Wirtschaft

Fusion Deutsche Börse-Nyse Euronext Stirnrunzeln bei Almunia

Die EU-Kommission signalisiert der Deutschen Börse und der Nyse Euronext Problembereiche bei ihrer geplanten Fusion. Wettbewerbskommissar Almunia bezieht sich dabei auf die sogenannte vertikale Lösung, also Handel und Abwicklung von Wertpapiergeschäften. Die Abwicklung und die marktbeherrschende Stellung des Unternehmens im Derivate-Geschäft gelten als Knackpunkte.

Joaquin Almunia

Joaquin Almunia

(Foto: picture alliance / dpa)

EU-Wettbewerbskommissar Joaquin Almunia hat Bedenken zu den Fusionsplänen von Deutscher Börse und der Nyse Euronext signalisiert. "Als Wettbewerbskommissar wäre ich ungern gezwungen, eine vertikale Lösung zu akzeptieren", sagte der Spanier im Wirtschafts- und Währungsausschuss des Europäischen Parlaments.

Er bezog sich damit darauf, dass bei dem fusionierten Unternehmen Handel und Abwicklung von Wertpapiergeschäften - und damit die verschiedenen Stufen der Börsengeschäfte - unter einem Dach wären. Zu vertikale Geschäftsmodelle schadeten dem Wettbewerb, ergänzte Almunia.

Die Deutsche Börse und die New Yorker Nyse Euronext wollen sich zum weltgrößten Handelsplatz für Aktien und Derivate mit einem Marktwert von rund 26 Milliarden US-Dollar zusammenschließen. Die Unternehmen haben den Zusammenschluss noch nicht zur fusionsrechtlichen Prüfung bei der EU-Kommission angemeldet. Almunia bekräftigte, der Fall sei sehr komplex und werde von der EU-Kommission eingehend untersucht. Die Deutsche Börse wollte sich dazu nicht äußern.

Die Abwicklung und die marktbeherrschende Stellung des Unternehmens im Derivate-Geschäft gelten als Knackpunkte der europäischen Prüfung. Auf Basis der Bilanzen von 2010 würde das neue Unternehmen etwa 37 Prozent seines Umsatzes mit dem Handel und der Abwicklung von Futures und Optionen erwirtschaften - vor allem in Europa.

"Es geht um die Derivate"

Die Bedeutung des sogenannten Clearing wächst, da die EU per Gesetz eine zentrale Abwicklung eines Großteils der außerbörslichen Geschäfte (Over The Counter, OTC) vorschreiben will. Derzeit bereitet die EU zudem eine Revision der Finanzmarkt-Richtlinie Mifid vor. Der OTC-Handel soll dadurch stärker auf die Börsen verlagert werden.

Ein auf Kartellrecht spezialisierter Rechtsanwalt sagte, dass Almunia offensichtlich eine Botschaft an die beiden Börsenbetreiber sende. "Es scheint um die Derivate zu gehen. Almunia will den beiden Unternehmen offenbar mitteilen, dass sie bereits während der Vorbereitungsphase über eine Lösung nachdenken sollen", sagte Morten Nissen von der in Brüssel ansässigen Kanzlei Bird & Bird.

In der Branche werden die Karten derzeit neu gemischt, da die Unternehmen die Finanzkrise hinter sich lassen. Die Londoner Börse LSE will die kanadische Rivalin Toronto übernehmen. Die Tokioter Börse (TSE) fasst eine Fusion mit ihrer kleineren einheimischen Rivalin Osaka Securities Exchange (OSE) ins Auge. Die alternative Handelsplattform Bats Global Markets kaufte im Februar den Konkurrenten Chi-X.

Quelle: ntv.de, rts

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