Wirtschaft

Deutsch-französisches Possenspiel Streit um "Foie gras"

Nicht nur in Frankreich sehr beliebt: Gänsestopfleber. Die Mastform des Stopfens ist aber umstritten.

Nicht nur in Frankreich sehr beliebt: Gänsestopfleber. Die Mastform des Stopfens ist aber umstritten.

(Foto: picture-alliance/ dpa)

In Deutschland ist die Herstellung von Stopfleber verboten. Verkauft werden darf sie aber. In Frankreich gilt "Foie gras" als "gastronomisches Kulturgut". Nun sorgt die Lebensmittelmesse Anuga für einen politischen Eklat: Sie will die Stopfleber boykottieren und ihr "keine Plattform" bieten.

Frankreich erhöht wegen des Boykotts von Stopfleber bei der Kölner Lebensmittelmesse Anuga seinen Druck auf Deutschland: Der französische Außenhandel-Staatssekretär Pierre Lellouche bat den deutschen Botschafter Reinhard Schäfers zum Gespräch. "Diese Angelegenheit ist alles andere als anekdotenhaft", sagte Lellouche nach dem Gespräch.

Er habe dem Botschafter gesagt, dass die Bundesregierung auf die Veranstalter der Anuga einwirken müsse, die bei der Nahrungsmittelmesse im Oktober keine Stopfleber-Erzeugnisse mehr im Warenverzeichnis aufführen wollen. Deutschland müsse dafür sorgen, dass die Messe sich an europäisches Recht halte und keine Ware diskriminiere.

"Boykott hätte weltweite Auswirkungen"

"Unsere Hersteller müssen vollständig im Warenverzeichnis der Messe vertreten sein", forderte der Außenhandelsstaatssekretär. Von der Branche hingen in Frankreich immerhin 35.000 Arbeitsplätze ab. "Ein Boykott unserer Erzeugnisse hätte weltweite Auswirkungen", warnte Lellouche. In Berlin sollte demnach am Mittwoch ein Treffen mit dem französischen Botschafter stattfinden.

Frankreichs Landwirtschaftsminister Bruno Le Maire hatte vor zwei Wochen gewarnt, dass er nicht zur Eröffnung der Kölner Messe kommen werde, wenn die Stopfmäster tatsächlich ausgeschlossen seien. Zuvor hatten bereits einige Hersteller und Regionalpolitiker im Südwesten Frankreichs gegen den geplanten Boykott bei der weltgrößten Nahrungsmittelmesse protestiert.

"Gastronomisches Kulturerbe"

Eine Sprecherin der Anuga betonte, Stopfleber sei auf der Messe nicht verboten. "Wir haben im Grunde genommen einfach die Türen zugemacht", sagte sie. Die Anuga wolle nicht mehr "Plattform für Foie gras" sein. Die Sprecherin betonte, die Herstellung von Stopfleber sei neben Frankreich nur in drei europäischen Ländern überhaupt noch erlaubt. "Das können wir nicht ignorieren."

Stopfleber ist eine französische Spezialität, die offiziell zum gastronomischen Kulturerbe des Landes gehört. In Deutschland ist ihre Herstellung eine Straftat, weil die Tiere dabei gequält werden. Verkauft werden darf sie allerdings auch hierzulande.

Wichtigster Kunde im Exportgeschäft ist Spanien. Deutschland rangiert nach Belgien und Großbritannien an vierter Stelle. Traditionell werden die meisten Stopfleber-Produkte rund um das Weihnachtsfest verkauft. Dieses Geschäft macht allein bis zu 50 Prozent des Jahresumsatzes aus.

Quelle: ntv.de, AFP/dpa

Newsletter
Ich möchte gerne Nachrichten und redaktionelle Artikel von der n-tv Nachrichtenfernsehen GmbH per E-Mail erhalten.
Nicht mehr anzeigen