Im Rennen um den EZB-Chefsessel Sarkozy lässt Weber hängen
11.10.2010, 16:48 Uhr
Die Unterstützung der Franzosen wäre hilfreich: Bundesbank-Chef Axel Weber.
(Foto: REUTERS)
Bei der Suche nach einem Nachfolger für den im kommenden Jahr aus dem Amt scheidenden EZB-Chef Jean-Claude Trichet stößt das zarte Drängeln der Deutschen in Paris auf diskreten Widerstand. Frankreichs Staatschef Nicolas Sarcozy lässt eine passable Gelegenheit vorüberziehen, sich hinter Bundesbank-Chef Axel Weber zu stellen.

In der Mitte Europas: Frankreichs Präsident Sarkozy bekam beim ASEM-Treffen Anfang Oktober einen Sitzplatz zwischen Bundeskanzlerin Merkel (links) und Finnlands Premierministerin Mari Kiviniemi.
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Bundesbankchef Axel Weber bekommt im Rennen um die Nachfolge von EZB-Präsident Jean-Claude Trichet keine Starthilfe aus Frankreich. Vor einem Treffen mit dem ebenfalls als Kandidaten für die Position an der EZB-Spitze gehandelten italienischen Notenbankchef Mario Draghi ließ Frankreichs Präsident Nicolas Sarkozy mitteilen, das Rennen habe aus seiner Sicht noch gar nicht begonnen.
Die italienische Zeitung "Corriere della Sera" hatte berichtet, die Nachfolge Trichets stehe bei dem Treffen in Paris auf der Tagesordnung. Laut Sarkozys Amt dient das Gespräch jedoch nur der Vorbereitung des G20-Gipfels in Seoul im November.
Rein privates Arbeitsessen?
Draghi bereitet als Chef des Finanzstabilitätsrats im Auftrag der 20 größten Industrie- und Schwellenländer Vorschläge für umfassende Reformen des Finanzsystems vor. Frankreich übernimmt unmittelbar nach dem für den 11. und 12. November terminierten Gipfeltreffen den Vorsitz der G20.

Geldpolitiker aus Italien: Mario Draghi, derzeit Chef der italienischen Zentralbank.
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"Corriere della Sera" berichtet unter Berufung auf Insider weiter, Weber werde sich am 24. November bei einem als privat bezeichneten Arbeitsessen in der Residenz des deutschen Botschafters in Paris hochrangigen Vertretern der französischen Politik, Finanzwelt und Industrie vorstellen.
Daran sollten unter anderen Finanz- und Wirtschaftsministerin Christine Lagarde sowie Elysee-Generalsekretär Claude Gueant teilnehmen.
Eine Sprecherin der Bundesbank sagte, ihr Haus kommentiere den Bericht nicht. Lagarde hatte bereits im Sommer eine frühzeitige Festlegung auf einen Kandidaten für die Nachfolge Trichets abgelehnt. Trichets Amtszeit läuft im Herbst 2011 aus.
Quelle: ntv.de, rts