Expertin rügt "Rosa Finanzen" "Frauen sind nicht unfähiger als Männer"
26.05.2022, 15:08 Uhr
Auch Frauen wissen, wie Rendite geht - oftmals sogar besser als Männer.
(Foto: picture alliance/dpa/AP)
Landesweit investieren gut zwölf Millionen Deutsche an den Finanzmärkten. Nur ein Drittel davon ist weiblich, obwohl Frauen häufiger als Männer unter Altersarmut leiden. Brauchen sie spezielle Finanzprodukte, die ihnen die Angst nehmen? Nein, sagt eine Finanzexpertin.
Mehrere Studien belegen: Erschreckend viele Menschen in Deutschland sind von Altersarmut betroffen, Frauen deutlich häufiger als Männer. Genau aus diesem Grund sollten Frauen ihre Finanzen in die eigenen Hände nehmen und sich aktiv um Vermögensaufbau und Altersvorsorge kümmern - zum Beispiel mit Aktien, wie Finanzexpertin Lisa Hassenzahl von Her Family Office in der neuen Folge des Podcasts "What the Finance?" erklärt.
Landesweit haben im vergangenen Jahr 12,1 Millionen Menschen in Aktien investiert. Laut dem Deutschen Aktieninstitut war aber nur ein Drittel davon weiblich, unabhängig von der Altersklasse: Junge Frauen sind im Umgang mit ihren Finanzen ähnlich zurückhaltend wie ältere. Eine Marktlücke, die die Finanzbranche gerne schließen möchte. Genauso wie sogenannte Finfluencerinnen oder andere echte oder vermeintliche Vorsorgeprofis, die in den sozialen Medien um die Gunst möglicher Anlegerinnen werben. "Rosa Finanzen" nennen sich die speziell auf Frauen zugeschnittenen Finanzprodukte oder Geldanlagetipps.
Der Begriff erinnert nicht ohne Grund an die mittlerweile sehr bekannte Pink Tax. Die pinke Steuer, die Frauen oft unbewusst in Drogerie und Supermarkt zahlen, weil "weibliche" Hygiene- und Gesundheitsprodukte oft teurer sind als "männliche", obwohl sie sich im Kern kaum unterscheiden.
Plakativ einfachere Produkte
Wenige Unterschiede gibt es allerdings auch zwischen vermeintlich männlichen oder weiblichen Finanzprodukten. Oftmals sind "rosa Produkte" einfach plakativ "vereinfacht" worden, wie Lisa Hassenzahl im Podcast erklärt. Ein Klischee, betont die Expertin. "Frauen sind in Bezug auf Finanzen nicht unfähiger als Männer." Dennoch eine anscheinend weit verbreitete Annahme, denn oftmals werden Finanzprodukte mit dem rosa Anstrich auch deutlich teurer.
Frauen brauchen keine anderen ETFs oder Fonds als Männer, davon ist Hassenzahl überzeugt - und kann auf die entsprechenden Daten verweisen: Eine Studie der ING Deutschland zeigt, dass Frauen 2021 zwar weniger Geld als Männer investiert, gleichzeitig aber eine höhere Rendite erzielt haben. Anders gesagt: Männer investieren mehr, Frauen besser.
Unterschiede gibt es dennoch, vor allem in der Herangehensweise. Frauen fühlen sich unsicherer, wollen Zusammenhänge verstehen, wünschen sich eine intensivere Beratung, meiden das Risiko. Wo stehe ich, wo will ich hin? Diese Fragen stellen sich Kundinnen im Gegensatz zu Männern häufiger, sagt Lisa Hassenzahl. An den Finanzmärkten aber gelten die gleichen Spielregeln für alle Produkte und Investments, ob rosa oder nicht.
Im Podcast "What The Finance?" trifft sich ntv-Moderatorin Sabrina Marggraf mit Frauen aus der Finanzbranche und diskutiert spannende Geldfragen. Was tun bei hoher Inflation? Wie investiere ich in digitale Vermögenswerte? Sollte ich das überhaupt? Wie startet man an der Börse?
Quelle: ntv.de