Oracle-Anwälte bohren nach SAP soll Zinsen zahlen
12.12.2010, 13:14 UhrDer illegale Download von Daten des Rivalen Oracle könnte für den deutschen Softwarekonzern SAP um ein gutes Stück teurer werden als bislang bekannt. Die Kalifornier beanspruchen jetzt zusätzlich zu der Strafzahlung in Höhe von 1,3 Mrd. Dollar satte Zinsen. Es geht um mehr als 200 Mio. US-Dollar.

SAP ist ein gefundenes Fressen für die beteiligten Anwaltskanzleien: Die Rechnung schickt Larry Ellison nach Deutschland.
(Foto: REUTERS)
Nach seinem Sieg vor einem US-Gericht hat der US-Softwarekonzern Oracle seine finanzielle Forderung an den deutschen Konkurrenten SAP nach oben geschraubt. Die offenbar immer noch zutiefst verärgerten Amerikaner schickten dem Walldorfer Dax-Unternehmen eine umfangreiche Rechnung: Oracle verlangt 211 Mio. Dollar Zinsen auf die Schadenersatzsumme in Höhe von 1,3 Mrd. Dollar. US-Richter hatten das deutsche Unternehmen nach einem länger zurückliegenden Datendiebstahl durch eine SAP-Tochter zur Zahlung dieser Summe verpflichtet.
Wie aus Gerichtsunterlagen hervorgeht, sind sich die beiden Seiten uneinig darüber, ob die vom Gericht festgelegte Schadenersatzsumme Zinsen für die Zeit vor der Verurteilung wegen Urheberrechtsverstößen beinhaltet. Eine derartige Forderung sei "Routine", stellten Oracles Anwälte in einer Eingabe an das zuständige Gericht fest. SAP wies die Zinsforderung in einer Erklärung zurück: "Wir glauben nicht, dass Oracle zu irgendeiner Entschädigung berechtigt ist, die über das endgültige Gerichtsurteil in diesem Fall hinausgeht."
Anwälte für 120 Mio. Dollar
Ohnehin ist der Fall für SAP weit kostspieliger gewesen als das Gerichtsurteil vermuten lässt. Die Deutschen hatten sich als Zeichen des guten Willens im Vorfeld bereiterklärt, Oracles Anwaltskosten in Höhe von 120 Mio. Dollar zu übernehmen. Alles in allem würden die Kosten des Verfahrens im schlimmsten Falle damit auf weit mehr als 1,6 Mrd. Dollar steigen. Umgerechnet wäre das eine Belastung von 1,2 Mrd. Euro - den Imageschaden nicht mit eingerechnet.
SAP war mit der Übernahme der Software-Wartungsfirma TomorrowNow im Jahr 2005 in den Schlamassel geraten. Mitarbeiter von TomorrowNow hatten nach dem Kauf in großem Stil unrechtmäßig Updates bei Oracle heruntergeladen. Oracle klagte 2007 mit dem Vorwurf des Datendiebstahls und bekam Ende November vor einem Geschworenengericht Recht.
Oracle argumentiert bei seiner Zusatzforderung, dass die vom Gericht zugesprochenen 1,3 Mrd. Dollar die ausgefallenen Lizenzzahlungen für die heruntergeladene Software seien. Da die Fälle in den Jahren 2005 und 2006 stattgefunden hätten, würden entsprechende Zinsen bis heute fällig.
Noch ist das Urteil nicht rechtskräftig und SAP erwägt, in Berufung zu gehen. Die Deutschen hatten die Verfehlungen zwar im Grunde zugegeben und auch die Verantwortung für das Fehlverhalten der Tochtergesellschaft übernommen. Doch bezifferten sie den entstandenen Schaden auf lediglich gut 40 Mio. Dollar.
SAP ist der Weltmarktführer für Unternehmenssoftware. Damit steuern Firmen ihre Geschäftsprozesse, etwa die Buchhaltung oder die Kundenverwaltung. Oracle-Chef Larry Ellison gab in den vergangenen Jahren dutzende Milliarden Dollar für Zukäufe aus, um aufzuholen. Der Milliardär gilt als aufbrausend. Er lässt keine Gelegenheit aus, seine deutschen Mitbewerber zu attackieren.
Quelle: ntv.de, dpa/rts