Anforderungen nicht erfüllt Rossija muss Flüge nach Peking streichen
21.12.2023, 15:18 Uhr Artikel anhören
Die Rossija-Mutter Aeroflot soll ihr Kabinenpersonal angewiesen haben, Mängel und Fehlfunktionen der Flugzeuge in gewissen Fällen zu ignorieren.
(Foto: picture alliance/dpa/TASS)
Pünktlich zu Weihnachten möchte die russische Fluggesellschaft Rossija mehrere Verbindungen nach Peking aufnehmen. Daraus wird nichts. Der zuständige Flughafenbetreiber verweigert die Annahme und Durchführung der Flüge - ein weiterer Nackenschlag für die russische Luftfahrt.
Die russische Fluggesellschaft Rossija muss ihre Flüge aus sibirischen und fernöstlichen Regionen nach Peking absagen, weil nicht genannte Anforderungen des chinesischen Flughafenbetreibers nicht erfüllt werden konnten. Die staatliche russische Nachrichtenagentur TASS und das Moskauer Medienhaus RBC berichten übereinstimmend, dass die Aeroflot-Tochter Verbindungen von Irkutsk, Krasnojarsk und Wladiwostok in die chinesische Hauptstadt gestrichen habe. Die Routen waren demnach neu und sollten in dieser Woche in Betrieb gehen.
"Rossija musste die Flüge streichen, weil nicht genug Zeit war, um die Verträge und die chinesischen Anforderungen vollständig zu erfüllen", berichtet TASS unter Berufung auf einen Mitarbeiter des Flughafens Krasnojarsk. Ein Beschäftigter des Flughafens in Wladiwostok soll die Angaben bestätigt haben. Die Passagiere der betroffenen Flüge sollen demnach auf andere Verbindungen umgebucht werden, um wie geplant nach Peking zu gelangen.
Um welche Anforderungen es sich handelt, ist nicht bekannt. Laut RBC wurde Rossija am 15. Dezember von der Verwaltung des Flughafens Peking-Daxing informiert, dass Annahme und Durchführung von Flügen verweigert werden, bis "zusätzliche Anforderungen" erfüllt seien. Die russische Airline habe zugesichert, die Einhaltung dieser Anforderungen schnellstmöglich sicherzustellen. Den Angaben zufolge hat die Flughafenverwaltung "nicht kooperiert".
Sicherheitsrelevante Pannen verdreifacht
Die russische Luftfahrt befindet sich in einer schweren Krise. Wie viele andere Airlines auf der Welt setzen auch russische überwiegend auf Maschinen der beiden westlichen Hersteller Airbus und Boeing. Seit dem russischen Angriff auf die Ukraine dürfen diese aufgrund von Sanktionen keine Ersatzteile mehr liefern oder bei Wartung und Service unterstützen.
Fluggesellschaften wie die Rossija-Mutter Aeroflot haben daher bereits im vergangenen Jahr begonnen, ältere Flugzeuge auf der Suche nach Ersatzteilen auszuschlachten. In diesem Jahr sollen mehrere Airlines Berichten zufolge dazu übergegangen sein, Airbus- und Boeing-Flugzeuge seltener zu warten. Im Mai wurde gemeldet, dass unter anderem Aeroflot das Kabinenpersonal angewiesen habe, Mängel und Fehlfunktionen der Flugzeuge in gewissen Fällen zu ignorieren.
Die Ergebnisse sind ernüchternd: Im August saßen Hunderte russische Urlauber mehr als zwei Tage in der Türkei fest, weil zwei Boeing 777 der Airline Red Wings streikten. Im Oktober musste ein Airbus A320 der Ural Airlines mit 165 Menschen an Bord aufgrund von technischen Problemen in der sibirischen Tundra notlanden. Anfang Dezember musste eine Boeing 777 der Fluggesellschaft S7 kurz nach dem Start im sibirischen Nowosibirsk mit einem Triebwerksschaden notlanden. Nur einen Tag zuvor musste ein Frachtflugzeug wegen eines Triebwerksfeuers in Sibirien notlanden.
Eine Auswertung der "Nowaja Gaseta Europa" und des US-amerikanischen Nachrichtenmagazins "Newsweek" ergab, dass sich die Zahl der sicherheitsrelevanten Vorfälle seit Kriegsbeginn verdreifacht habe. In diesem Jahr gab es demnach bereits 180 Fehlfunktionen und Pannen - Tendenz steigend. Nach Angaben des "Kyiv Independent" wurde allein in der ersten Dezemberwoche elf Störungen in der zivilen Luftfahrt erfasst.
"Am Rande des Kollaps"
Der ukrainische Militärgeheimdienst HUR will jüngst bei einer Cyberattacke die russische Luftfahrtbehörde Rosaviatsia gehackt haben. Aus den gewonnenen Daten geht demnach hervor: Die russische Luftfahrt steht "am Rande des Kollaps".
Die problematischsten Bereiche der russischen Luftfahrt sollen Motoren und Fahrwerke sowie Hydrauliksysteme, Klappen und Software sein. Es gebe "ernsthafte Schwierigkeiten bei der Wartung von Flugzeugen mit hohen Flugstunden". Wegen des Mangels an Fachkräften versuche Moskau, die Flugzeugwartung auf den Iran umzustellen, wo die Arbeiten ohne entsprechende Zertifizierung durchgeführt würden.
Quelle: ntv.de, chr