Wirtschaft

Nebenwirkungen für Allgemeinheit Studie: Verkehr verursacht Milliardenschaden

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Unfälle verursachen laut Untersuchung mit 41 Prozent den größten Anteil der externen Verkehrskosten.

(Foto: picture alliance/dpa)

Verkehr in Deutschland kostet: 149 Milliarden Euro kommen laut einer Studie pro Jahr zusammen. Die Kosten für Lärm oder Umweltverschmutzung übernimmt allerdings nicht, wer sie verursacht, sondern belasten am Ende die Allgemeinheit.

Der Verkehr belastet die Allgemeinheit in Deutschland einer Studie zufolge durch seine Nebenwirkungen mit fast 150 Milliarden Euro im Jahr. Die Kosten für Unfallfolgen, Lärm, Umweltverschmutzung und Klimaschäden beliefen sich auf 149 Milliarden Euro, teilte die Allianz pro Schiene, die für mehr Bahnverkehr eintritt, in Berlin mit. Sie berief sich auf eine von ihr in Auftrag gegebene Berechnung Schweizer Forscher.

Der Analyse zufolge ist der Straßenverkehr mit fast 95 Prozent beinahe für die gesamte Summe verantwortlich. Der Bahnverkehr verursacht knapp vier Prozent, jeweils knapp ein Prozent steuern die Binnenschifffahrt und der innerdeutsche Luftverkehr bei. Grenzüberschreitende Flüge wurden nicht mit einbezogen, weil Vergleiche nicht möglich sind.

Die Allianz pro Schiene forderte die Bundesregierung zu einer Verkehrswende auf. "Die Gesellschaft zahlt einen gigantischen Preis für die Dominanz der Straße", erklärte Geschäftsführer Dirk Flege. Eine Verlagerung des Verkehrs stärke den Klimaschutz und sorge für eine bessere Luftqualität, zudem sinke die Zahl der Unfallopfer drastisch. "Mutiges Umsteuern" sei billiger als weiteres Zögern.

Die Allianz pro Schiene - ein Bündnis aus Unternehmen, Umweltverbänden, Gewerkschaften, Hochschulen und Verbraucherverbänden - gab die Studie des Schweizer Infras-Instituts in Auftrag. Der Analyse liegt das Konzept der sogenannten externen Kosten zugrunde. So werden die negativen Auswirkungen bezeichnet, die individuelle Handlungen oder wirtschaftliche Aktivitäten für Dritte haben. Sie tauchen in den Kalkulationen der direkt Beteiligten und Nutznießer nicht auf, da sie von der Allgemeinheit kompensiert und bezahlt werden müssen.

Den größten Anteil an den externen Kosten des Verkehrs verursachen der Untersuchung zufolge Unfälle mit 41 Prozent. Der mit 21 Prozent zweitgrößte Kostenblock entfällt auf Aktivitäten, die diesen erst ermöglichen - etwa die Herstellung von Autos oder die Energieerzeugung. Klimakosten folgen mit 18 Prozent auf Platz drei.

Folgekosten beim Autofahren besonders hoch

Der enorme Anteil des Straßenverkehrs ist demnach, nicht allein der großen Zahl von Autos und Lkw in Deutschland zuzuschreiben. Auch in der Betrachtung pro gefahrenem Kilometer schneiden Autofahrer erheblich schlechter ab. Die Folgekosten summieren sich bei ihnen auf elf Cent je Kilometer. Das sei mehr als dreimal so viel wie bei Bahnfahrern, teilte die Allianz pro Schiene weiter mit.

Laut Untersuchung kommt der Bahnverkehr dabei aus methodischen Gründen sogar noch schlechter weg, als er eigentlich ist. Demnach nutzt er einen höheren Anteil an Strom aus erneuerbaren Quellen, was seine Umweltbilanz weiter verbessert. Dies kann aufgrund der gewählten Untersuchungs- und Datenbasis nicht abgebildet werden.

Die Studie liefere Rückenwind für die Politik, jetzt Investitionen und Innovationen für die klimafreundliche Schiene "kraftvoll und verlässlich voranzutreiben", erklärte Geschäftsführer Flege. Den "mit Abstand" größten Hebel biete die Verlagerung hin zu Verkehrsträgern mit geringen externen Kosten. Dazu kämen Effizienzverbesserungen durch technischen Fortschritt - Flege nannte etwa deutlich leisere Güterzüge - sowie die Vermeidung von Verkehr.

"Verkehr produziert nicht nur Kosten"

Die Allianz pro Schiene räumte ein, Verkehr habe auch Nutzen - er komme aber meist unmittelbar den Nutzern selbst zugute. Einen externen Nutzen aber habe etwa der Fußverkehr: Der allgemeine Gesundheitszustand des Fußgängers verbessere sich, seine Produktivität steige, er verursache weniger Kosten im Gesundheitswesen und in den Sozialversicherungen.

Der Obmann der FDP im Verkehrsausschuss des Bundestags, Torsten Herbst, nannte die Studie "einseitig und tendenziös", weil ausschließlich mit den Folgekosten des Verkehrs argumentiert werde, ohne dabei Bedeutung und Nutzen von Mobilität zu berücksichtigen. "Verkehr produziert nicht nur Kosten, sondern generiert vor allem Wohlstand und erfüllt die individuellen Mobilitätswünsche der Bürger", erklärte Herbst. Deutschland brauche kein Gegeneinander der Verkehrsträger, sondern eine sinnvolle Verknüpfung von Straße und Schiene.

Das Klimakabinett der Bundesregierung will bis zum 20. September ein Maßnahmenpaket beschließen. Jedes Ministerium soll für seinen Bereich einen Katalog zum Erreichen der Klimaziele 2030 auf den Tisch legen.

Quelle: ntv.de, ibu/AFP

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