IBM schluckt "Cloud"-Spezialisten Salesforce kauft die "Zukunft"
04.06.2013, 19:52 Uhr
Zweieinhalb Milliarden Dollar für die "Zukunft der Vermarktung": Salesforce-Chef Marc Benioff.
(Foto: REUTERS)
Für die Wall Street ist es der derzeit wichtigste Megatrend im Internet: Mit milliardenschweren Großeinkäufen sichern sich Unternehmen wie Salesforce, Oracle und IBM solide und etablierte Standbeine im Cloud-Geschäft.
Der Cloud-Computing-Pionier Salesforce setzt seine Einkaufstour mit der 2,5 Mrd. Dollar schweren Übernahme des Marketingsoftware-Herstellers Exacttarget fort. Salesforce-Chef Marc Benioff sprach vom wichtigsten Kauf in der Geschichte des Unternehmens.
Salesforce will mit dem milliardenschweren Großeinkauf seine Position im Geschäft mit sozialen Medien stärken. Exacttarget bietet Software via Internet an, mit der Unternehmen potenzielle Kunden gezielt mit Namen ansprechen und Werbekampagnen in sozialen Netzwerken fahren können. Das Motto der Experten für Zielgruppen-Ansprache im Internet lautet "The Future of Marketing".
Alles andere als organisch
Exacttarget ist für Benioff und Salesforce bei weitem nicht der erste Firmenkauf: 2012 übernahm das US-Unternehmen bereits Buddy Media, die großen Marken dabei hilft, Seiten auf Facebook und Twitter zu betreiben. Insgesamt ist Exacttarget damit bereits der achte Zukauf von Salesforce binnen eines Jahres.
Der Kaufpreis beläuft sich je Exacttarget-Aktie auf 33,75 Dollar. Das ist ein Aufschlag von mehr als 50 Prozent gegenüber dem Schlusskurs vom Montag. Im Handelsverlauf am Dienstag schossen die Exacttarget-Titel um fast 53 Prozent in die Höhe auf bis zu 33,71 Dollar. Salesforce dagegen rutschten dagegen zeitweise um 3 Prozent ab.
Cloud-Computing gilt als das große Zukunftsgeschäft für Anbieter von Unternehmenssoftware. Im Prinzip dreht sich dabei alles um die Auslagerung von Speicherkapazität vom Anwender ins Internet. Unternehmen oder private Kunden nutzen dabei die gewünschte Software über die Datenwolke ("Cloud") im Internet. Die teils großvolumigen Programme müssen dazu nicht mehr extra auf den Computern vor Ort installiert und gespeichert werden. Vertrieb, Handel und Betrieb laufen online - mit entsprechenden Kostenvorteilen.
Den Trend haben auch die Schwergewichte längst erkannt: Europas Branchenprimus SAP und der US-Rivale Oracle versuchen in diesem Bereich ebenfalls mit Zukäufen Boden zu gewinnen.
IBM kauft Serverfarm-Dienstleister
Selbst der US-Hightech-Konzern IBM bemüht sich, sein Cloud-Geschäft auf diese Art und Weise so schnell wie möglich auszubauen: Der Wall-Street-Riese gab am Dienstag die Übernahme der Firma Softlayer bekannt, die ihren 21.000 Kunden IT-Ressourcen als Dienstleistung anbietet und dafür 13 Rechenzentren in den USA, Asien und Europa unterhält. Ein Kaufpreis wurde nicht genannt. In diesem Geschäft, das als "Infrastructure as a Service" bezeichnet wird, hat bislang Amazon eine führende Stellung.
"Das ist eine ganz klare Fokussierung und Stärkung, ein konsequenter weiterer Ausbau unseres Cloud-Portfolios", sagte die Leiterin des Cloud-Geschäfts von IBM im deutschsprachigen Raum, Susan Volkmann, der Nachrichtenagentur dpa. Damit könne den IBM-Kunden die ganze Bandbreite im Cloud Computing besser zur Verfügung gestellt werden als bisher. Ein Schwerpunkt des IBM-Geschäfts in der Cloud, also in der Bereitstellung von IT-Diensten aller Art über das Netz, liegt bei der Mietsoftware, in der Branche als "Software as a Service" bezeichnet.
Softlayer ist nicht an der Börse notiert, wurde 2005 gegründet und gehörte bislang mehrheitlich dem kalifornischen Investor GI Partners. Das Unternehmen habe sich von Anfang an auf die Bereitstellung von Infrastruktur in der Cloud konzentriert, sagte Volkmann. Mit "Infrastructure as a Service" werde Hardware für den Kunden weniger wichtig, erklärte IBM-Manager Kurt Rindle. "Aber natürlich muss ein Provider in Hardware investieren."
IBM hat eine führende Stellung in der Produktion von Servern, Rechnern für Unternehmen und Hochschulen. Auch der Server-Hersteller Oracle hat in diesem Monat angekündigt, sein Cloud-Geschäft forcieren zu wollen.
IBM erhebt die "Cloud" zum Geschäftsbereich
IBM mit Sitz in Armonk bei New York hat in den vergangenen fünf Jahren mehr als 4,5 Mrd. Dollar in die Übernahme von mehr als ein Dutzend Cloud-Firmen gesteckt. Jetzt gab IBM auch die Bildung eines eigenen Geschäftsbereichs mit der Bezeichnung "Cloud Services" bekannt.
Selbst für Investoren sollen sich aus dem neuen Geschäftsbereich erhebliche und lohnenswerte Aktivitäten ergeben: Im vergangenen Jahr sei der Umsatz in diesem Bereich um 80 Prozent gestiegen, teilte IBM mit. Bis 2015 sei ein Jahresumsatz im Cloud-Geschäft von 7 Mrd. Dollar zu erwarten.
Quelle: ntv.de, mmo/dpa/rts