Tower-Streik nicht vom Tisch Ramsauer attackiert Fluglotsen
06.08.2011, 11:42 Uhr
Tower-Streik im zweiten Anlauf?
(Foto: dapd)
Am Himmel über Deutschland stehen die Zeichen weiterhin auf Streik: Die Fluglotsen-Gewerkschaft GdF lehnt neue Gespräche mit der Arbeitgeberseite ab. Ab kommender Woche könnte es in den Kontrolltürmen zum Streik kommen. Verkehrsminister Ramsauer reagiert empört und verrät, wie viel die Lotsen jetzt schon verdienen.
Bundesverkehrsminister Peter Ramsauer hat im Tarifstreit der Fluglotsen eine Lösung des Konflikts am Verhandlungstisch gefordert. Er habe wie die Urlauber "kein Verständnis für Streiks in der Ferienzeit", sagte Ramsauer dem Nachrichtenmagazin "Spiegel". Fluglotsen verdienten bereits um 120.000 Euro im Jahr bei 25 Stunden Wochenarbeitszeit und bei bis zu 50 Urlaubs- und Kurtagen. "Das müssen sie den Familien, die sich ihren Urlaub mühsam zusammengespart haben und dann womöglich wegen eines Streiks am Flughafen festsitzen, erst mal erklären", sagte Ramsauer.

Verantwortung für Leib und Leben: Fluglotsen wünscht man sich zufrieden, ausgeruht und hellwach.
(Foto: dapd)
Die Gewerkschaft der Flugsicherung (GdF) fordert im aktuellen Tarifstreit eine Lohnsteigerung von über 6 Prozent und mehr Mitsprache in Personalfragen. Die Deutsche Flugsicherung (DFS) hatte der Gewerkschaft vor dem Wochenende drei Gesprächstermine angeboten, den ersten für den kommenden Montag. Das Unternehmen stehe am kommenden Montag, dem 8. August, sowie am 11. und 15. August für Gespräche zur Verfügung. Ein neues Tarifangebot gebe es vorerst nicht - Basis für die Verhandlungen solle die vor einer Woche nachgebesserte Offerte sein, hieß es.
Weil die Arbeitgeber zuletzt kein neues Angebot vorgelegt hatten, wollte die GdF keinen der angebotenen Termine wahrnehmen und beharrte auf der neuen Streikandrohung der Fluglotsen. Damit stehen die Zeichen im deutschen Flugverkehr ab nächster Woche wieder auf Streik.
Das neue Gesprächsangebot reicht den Arbeitnehmervertretern bei weitem nicht. "Die Situation hat sich dadurch überhaupt nicht verändert", sagte GdF-Verhandlungsführer Dirk Vogelsang. Die Flugsicherung habe inhaltlich nichts Neues geboten. Ein "substanziell verbessertes Tarifangebot" sei aber Voraussetzung für die GdF, um an den Verhandlungstisch zurückzukehren. Ansonsten werde wie geplant Anfang nächster Woche gestreikt. Die Arbeitsniederlegung werde 24 Stunden vorher angekündigt.
Ursprünglich wollten die Fluglotsen am Donnerstag für sechs Stunden streiken - etwa 2500 Flüge wären betroffen gewesen, Zehntausende Passagiere hätten an den Airports festgesessen. Ein Gericht verbot den Streik jedoch kurzfristig. Flughafenbetreiber und Fluggesellschaften mussten binnen weniger Stunden von ihren vorbereiteten Streikflugplänen umstellen auf Normalbetrieb. Der Reiseverkehr verlief dennoch weitgehend störungsfrei.
Der Tarifstreit zwischen Gewerkschaft und Flugsicherung hatte sich über Monate zugespitzt und war zuletzt eskaliert. Die Lotsen fordern mehr Gehalt und bessere Arbeitsbedingungen - allen voran weniger Überstunden. Wegen des angedrohten Streiks hatten die Fluggesellschaften ein Chaos auf den deutschen Flughäfen mitten in der Hauptreisezeit befürchtet.
Quelle: ntv.de, AFP/rts