Griechenland-Umschuldung Schäuble sorgt für Wirbel
17.04.2011, 08:48 UhrDie Spekulationen über angebliche deutsche Pläne für eine Umschuldung Griechenlands reißen nicht ab. IWF-Chef Strauss-Kahn und der griechische Finanzminister Papakonstantinou gegen auf Distanz zu Wolfgang Schäuble. Dieser hält "weitere Maßnahmen" in dieser Frage für möglich. Auch die Finanzmärkte sind vom Athener Sparkurs nicht überzeugt.
Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble hat mit einem Interview zur Schuldenkrise in Griechenland für erheblichen Erklärungsbedarf am Rande des Frühjahrstreffens von Internationalem Währungsfonds (IWF) und Weltbank gesorgt: IWF-Chef Dominique Strauss-Kahn und der griechische Finanzminister Giorgos Papakonstantinou waren bemüht, Spekulationen über eine Umschuldung des südeuropäischen Landes zu entschärfen.
Eine Umschuldung komme nicht in Frage, sagte Papakonstantinou. Es gebe keine derartige Diskussion. Auch Strauss-Kahn wies die Gerüchte zurück: An der Haltung, dass Griechenland sich mit einem harten Sparkurs und nicht über eine Umschuldung sanieren werde, habe sich "nichts geändert". Der Europa-Direktor des IWF, António Borges, erklärte, dass Griechenland durch Privatisierungen über alle Mittel verfügen werde, die es benötige.
Schäuble hatte die Spekulationen über eine mögliche Umschuldung Griechenlands in einem Interview mit der "Welt" angeheizt. Der CDU-Politiker hatte darin gesagt, dass "weitere Maßnahmen" ergriffen werden müssten, sollte die nächste Überprüfung des griechischen Sparkurses durch EU und IWF im Juni zu dem Ergebnis kommen, dass "die Schuldentragfähigkeit in Zweifel zu ziehen sei". Der Minister warf den "angelsächsischen Medien" am Rande der Frühjahrstagung vor, seine Aussagen falsch interpretiert zu haben.
Chinesen drängen Europäer
Als Zeichen der Zweifel der Finanzmärkte am Erfolg der Haushaltssanierung in Athen waren die Zinsen für griechische Staatsanleihen zuletzt auf Rekordwerte geklettert. Papakonstantinou räumte ein, dass es im Moment "viele Turbulenzen" auf den Märkten gebe. Allerdings dürfe niemand den Willen der sozialistischen Regierung in Athen unterschätzen, die "sehr schwere Arbeit" fortzusetzen.
Griechenland sitzt auf einem Schuldenberg in Höhe von 340 Milliarden Euro. Obwohl das Land im vergangenen Jahr Finanzhilfen von EU und IWF über 110 Milliarden Euro zugesprochen bekam, ist unklar, ob die Regierung in Athen diese Schulden alleine in den Griff bekommt. Bei einer Umschuldung müssen die Gläubiger des Landes auf einen Teil ihres Geldes verzichten.
China verlangte von den europäischen Staaten unterdessen mehr Einsatz bei der Haushaltssanierung. Die chinesische Delegation beim Frühjahrstreffen rief die Europäer auf, ihre Bemühungen beim Schuldenabbau zu verstärken. "Um die mit der Staatsverschuldung verbundenen Risiken zu verringern, sind effizientere Maßnahmen notwendig", sagte Chinas Vize-Zentralbankchef Yi Gang. Die Schuldenkrise in Europa sei weiter ernst.
Quelle: ntv.de, AFP