
"Menschen machen ja auch nichts perfekt", verteidigt Benny Bennet Jürgens seinen Ansatz.
(Foto: Matthias Friel)
Nect will die Identität der Menschen digitalisieren. Die Video-Ident- und Post-Ident-Verfahren seien einfach zu langsam und zu teuer, sagt Startup-Gründer Jürgens bei ntv. Deswegen habe er eine Alternative entwickelt, die Künstliche Intelligenz nutze, um die Prüfung durchzuführen.
Als Benny Bennet Jürgens auf die Pannen der staatlich initiierten Ausweis- und Führerschein-Apps angesprochen wird, muss er lachen. "Es zeigt doch, dass manche Dinge in der Privatwirtschaft ganz gut untergebracht sind", sagt der Gründer des Identität-Startups Nect im ntv Podcast "So techt Deutschland". Gerade im Sicherheitsbereich zeige sich eklatant, dass "der gesamte Verwaltungsapparat nicht auf Digitalisierung ausgelegt ist".
Jürgens hat es sich zur Aufgabe gemacht, die Identität der Menschen zu digitalisieren. Die Video-Ident- und Post-Ident-Verfahren seien einfach zu langsam und zu teuer. Mit Nect habe er eine schnelle Alternative entwickelt, die eine Videoaufnahme des Ausweises auf Echtheit überprüft. Außerdem gebe es eine automatische Überprüfung des Gesichts mit einer Videoaufnahme, sagt der Gründer. "Deswegen nennen wir es Robo-Ident, weil wir eine Künstliche Intelligenz nutzen, um die Prüfung durchzuführen."
"Menschen vertrauen Menschen"
Er verweist darauf, dass es 190 Länder mit Reisepässen gibt: Kein Mensch könne sich all diese Sicherheitsmerkmale merken, behauptet Jürgens. "Einer Maschine bringe ich das einmal bei und dann kann sie sich diese Merkmale bis ins kleinste Detail merken."
Doch bei der Nutzung von Nect besteht ein Problem: "Menschen vertrauen Menschen", sagt Jürgens. Deswegen sei es schwierig gewesen, ein automatisiertes Verfahren an den Markt zu bringen.
Der Nect-Grüner stellt sich dabei eine Frage: Warum erwarten die Menschen bei Technik immer, dass es perfekt sein muss? "Die Menschen machen ja auch nichts perfekt", argumentiert Jürgens. Warum sollten es die Roboter tun? Ein Mensch an der Grenzkontrolle habe auch eine hohe Fehlerquote bei der Identitätskontrolle.
Deutsche Regulierung? "Fluch und Segen zugleich"
Die Deutschen seien in Sachen Technikeinsatz schon sehr vorsichtig. Er könne das sagen, da sein Team aus aller Welt komme. "Vom Brasilianer, Inder, Japaner oder Spanier ist wirklich alles dabei." Man merke schon, dass die Deutschen viele Sachen extrem genau nehmen, sagt Jürgens. Das habe aber auch seine Vorteile, weiß er zu berichten. Die deutsche Regulation werde im Ausland stark angenommen. "Die haben ein Zertifikat vom BSI? Alles klar, machen wir!", erzählt Jürgens. "Das ist Fluch und Segen zugleich."
Wenn man es in Deutschland geschafft hat, schaffe man es gefühlt überall, aber "man müsse es eben in Deutschland erst einmal schaffen", sagt Jürgens mit einem Lachen. Genau wie die Datenschutzgrundverordnung ein Vorbild für einige Länder ist, könne die digitale Identität für Europa eine Chance sein, "ein System mit einer weltweiten Bedeutung aufzubauen", um mal aus Europa ein Thema zu treiben und "nicht immer aus Amerika oder Asien", ist Jürgens überzeugt. Das Thema digitale Identität sei in der Welt noch nicht besetzt.
Ob in Zukunft eine Ausweis-App reicht und wie wir in Zukunft Dokumente auch digital unterschreiben, erzählt Benny Bennet Jürgens in der neuen Folge von "So techt Deutschland"
In "So techt Deutschland" haken die ntv-Moderatoren Frauke Holzmeier und Andreas Laukat bei Gründern, Investoren, Politikern und Unternehmern nach, wie es um den Technologie-Standort Deutschland bestellt ist. Alle Folgen finden Sie in der ntv App, bei RTL+ Musik, Apple Podcasts, Spotify und im RSS-Feed. Auch bei Amazon Music und Google Podcast werden Sie fündig.
Quelle: ntv.de, chr