Wirtschaft

Führungskrise eskaliert "Spiegel" sucht neue Chefs

Nach fünf Jahren ist Schluss: Mathias Müller von Blumencron und Georg Mascolo sind nicht länger Chefs des "Spiegel".

Nach fünf Jahren ist Schluss: Mathias Müller von Blumencron und Georg Mascolo sind nicht länger Chefs des "Spiegel".

(Foto: picture alliance / dpa)

Der "Spiegel" verabschiedet sich von seiner Doppelspitze. Weil sie sich über die Zukunft des Nachrichtenmagazins nicht einigen können, müssen die Chefredakteure Mascolo und Müller von Blumencron ihre Posten räumen. Nun wird fleißig über mögliche Nachfolger spekuliert.

Der "Spiegel"steht vor einer ungewissen Zukunft. Der Verlag des Nachrichtenmagazins hat seine beiden Chefredakteure mit sofortiger Wirkung abberufen und beurlaubt. Grund der Ablösung von Georg Mascolo und Mathias Müller von Blumencron seien "unterschiedliche Auffassungen zur strategischen Ausrichtung".

Das Verhältnis der beiden Chefredakteure galt zuletzt als stark belastet. Für Spannungen in der Doppelspitze kam es Branchenkreisen zufolge auch bei der Frage einer schlüssigen Online-Strategie. Mascolo soll sich für kostenpflichtige Inhalte auf "Spiegel Online" ausgesprochen haben, Müller von Blumencron allerdings deutlich dagegen. Er soll einen Attraktivitätsverlust des Internetportals befürchtet haben. Eine Verlagssprecherin wollte sich am Dienstag nicht dazu äußern.

Deutschlands größtes Nachrichtenmagazin leidet seit Jahren an Auflagenschwund. Zu Amtsantritt von Mascolo und Müller von Blumencron im Jahr 2008 hatte die verkaufte Auflage noch bei mehr als einer Million Exemplaren gelegen, zuletzt betrug sie nur noch 891.000 Exemplare.

Augstein, Steingart oder Prantl?

Jakob Augstein gehört zu den Erben des "Spiegel"-Gründers Rudolf Augstein. Er ist derzeit Herausgeber und Chefredakteur des "Freitag". Für "Spiegel Online" schreibt er die Kolumne "Im Zweifel links".

Jakob Augstein gehört zu den Erben des "Spiegel"-Gründers Rudolf Augstein. Er ist derzeit Herausgeber und Chefredakteur des "Freitag". Für "Spiegel Online" schreibt er die Kolumne "Im Zweifel links".

(Foto: picture alliance / dpa)

Vorerst wird der "Spiegel" nun von den beiden stellvertretenden Chefredakteuren Klaus Brinkbäumer und Martin Doerry geführt. Rüdiger Ditz, Chefredakteur von "Spiegel Online", verantwortet das Nachrichtenangebot im Internet". Über die Nachfolge in der Chefredaktion soll in Kürze entschieden werden.

Aber wer wird der oder die Neue im Chefsessel von einem der einem der wichtigsten Qualitätsblätter Deutschlands? Wem wird es gelingen, das Traditionsblatt und das Onlineportal mitten in der Medienkrise erfolgreich zu verzahnen? Als Kandidaten gehandelt werden unter anderem Jakob Augstein, Sohn von "Spiegel"-Gründer Rudolf Augstein und Mitgesellschafter des Verlags, die Kommunikationswissenschaftlerin Miriam Meckel, "Handelsblatt"-Chefredakteur Gabor Steingart, dpa-Chef Wolfgang Büchner und Heribert Prantl, Innenpolitik-Chef der "Süddeutschen Zeitung". Steingart und Büchner arbeiteten in der Vergangenheit bereits für den "Spiegel".

Von 2001 bis 2009 beim Spiegel, dann Chef bei der dpa und nun wieder zurück nach Hamburg? Wofgang Büchner gilt als Kandidat.

Von 2001 bis 2009 beim Spiegel, dann Chef bei der dpa und nun wieder zurück nach Hamburg? Wofgang Büchner gilt als Kandidat.

(Foto: picture alliance / dpa)

Ganz einfach dürfte die Entscheidung über einen neuen Chefredakteur allerdings nicht werden. Die Gesellschafterstruktur des Nachrichtenmagazins ist komplex. Der Verlag gehört zu 50,5 Prozent der Mitarbeiter-KG. 25,5 Prozent hält Gruner+Jahr, die übrigen 24 Prozent liegen bei den Erben von Rudolf Augstein.

"Exzellente Journalisten"

Seit Tagen wurde in der Branche bereits über einen Rauswurf spekuliert. Das "Hamburger Abendblatt" hatte bereits am Freitag über eine bevorstehende Ablösung der "Spiegel"-Chefredaktion berichtet. Der Geschäftsführer des "Spiegel"-Verlags, Ove Saffe, hatte daraufhin allerdings noch betont, dass keine Entscheidungen über mögliche Veränderungen in der Chefredaktion gefallen seien.

Mascolo und Müller von Blumencron hatten seit 2008 eine Doppelspitze gebildet. Damals löste das Duo nach monatelanger Hängepartie den langjährigen Chefredakteur Stefan Aust ab. Mascolo übernahm 2011 schließlich die alleinige Leitung für das Print-Magazin, Müller von Blumencron verantwortete fortan die digitalen Angebote, einschließlich "Spiegel Online".

Mascolo und Müller von Blumencron arbeiteten seit mehr als 20 Jahren für die Medien der "Spiegel"-Gruppe. Geschäftsführer Saffe würdigte sie in der Mitteilung als "exzellente Journalisten, die in den vergangenen Jahren und in verschiedenen Funktionen innerhalb des Hauses Kreativität und Führungsstärke bewiesen haben".

Quelle: ntv.de, cro/dpa

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