Trend auf der "Hanseboot" Preiswert, aber komfortabel
01.11.2010, 13:40 UhrAuf der 51. "Hanseboot" versuchen viele Hersteller den doppelten Spagat: Ihre Schiffe sind klein und schnell, bieten aber trotzdem innen viel Bequemlichkeit. Und preiswert sollen sie auch noch sein.

Die "Hansboot" läuft vom 30. Oktober bis zum 07. November.
(Foto: dapd)
Die Bootsbau-Branche ist optimistisch. "Aus unserer Sicht ist die Krise überwunden. Die Auftragslage ist sehr gut", sagt Bavaria-Sprecherin Jasmin Müller am Rande der internationalen Bootsmesse "Hanseboot". Deutschlands größter Bootsbaubetrieb ist gleich mit mehreren neuen Modellen angereist. Die fast 12 Meter lange Motoryacht "Bavaria Sport 38" ist 40 Knoten schnell, das sind mehr als 70 Stundenkilometer. Das Schiff mit seinen vier Kojen kostet 166.000 Euro, in der Klasse fast ein Schnäppchen. Dank industrieller Fertigung gelten die Franken seit jeher als besonders günstig. Die neue Geschäftsführung will weiter automatisieren.
Bei den Segelbooten geht der Trend zum schnellen kleinen Cruiser-Racer, gleichermaßen geeignet für ein Familienwochenende und Papas Regatta-Ambitionen. Klein, sportlich, zum günstigen Preis und dennoch komfortabel sollen sie sein. "Wir sehen einen Wachstumsmarkt in allen Klassen", erklärt Bavaria-Vertriebsleiter Meik Lessig. "Auch die Klasse über 50 Fuß wird wieder wachsen."
Schiffe, die sich gleichermaßen als sportliche Daysailer für den Tagesausflug wie als innen eher heimelige Fahrtenyacht für einen längeren Törn eignen - dazu gehört die in Estland gefertigte "Clark 33" des Konstrukteurs Dieter Blank. Draußen sportlich, drinnen eher gediegen, rund zehn Meter lang und bezahlbar - das gilt auch für die Fahrtenyacht "Dehler 32" und den Cruiser-Racer "First 30" der französischen Bénéteau-Werft.
Besucherschlangen bei den Preisbrechern

In diesem Jahr präsentieren mehr als 750 Aussteller aus 25 Nationen Neuheiten aus dem Bootsbau.
(Foto: dpa)
Auch bei den größeren Schiffen gilt: Besucherschlangen bilden sich bei den Preisbrechern. So zieht die "Varianta 44" der HanseGroup besonders viel Aufmerksamkeit auf sich. Die HanseGroup in Greifswald ist nach Bavaria die Nummer zwei in Deutschland. Mit 100.000 Euro ist die 13 Meter lange Segelyacht ausgesprochen günstig. "Wir haben uns auf das konzentriert, was fürs Segeln notwendig ist", erklärt Produktmanager Jens Berger. Edle Hölzer gehören nicht dazu, zeigt ein Blick ins spartanische Innere mit bis zu zehn Kojen.
Zielgruppe seien vor allem junge Leute, sagt Berger: "Wir haben uns gefragt: Wie können wir das Nachwuchssegeln wieder ankurbeln?" Eine wichtige Frage für die Zukunft der Branche, denn mittlerweile liegt das Durchschnittsalter der deutschen Bootsbesitzer bei 56 Jahren.
Werft-Chef Michael Schmidt sieht die Zukunft in einer breiten Angebotspalette, die Rücksicht auf ganz verschiedene Trends und Kundenwünsche nimmt. Auch für ihn ist die Krise überwunden: "Wir sehen es optimistisch, aber es ist noch ein harter Weg", sagt Schmidt.
Von Segelkurs bis Strandsegeln
Wie die angebotenen Segelkurse hat auch eine klassische Outdoor-Attraktion in der Halle A3 eher die Jugend im Visier. Von 15 Windmaschinen getrieben können nach den Profis auch die Besucher blokarts genannte Strandsegler rasant durch einen Parcours steuern - selbst den Zuschauern weht dabei strammer Wind um die Ohren.
Wer die bislang genannten Summen allein in den jährlichen Unterhalt seines Schiffes stecken kann und will, wird spätestens im Messehafen an der Elbe fündig. Hier liegen die edlen Großen mit dem Komfort von Luxussuiten. Teuerste Motoryacht der Messe ist die fast 19 Meter lange "Sanlorenzo SL 62" für rund 2,6 Millionen Euro. Kostspieligste Segelyacht ist mit einem Preis von 1,7 Millionen Euro die nur einen Meter kürzere "Oyster 575", auf Wunsch mit Sauna lieferbar.
Das älteste Schiff der 51. "Hanseboot" liegt in Halle B4. Auf dem liebevoll restaurierten Zeesenboot von 1886 segelten früher Fischer über die flachen Bodden. Demnächst können das auch Charter-Gäste tun: gar nicht schnell und ohne Komfort, aber traumschön.
Quelle: ntv.de, Peer Körner, dpa