Studie zu Steuerreform Studie: Geplante Überstundenregelung nutzt vor allem Männern
24.10.2025, 13:36 Uhr Artikel anhören
Überstundenzuschläge sollen künftig unter bestimmten Bedingungen steuerfrei bleiben.
(Foto: picture alliance/dpa)
Die Bundesregierung plant, Überstunden von der Steuer zu befreien. Die mögliche Neuregelung ist zwar umstritten, würde aber eine Vielzahl an Arbeitnehmern betreffen. Profitieren würden am ehesten Männer, ergibt eine Untersuchung. Das könnte auch gesellschaftliche Folgen haben.
Die von der Bundesregierung geplante Steuerbefreiung für Überstundenzuschläge würde nach einer Untersuchung des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) vor allem Männern zugutekommen. Einer der Gründe dafür ist, dass die Neuregelung nur für Vollzeitbeschäftigte gelten kann. Frauen sind aber viel häufiger in Teilzeit tätig als Männer. "Die Steuerfreiheit wird ganz überwiegend bei Männern ankommen", sagte der IAB-Experte Enzo Weber. Er ist neben Jonas Weik, Susanne Wanger und Yvonne Lott einer von vier Autoren der Studie.
"Da in erster Linie Männer vollzeitbeschäftigt sind, Überstunden leisten können und somit im Schnitt mehr verdienen, könnte sich die Arbeitsteilung in Familien wieder mehr in Richtung einer traditionellen Rollenverteilung - Frauen in Teilzeit und Männer in Vollzeit - entwickeln", heißt es in der IAB-Studie.
Dies widerspreche dem gleichstellungspolitischen Ziel, den Erwerbsumfang von Frauen zu steigern. Denn: Im Rennen um die in vielen Unternehmen nach wie vor dringend benötigten Fachkräfte gelten Frauen als eines von mehreren Potenzialen, die noch gehoben werden können. Vergünstigungen, die bei der Aufstockung des Teilzeitbudgets greifen sollen, könnten dies zum Teil ausgleichen.
Wenige Frauen bereit zu Überstunden
Insgesamt ist die Bereitschaft, künftig an einzelnen Tagen mehr als zehn Stunden zu arbeiten, bei den Beschäftigten sehr schwach ausgeprägt - bei Frauen noch schwächer als bei Männern, auch dann, wenn sie keine Kinder zu betreuen haben. Nur ein Viertel der Frauen - unabhängig von zu betreuenden Kindern - signalisierte in der Befragung Bereitschaft, an einzelnen Tagen mehr als zehn Stunden zu arbeiten. Bei Männern mit Kindern liegt dieser Prozentsatz bei 48 Prozent, bei Männern ohne Kinder bei 38 Prozent.
Die Reform der Bundesregierung gilt als umstritten. Insbesondere auch deswegen, weil die Beiträge zur Sozialversicherung, die auf Überstunden anfallen, häufig in der Summe höher sind als die reine Steuer.
Das IAB hatte in seiner kurz nach Veröffentlichung des Koalitionsvertrages im April dieses Jahres durchgeführten Online-Befragung "Arbeiten und Leben in Deutschland" Antworten von 3800 sozialversicherungspflichtig Beschäftigten im Alter von 18 bis 65 Jahren erhalten.
Quelle: ntv.de, mbr/dpa