Wirtschaft

Starkes Deutschland-Geschäft RTL Group muss in Ungarn abschreiben

Die RTL Group senkt den Ausblick für das Gesamtjahr.

Die RTL Group senkt den Ausblick für das Gesamtjahr.

(Foto: dpa)

Die RTL Group sieht sich im ersten Halbjahr im Ausland einem kräftigen Gegenwind ausgesetzt. Die neue Werbesteuer in Ungarn sorgt für eine enorme Belastung. Deutschland ist der große Lichtblick: Dort gibt es einen operativen Rekordgewinn.

Probleme in Frankreich, Ungarn und im Produktionsgeschäft belasten den Fernsehkonzern RTL Group. Angesichts rückläufiger Umsätze und Gewinne im ersten Halbjahr senkte die Bertelsmann-Tochter ihren Ausblick. Im Gesamtjahr werde der Umsatz leicht zurückgehen, hieß es. Das Betriebsergebnis (Ebita) werde deutlicher sinken als die Erlöse.

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Bisher hatte die RTL Group, zu der auch n-tv gehört, in Aussicht gestellt, dass Umsatz und Betriebsergebnis stagnieren. Allerdings hatte der Konzern bereits Belastungen durch eine neue Steuer in Ungarn angekündigt. In Frankreich macht dem TV-Konzern weiterhin das schwache Werbegeschäft zu schaffen.

Vor allem die neue Werbesteuer in Ungarn belastet die Senderkette. Die rechtskonservative Regierung von Ministerpräsident Viktor Orban führt eine neue Steuer für Medienunternehmen gestaffelt auf Umsätze mit Anzeigen ein. Große Konzerne verlieren dadurch bis zu 40 Prozent ihrer Werbeumsätze an den Staat, während kleine, lokale Anbieter wenig bis nichts zu zahlen haben. RTL ist nach eigenen Angaben der einzige Medienkonzern in Ungarn, der aufgrund seiner Größe den Spitzensteuersatz zu entrichten hat.

Tief in Ungarn verwurzelt

Die Werbesteuer sei "ein alarmierendes Zeichen für alle internationalen Investoren in Ungarn", erklärten die Co-Chefs Anke Schäferkordt und Guillaume de Posch. Aus dem Geschäft zurückziehen will sich das Unternehmen jedoch nicht. "RTL ist tief in Ungarn verwurzelt und wird dies auch bleiben."

Die RTL Group schrieb im ersten Halbjahr 88 Millionen Euro auf das Geschäft ab, davon entfielen 77 Millionen Euro auf Firmenwerte. Der Nettogewinn halbierte sich in Folge dessen auf 202 Millionen Euro. Im vergangenen Jahr hatte sie hingegen noch Erträge aus einer Rückabwicklung einer Abschreibung in Spanien verbucht.

Bereits Anfang Juli hatte die in Luxemburg ansässige Senderkette mitgeteilt, dass die Steuer das ungarische Engagement von RTL "strukturell" in die Verlustzone führe, weshalb die dortigen Aktivitäten wertberichtigt werden müssten.

Rekordgewinn in Deutschland

Aber auch operativ bläst der RTL Group der Wind ins Gesicht. Weniger Umsatz beim Produktionsarm Fremantle durch weniger Folgen des "American Idol" sowie die Effekte des schwachen Dollar zum Euro drückten ebenso die Erlöse wie der schwache Werbemarkt in Frankreich. Der Konzernumsatz nahm um 2,5 Prozent auf knapp 2,7 Milliarden Euro ab. Das Ebita sank auf 519 Millionen von 552 Millionen Euro.

Gut läuft es hingegen in Deutschland: Hier erzielte RTL mit 313 Millionen Euro einen operativen Rekordgewinn. Der Cashflow hingegen entwickelte sich mit 401 Millionen Euro weiter stark. Deswegen beschloss der Verwaltungsrat, im September eine außerordentliche Zwischendividende von 2 Euro auszuschütten.

Quelle: ntv.de, wne/DJ/rts

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