwagenmodelle wie der Chevrolet Cruze und Pick-ups mit sparsamen Motoren sorgten dafür, dass die Neuzulassungen auf dem nach China zweitgrößten Pkw-Markt trotz Rezessionsängsten, Börsenturbulenzen und Hurrikan "Irene" kletterten. Dabei profitierten die heimischen Hersteller stärker als ihre deutschen Konkurrenten von der Schwäche der nach der Erdbebenkatastrophe in ihrer Heimat angeschlagenen japanischen Autobauer. Die Detroiter Opel-Mutter General Motors verkaufte 18 Prozent mehr als vor Jahrsfrist. Ford aus dem benachbarten Dearborn legte um elf Prozent zu. Am stärksten unter den drei US-Konzernen fiel der Zuwachs bei Chrysler aus. Der inzwischen zu Fiat gehörende Autobauer rückte seit längerem wieder auf Rang drei vor und überholte dabei Toyota.
"Die Konsumenten sind zu Recht vorsichtig, aber sie ziehen sich nicht vollkommen zurück", sagte GM-Verkaufschef Don Johnson. Experten führten das im Vergleich zu dem deutschen Marken deutlich höhere Verkaufsplus darauf zurück, dass die amerikanischen Hersteller stärker im Massenmarkt vertreten seien. Im einstigen Land der Straßenkreuzer sind seit einiger Zeit mehr Klein- und Kompaktwagen gefragt. Aber auch die in den USA beliebten Pick-ups mit sparsameren Motoren verkaufen sich gut.
Goldene Zeiten für Premiummarken zu Ende?
Unter den deutschen Marken wuchs VW (plus 10,4 Prozent) dank hoher Zuwächse beim Kompaktwagen Jetta. Der ebenfalls zum Wolfsburger Konzern gehörende Oberklassehersteller Audi steigerte sich um elf Prozent. Deutlich geringer fiel das Plus bei Mercedes-Benz (5,4 Prozent) aus. Der Münchner Autobauer BMW verbuchte wegen schwächerer Geschäfte seiner Kleinwagenmarke Mini ein Minus von 0,2 Prozent.
Einige Analysten sehen darin Vorboten für eine Wende. "Das sind erste Anzeichen dafür, dass die goldenen Zeiten der deutschen Premiummarken in den USA zu Ende gehen könnten", sagte Jürgen Pieper vom Bankhaus Metzler. In vergangenen Monaten hatten die erfolgsverwöhnten deutschen Hersteller ihren Marktanteil auf dem wichtigen US-Markt ausbauen können. Experten gehen nun davon aus, dass sich reichere Amerikaner wegen der Rezessionsängste vorerst beim Neuwagenkauf zurückhalten werden. Das bekämen vor allem Oberklassehersteller zu spüren.
Quelle: ntv.de, dpa/rts