Männer sind keine Geldanlage Frauen müssen vor Altersarmut zittern
31.01.2021, 13:26 Uhr
Das größte Rentenrisiko für Frauen besteht dabei bisher - man muss es einmal so deutlich sagen - in der Heirat.
(Foto: imago/Photocase)
Die Hälfte der deutschen Rentner bezieht eine Niedrigrente. Bei Frauen ist das Risiko für Altersarmut besonders hoch. Woran das liegt und wie sich das ändert lässt, lesen Sie hier.
Rund 990 Euro bekommen Rentnerinnen nach Abzug aller Krankenkassenkosten und Steuern nach 35 Jahren im Berufsleben. Das ist zumindest der bundesweite Durchschnitt. In Ostberlin liegen die Monatseinkommen der Rentnerinnen einen Schnaps darüber, in Niedersachsen und Bayern bleiben dagegen rund 850 Euro zum Leben übrig.
Das dürfte dann vor allem in Großstädten arg knapp werden, wo selbst kleine Wohnungen nicht mehr unter 600 Euro zu haben sind. Mit rund 960 Euro zählt man in diesem Land als arm. Denn laut Statistik liegt die Armutsschwelle - je nach Berechnungen - zwischen 950 und 1050 Euro.
Warum man die Niedrigrente nicht fühlt
Laut Statistiken leben also die meisten Rentnerinnen in Altersarmut, auch wenn viele von ihnen das überhaupt nicht so empfinden. Das liegt an drei Gründen:
Damit der eigene Lebensabend sorgenfrei verläuft, ist rechtzeitige Vorsorge ein Muss. Das Altersvorsorge-Dossier von Capital+ greift deshalb die wichtigsten Grundlagen und Tipps rund um die Rente auf. In sechs Artikeln erfahren Sie Schritt für Schritt, worauf Sie achten müssen und wie Sie für das Alter richtig vorsorgen.
Erstens kommen viele von ihnen oft mit weniger Geld im Monat aus, als es der Durchschnitt der Bevölkerung tut. Mit ihrem wenigen Geld kommen viele Rentnerinnen also oft viel weiter als andere - zumindest wenn sie nicht gerade in der Großstadt leben. Zweitens ist die Monatsrente aus der gesetzlichen Rentenkasse nicht immer das einzige Einkommen, auch wenn die gesetzliche Rente bei Frauen durchschnittlich rund 60 bis 70 Prozent des Alterseinkommens ausmacht. Manche bekommen auch noch Betriebs- oder Witwenrenten, oder Mieteinnahmen. Und drittens leben etliche Frauen nicht allein, sondern sie sind verheiratet oder verpartnert. Deshalb sind ihre Renten nur ein Teil des gemeinsamen Haushaltseinkommens. Und wer einen Partner hat, der ebenfalls 1000 Euro oder mehr beisteuert, der gehört im Alter schon eher wieder zu den Durchschnittsverdienern.
Wenn man aber den aktuellen Zahlen glaubt, liegt fast jede zweite gesetzliche Rente derzeit bei nur 800 Euro, so schlüsselte jüngst das Bundesarbeitsministerium auf. Zudem wird das Rentenniveau künftig noch weiter absinken. Daher wird es für jüngere Generationen also wohl nicht besser.
Das größte Rentenrisiko für Frauen: Heiraten
Man muss hier noch ein paar Zahlen mehr betrachten als die Daten der deutschen Rentenversicherung. Denn, dass Frauen im Vergleich mit viel weniger Geld rechnen können als Männer, liegt oft auch daran, dass ältere Frauengenerationen viel weniger Jahre im Beruf verbracht haben. Während Männer im Schnitt 1171 Euro gesetzliche Rente bekommen, sind es bei Frauen nur 685 Euro. Also nur knapp 60 Prozent der Männerrente.
Das größte Rentenrisiko für Frauen besteht dabei bisher - man muss es einmal so deutlich sagen - in der Heirat. Verheiratete Frauen arbeiten im Schnitt weniger als verheiratete Männer. Und wenn die Familie Kinder bekommt, dann sind es mehrheitlich die Frauen, die dafür zuhause bleiben oder später in Teilzeit gehen. Das schmälert ihre Renten enorm.
Darf man sich also nicht wundern, wenn Frauenrenten so häufig unter die Armutsschwelle abgleiten, wenn Frauen "nur" 30 oder 35 Jahre in die gesetzliche Kasse einzahlen und dann auch noch mit Teilzeitstelle? So einfach ist es nicht, zeigt eine Studie der Universität Duisburg: Selbst wenn Frauen 40, 45 oder mehr Beitragsjahre in Vollzeit einzahlen, bleiben sie in den allermeisten Fällen unter der Armutsschwelle. Dagegen sind Männer in der Regel schon ab 35 Einzahlungsjahren fein raus.
Nicht auf den Partner setzen
Viel aufschlussreicher für die tatsächlichen Lebensumstände ist allerdings das Haushaltseinkommen von Ruheständlern. So besagt beispielsweise die Duisburger Studie: Frauen, die sich haben scheiden lassen, werden deutlich seltener Niedrigrentnerinnen, weil sie bei der Scheidung oft von den hohen Rentenansprüchen ihrer Partner und der Teilung der männlichen Rentenpunkte profitieren.
Künftig wird das allerdings weniger oft der Fall sein. Denn heute heiraten viele finanziell gleichstarke Partner. Das heißt also, dass künftige Rentnerhaushalte entweder mit zwei Niedrigrenten auskommen müssen - oder zwei gute Renten haben.
Insgesamt kann man Frauen nur einen guten Rat geben: Geht arbeiten! Möglichst euer Leben lang. Vor allem aber, auch wenn ihr verheiratet seid. Rund drei Viertel aller Ehefrauen im Rentenalter haben eigene Altersbezüge von nicht einmal 900 Euro. Alleinlebende Frauen dagegen sind deutlich bessergestellt, 41 Prozent von ihnen kommen sogar auf 1300 Euro Monatsrente.
Nun kann man aber das Alleinleben im Alter auch nicht gerade empfehlen. Denn Rentnerpaaren geht es finanziell meist besser als Alleinwohnern - wenn auch nicht viel: Insgesamt leben laut Destatis 30 Prozent aller Rentnerhaushalte eher am unteren Einkommensrand. Auch wenn sie zu zweit sind.
Wird es für künftige Generationen ähnlich aussehen? Laut einer Prognose der Bertelsmann Stiftung zur Altersarmut im Jahr 2036 zählen Frauen weiterhin zu den Risikogruppen. Gerade geschiedene Frauen, die bis zur Rente alleine bleiben, seien akut armutsgefährdet. Zudem gebe es auch viele hoch gebildete Frauen, die für die Kinder ihren Beruf aufgeben, weil sie mit überdurchschnittlich verdienenden Männern zusammenleben. Diese Lebensentscheidung kann man treffen. Aber eine gute Idee für die Rente ist sie nicht.
Dieser Artikel erschien zuerst bei Capital.de.
Quelle: ntv.de