Analysten immer mutiger Schnellere Erholung erwartet
14.07.2010, 15:35 UhrDie deutsche Wirtschaft wird in diesem Jahr wohl um zwei Prozent wachsen. Das ergibt eine neue Umfrage unter Analysten. Für das kommende Jahr rechnen sie mit einer Wachstumsrate von 1,6 Prozent.

Ein Mechaniker überprüft in Oberhausen bei MAN-Turbo die Schaufeln einer Turbine.
(Foto: picture alliance / dpa)
Die deutsche Wirtschaft erholt sich wohl deutlich schneller als erwartet von der schwersten Rezession seit Gründung der Bundesrepublik. Für das laufende Jahr sagen Analysten im Schnitt ein Wachstum von zwei Prozent vorher. Sie sind damit deutlich optimistischer als im April.
Allerdings dürfte der Höhepunkt des Aufschwungs schon überschritten sein: Ab dem Sommerquartal rechnen die Experten nur noch mit moderaten Wachstumsraten. Für 2011 halten sie lediglich ein Plus von 1,6 Prozent für möglich. Das Wachstum kommt dabei aber auch in Zukunft vor allem aus dem Ausland.
"Für einen selbsttragenden Aufschwung sind die Binnenkräfte zu schwach", resümiert Peter Leonhardt von der Dekabank. Denn der private Konsum hinkt der Erholung hinterher, nach dem Ende der Abwrackprämie dürfte der private Verbrauch im laufenden Jahr um 0,9 Prozent sinken. Ein Grund für die Schwäche des privaten Verbrauchs sei der Druck, der trotz des stabilen Arbeitsmarktes auf den Einkommen laste, sagte WestLB-Experte Jörg Lüschow.
Die Zahl der Arbeitslosen gehe zwar zurück, es entstünden aber vor allem neue Teilzeitjobs, zudem drückten die Unternehmen auf die Kosten, sagte der Analyst. Ab dem zweiten Halbjahr kämen dann auf die Verbraucher neue Belastungen durch höhere Gesundheitskosten sowie steigende Preise zu. Erst ab der zweiten Jahreshälfte 2011 sei eine Belebung des Konsums in Sicht, sagte Lüschow. Die Experten rechnen für das gesamte kommende Jahr mit einem Anstieg der privaten Ausgaben um 0,9 Prozent.
Günstigere Aussichten für Investitionen
Für Dämpfer sorgt nach Einschätzung der Experten auch das Auslaufen der Konjunkturprogramme, das etwa den Bau belasten dürfte. Dazu kommen die Sparbemühungen der Bundesregierung, die bis 2014 80 Milliarden Euro einsparen will. "Die Hoffnungen für die Binnenkonjunktur liegen nun bei den Investitionen", sagte Lüschow. Dafür seien die Aussichten aber gut, sagte Jürgen Michels von der Citigroup: Gestützt von den weiterhin hohen Exportzuwächsen dürften die Unternehmen wieder ausgabefreudiger werden.
Denn die weltweite Nachfrage nach Produkten "Made in Germany" ist ungebrochen. Im laufenden Jahr dürften die Ausfuhren um 9,9 Prozent zulegen; 2011 ist ein weiteres Plus von 6,2 Prozent zu erwarten. Damit wäre der Einbruch von 14,2 Prozent vom Krisenjahr 2009 in etwa wieder aufgeholt.
Die Sparbemühungen in den Euro-Ländern bremsten zwar deren Nachfrage, sagte Simon Junkers von der Commerzbank. "Dies wird aber durch die rasant steigende Nachfrage aus den Schwellenländern mehr als kompensiert." Ein Rückfall in die Krise sei daher nicht zu erwarten, sagte Dekabank-Experte Leonhardt: "Für eine Rezession ist die globale Dynamik - trotz langsamerer Gangart - zu hoch."
Quelle: ntv.de, rts