Wirtschaft

Lange Gesichter bei Fresenius Rhön-Übernahme gescheitert

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(Foto: picture-alliance/ dpa)

Am Ende ist die Hürde zu hoch: Fresenius scheitert beim Versuch, mit der Übernahme von Rhön-Klinikum Deutschlands größten Krankenhauskonzern zu schmieden. Viel fehlt nicht bis zur selbst gesteckten Hürde von 90 Prozent der Anteile. Dass es am Ende doch nicht reicht, liegt auch an Querschüssen des Rivalen Asklepios.

Der Kauf der Krankenhauskette Rhön-Klinikum durch Fresenius ist geplatzt. Der Bad Homburger Gesundheitskonzern scheiterte mit dem Vorhaben an der selbst gesteckten hohen Annahmeschwelle. Zwar konnte der Konzern bis zum Ende der Annahmefrist 84,3 Prozent des Grundkapitals und der Stimmrechte erzielen, das war aber zu wenig für den Erfolg. Die Bad Homburger hatten zur Bedingung für die Übernahme eine Mindestannahmequote von 90 Prozent plus eine Aktie gemacht.

Schon am Mittwochmittag - einen halben Tag vor Ende der Übernahmeofferte - hatte sich abgezeichnet, dass es für Fresenius eng werden könnte. Der Eigentümer des Helios-Wettbewerbers Asklepios Bernard Broermann hatte an diesem Tag überraschend mitgeteilt, gut 5 Prozent an Rhön-Klinikum zu halten. Erfahrungsgemäß erreicht ein Übernahmeangebot nie alle Kleinaktionäre. Markteilnehmer hatten zudem ein ungewisses Verhalten von Hedge-Fonds unterstellt. Ein Platzen des Vorhabens wurde immer wahrscheinlicher.

Seinen Einstieg hatte der Asklepios-Eigentümer mit dem Erhalt von gestalterischem Spielraum bei Rhön-Klinikum begründet. Denn hätte das Angebot geklappt, wäre mit der Fresenius-Tochter Helios und Rhön-Klinikum der mit Abstand größte deutsche Klinikkonzern entstanden mit deutlicher Finanz- und Marktmacht. Asklepios wäre ins Hintertreffen geraten.

Hürde zu hoch

Am 18. Mai hatte Fresenius den Aktionären der Rhön-Klinikum AG ein freiwilliges Übernahmeangebot unterbreitet und die Zahlung von 22,50 Euro je Rhön-Aktie in bar angeboten. Für alle ausstehenden Aktien wollte der Konzern rund 3,1 Mrd. Euro zahlen. Wegen der hohen Annahmeschwelle war von einigen Marktbeobachtern bereits damals befürchtet worden, dass Fresenius sein Ziel verfehlen könnte.

Die hohe Hürde wollte Fresenius schaffen, um bei Rhön-Klinikum Handlungsfreiheit zu haben und das Unternehmen von der Börse nehmen zu können. Die Satzung des fränkischen Klinikbetreibers sieht nämlich für alle wichtigen Beschlüsse auf der Hauptversammlung eine Mehrheit von 90 Prozent des vertretenen Kapitals vor.

Fresenius-Chef enttäuscht

Fresenius will nun seine Handlungsmöglichkeiten in den kommenden Tagen eingehend prüfen. Das Unternehmen sei weiterhin von den großen Vorteilen eines Zusammenschlusses von Rhön-Klinikum und Helios überzeugt, hieß es. "Die große Mehrheit der Rhön-Klinikum-Aktionäre hat unser Angebot angenommen. Daher ist es bedauerlich, dass es blockiert wurde, ohne eine konstruktive Alternative aufzuzeigen", sagte Fresenius-Chef Ulf M. Schneider.

Ein Fresenius-Sprecher betonte, es sei weiter das Ziel, den Zusammenschluss zustande zu bringen. "Es gibt keine konkreten Pläne, aber wir prüfen verschiedene Möglichkeiten."

Das erhebliche Handelsvolumen am letzten Tag der Annahmefrist, ausgelöst durch die Meldung über den Anteilsbesitz der Asklepios Kliniken, habe die Annahme und Abwicklung des Angebots beeinträchtigt, so Fresenius.

Helios will jetzt seine Wachstumsstrategie fortsetzen. Das Unternehmen sehe sich bestens positioniert, aus eigener Kraft zu wachsen und an der Privatisierung des deutschen Krankenhausmarkes aktiv teilzunehmen.

Was macht Broermann?

Asklepios-Eigner Bernard Broermann hat mit dem Aktienpaket ein Faustpfand, wenn es zu weiteren Gespräche über Zusammenschlüssen in der Branche kommen sollte, sagen Experten. "Mit dem Anteil von fünf Prozent hat Asklepios auf jeden Fall eine Sperrminorität für einen Squeeze-out bei Rhön", erklärte LBBW-Analyst Timo Kürschner. Er hält es jedoch auch für möglich, dass Fresenius den Asklepios-Gründer Broermann in Verhandlungen zum Einlenken bewegen könnte. "Das müsste dann aber im Rahmen eines neuen Angebots geschehen."

Auch andere Optionen werden in der Branche heiß diskutiert. Könnte Broermann Asklepios an Rhön verkaufen und sich anschließend an dem neuen Gebilde beteiligen? Verhandlungen darüber waren 2011 Finanzkreisen zufolge gescheitert, weil Broermann lediglich eine Kooperation eingehen wollte. Wegen der staatlichen Einsparungen im Gesundheitssystem und der immer schwierigeren Übernahme öffentlicher und kirchlicher Kliniken wird der Konsolidierungsdruck am Krankenhausmarkt laut Experten aber hoch bleiben. Rhön-Gründer Münch hat auf der Hauptversammlung Mitte des Monats bereits angekündigt, andersartige Zusammenschlüssen auszuloten, falls der Verkauf an Fresenius scheitert. Er möchte einen Konzern mit einem flächendeckenden Kliniknetz in Deutschland formen, der eine private Zusatz-Krankenversicherung anbieten kann.

Für zahlreichen Hedgefonds ist das Platzen der Fresenius-Übernahme eine empfindliche Schlappe. Bekannte Investoren wie John Paulson, der mit seinen Wetten gegen US-Ramsch-Hypotheken Milliarden verdiente, waren in den vergangenen Wochen bei Rhön eingestiegen und wollten die Aktien mit einem kleinen Gewinn an Fresenius weiterreichen. Der Kurs-Einbruch seit Mitte der Woche dürfte ihnen deutliche Verluste eingebrockt haben. Viele von ihnen hoffen nun auf eine neue Offerte von Fresenius.

Quelle: ntv.de, nne/DJ/rts

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